Polizei schlägt Alarm: Die Zahl der Einbrüche steigt wieder

In 965 Wohnungen sind Gauner in diesem Jahr bereits eingestiegen. Die Polizei warnt vor einer deutlichen Zunahme zum Beginn der dunklen Jahreszeit im Herbst. So schützen Sie sich.
Von Ralph Hub |
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Ein Jahr ist es her, dass wildfremde Menschen sich nachts in dem Haus in Berg am Laim herumtrieben, während die Familie für ein paar Tage nach Bad Reichenhall in Urlaub gefahren war.
privat 3 Ein Jahr ist es her, dass wildfremde Menschen sich nachts in dem Haus in Berg am Laim herumtrieben, während die Familie für ein paar Tage nach Bad Reichenhall in Urlaub gefahren war.
Wolfgang Erhardt zeigt Bilder von seinen durchwühlten Schrank.
3 Wolfgang Erhardt zeigt Bilder von seinen durchwühlten Schrank.

München - Die Terrassentür steht weit offen. Schränke und Schubladen sind durchwühlt. Selbst das Schlafzimmer und die Räume der Kinder haben die Einbrecher nicht verschont. Laptop, Geld, Schmuck, Uhren – alles ist verschwunden. Ein Profi braucht nur wenige Sekunden, um in ein Haus einzudringen. Eine unverschlossene Haustüre, ein gekipptes Fenster genügt – schon ist es passiert.

In 365 Wohnungen ist laut Polizei seit Januar in München eingebrochen worden. „Das entspricht einer Zunahme von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, sagt Polizeivizepräsident Werner Feiler. Der Schaden ist enorm. Die Täter erbeuteten in nur zehn Monaten in der Stadt 4,5 Millionen Euro.

Im Schnitt werden in München täglich fünf Einbrüche verübt

Die Täter haben es oft auf Einfamilienhäuser in ruhigen Wohngegenden abgesehen. Meist dringen sie über den Garten auf das Grundstück vor und versuchen dann, über eine der Terrassentüren oder ein ungesichertes Fenster einzusteigen. „Viele Grundstücke sind von der Straße aus schlecht einzusehen, das gibt den Tätern Deckung“, sagt Kriminaldirektor Thomas Fichtner.

Einfamilienhäuser und Erdgeschosswohnungen sind vor allem am späten Nachmittag und abends gefährdet. „Es ist deshalb besonders wichtig, in der Nachbarschaft die Augen offen zu halten, bei verdächtigen Beobachtungen sofort Alarm zu schlagen und die 110 zu wählen“, rät Werner Feiler.

In Mietshäuser steigen Einbrecher dagegen bevorzugt am späten Vormittag oder frühen Nachmittag ein. Thomas Fichtner: „Hier nützen die Täter die Anonymität in großen Wohnanlagen.“ Betroffen ist das gesamte Stadtgebiet, hier vor allem aber die Gegenden, die eine gute Anbindung zu Autobahnen oder Schnellstraßen haben.

Die Polizei ist deshalb dazu übergegangen, vor allem an den Ring- und Ausfallstraße schwerpunktmäßig Autos zu kontrollieren. In Freimann wurden am Dienstagnachmittag zwei Tschechen erwischt, die Aufbruchwerkzeug, Walkie-Talkies und Pfefferspray im Auto hatten.

116 Tatverdächtige wurden in diesem Jahr bereits von der Polizei festgenommen. 66 davon noch in der Nähe des Tatorts, nachdem Anwohner die Polizei verständigt hatten. „Die meisten Einbrüche werden von Banden aus Südosteuropa verübt“, erklärt Polizeivizepräsident Werner Feiler.

Einbruchserie in München: Diebe verursachen Schaden von einer Million Euro

Mit Hilfe mit „Precobs“, einem speziellen Computerprogramm, versucht die Polizei Einbruchsschwerpunkte frühzeitig zu erkennen und dort die Streifen entsprechend zu verstärken. Seit Herbst 2014 wird das System getestet.

Zunächst sank die Zahl der Einbrüche. Im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2014 um 22,7 Prozent. Im Januar 2016 stieg die Zahl der Einbrüche dann allerdings wieder an. Im Herbst nimmt die Zahl der Einbrüche erfahrungsgemäß deutlich zu. Die Polizei wird deshalb die Kontrollen und Streifen in der Stadt und im Umland deutlich verstärken.

Vier Profieinbrecher wurden erst vor wenigen vom Gericht zu Haftstrafen bis zu sechs Jahren verurteilt. „Die Chilenen waren extra aus Südamerika nach Deutschland gekommen, um Einbrüche zu verüben“, berichtet Thomas Fichtner. Sie hatten es vor allem auf Geld, Schmuck und Uhren abgesehen. Die Beute verkauften die Gauner an Hehler oder schickten sie per Post in ihre Heimat.

Alleine in München verübte die Bande im Herbst letzten Jahres 23 Einbrüche mit einer Gesamtbeute von 103 000 Euro. In Stuttgart stiegen sie in 13 Wohnungen ein (15 000 Euro Beute), in Hamburg in drei Wohnungen (2000 Euro Beute). Jetzt sitzen sie im Gefängnis.

 

Münchner Einbruchs-Opfer: "Meine Frau hat Angst"

Wolfgang Erhardt und seine Familie sind Opfer von Einbrechern geworden

Wolfgang Erhardt zeigt Bilder von seinen durchwühlten Schrank.
Wolfgang Erhardt zeigt Bilder von seinen durchwühlten Schrank.
Wolfgang Erhardt zeigt Bilder von seinen durchwühlten Schrank  Foto: rah

Ein Jahr ist es her, dass wildfremde Menschen sich nachts in dem Haus in Berg am Laim herumtrieben, während die Familie für ein paar Tage nach Bad Reichenhall in Urlaub gefahren war. Das Trauma hält bis heute an. „Ein Einbruch kostet die Geborgenheit. Kostet die gefühlte Sicherheit“, sagt Wolfgang Erhardt.

In der Nacht von 5. auf 6. Oktober 2015 war es, als sie einen Anruf von der Polizei bekamen, kaum das sie am Urlaubsort angekommen waren. „Bei ihnen wurde eingebrochen“, sagte ein Beamter. „Wir sind sofort zurückgefahren“, erinnert sich Wolfgang Erhardt. Das Haus war komplett auf den Kopf gestellt worden, alles lag wild durcheinander. Entsetzt standen sie mitten im Chaos. Was Wolfgang Erhardt sofort auffiel, war der Schrank im Erdgeschoss, den die Einbrecher innen vor die Eingangstür geschoben hatten, damit sie bei ihrem Coup niemand überraschen konnte. Anschließend durchwühlten sie alle Zimmer.

„Sie erbeuteten Schmuck, der der Mutter meiner Frau gehört hat, Erbstücke die niemand ersetzen kann“, erzählt der 49-Jährige. Dazu verschwand Geld, ein Tresor – insgesamt dürfte der Schaden bei rund 8000 Euro liegen. Von den Wertsachen ist nie etwas aufgetaucht. Nur die Unterlagen aus dem Tresor wurden ein paar Tage später in einem Altpapiercontainer in der Nachbarschaft gefunden. Die Täter, eine Bande aus Chile, wurde gefasst und verurteilt (siehe Bericht oben).

Während der 49-jährige Bankangestellte den Schock inzwischen gut verarbeitet hat, leidet seine Frau noch immer. „Wenn sie abends vor dem Haus ein Geräusch hört, oder das Licht draußen angeht, schreckt sie sofort hoch“, erzählt Wolfgang Erhardt. Dann ist die Erinnerung wieder da.

„Es ist auch ein furchtbarer Gedanke, dass Fremde jeden Winkel in deinem Zuhause durchwühlt haben, das trifft die tiefste Privatsphäre“, sagt der Familienvater.

Manche Opfer leiden ein Leben lang an den Folgen. Sie fühlen sich in den eigenen vier Wänden einfach nicht mehr sicher. In so einem Fall ist Hilfe von Psychologen erforderlich. Manche ziehen sogar weg, weil sie anders nicht mehr zur Ruhe kommen. Wolfgang Erhardt hat nach dem Einbruch sein Haus mit Einbruchsschutz nachgerüstet. Fenster und Türen sind jetzt besonders gesichert. Rund 2000 Euro hat der Münchner dafür ausgegeben. Die Investition scheint sich gelohnt zu haben. Bisher blieb sein Zuhause von weiteren Einbruchsversuchen verschont.

 

So schützen Sie sich vor Einbrüchen

Arno Helfrich.

Es sind einige simple Verhaltensregeln, die man beachten muss, um sich vor großem Schaden zu schützen“, sagt Arno Helfrich, Erster Kriminalhauptkommissar und Experte zur Präventionsmaßnahmen.

Verhaltensregeln:

Eine Wohnungstür, die nur ins Schlos gezogen ist, oder eine gekipptes Fenster sind wie eine Einladung für einen Einbrecher. Deshalb immer alle Türen und Fenster abschließen. Einige Lampen oder den Fernseher an eine Zeitschaltuhr anschließen, damit der Eindruck erweckt wird, dass jemand Zuhause ist.

Keinesfalls sollte man Wohnungsschlüsssel in der Nähe der Eingangstüre deponieren. Die Gauner kennen alle üblichen Verstecke.

Einbrecher in München! Ein Opfer erzählt

Niemals Leiter oder Werkzeug in der Garage oder im Gartenhaus liegen lassen. das erleichtert Einbrechern nur die Arbeit Wenn man ein paar Tage wegfährt, sollte man die Nachbarn bitten, die Pflanzen zu gießen und den Postkasten zu lassen.

Keine Grüße oder Fotos vom Urlaubsort bei Facebook, Instgram oder ähnlichen Internetdiensten posten. Auch Einbrecher sind online.

Vorsorge:

Die Polizei bietet Beratungsgespäche an, bei denen man sich über sinnvolle Sicherungsmaßnahmen für Häuser und Wohnungen informieren kann. Schlösser zum Nachrüsten von Fenster und Türen sollte man im Fachhandel kaufen. Auch eine Alarmaanlage mit optischen und akustischen Signalen kann Abschrecken.

Staatliche Zuschüsse:

Wer sein Heim absichern will, wird von vater Staat dabei gefördert. Ab einer Sume von 200 Euro gibts einen Zuschuss. Die Summe beträgt zehn Prozent. Der Höchstbetrag liegt bei 1500 Euro. Die staatliche Förderung muss man bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW) beantragen und zwar bevor man mit der Nachrüstung beim Einbruchsschutz beginnt!

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