Pleite-Milliardär: Ohne seine Mutter kann Benko den "Lebensunterhalt nicht mehr finanzieren"

Vor Kurzem gehörte er noch zu den Reichsten der Welt. Nun behauptet René Benko, seine Mutter müsste ihm finanziell unter die Arme greifen: Absurdes aus dem Insolvenzbericht – und wie er sich bei einem Reitturnier getarnt hat.
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René Benko, Gründer des österreichischen Konzerns Signa, lebt seit Jahrzehnten auf großem Fuß.
René Benko, Gründer des österreichischen Konzerns Signa, lebt seit Jahrzehnten auf großem Fuß. © Frank Rumpenhorst/dpa

München/Wien/Innsbruck - Es gibt kaum einen Unternehmer, der derzeit so viele Menschen in Wallung bringt wie der gefallene Immobilien-Guru René Benko aus Tirol. Investoren, ehemalige Freunde und Berater, Banken, Baufirmen, Handwerker – alle sehen ihr Geld wegschwimmen. Angestellte und Beschäftigte seiner Unternehmen und Kaufhäuser haben ihre Jobs verloren oder fürchten um ihre Arbeitsplätze. Nicht wenige fühlen sich betrogen von dem Mann, der ein undurchsichtiges Imperium mit Immobilien und geliehenen Milliarden aufbaute – und das nun zerbröselt.

Die Staatsanwaltschaft München ermittelt wegen Verdachts der Geldwäsche gegen René Benko

Der Kühne-Manager Karl Gernandt wirft dem Tiroler vor, er habe in "Luxemburger Zwischenholdings" Schulden versteckt und ohne Wissen der Investoren Unterfirmen beliehen, "sodass wir faktisch gar keinen Zugriff auf die Immobilien mehr hatten. Nur wussten wir das nicht", sagte Gernandt dem "Spiegel". Für ihn sei dies "letztlich betrügerisch".

Ob strafrechtlich tatsächlich etwas hängenbleibt, wird sich zeigen. Wie berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft München I wegen Verdachts der Geldwäsche gegen Benko. Sie geht Anzeigen nach, nach denen beim geplanten Projekt Corbinian zwischen Stachus und Hauptbahnhof in München ein dreistelliger Millionenbetrag ins Ausland verschoben worden sein soll. Auch in Österreich wird ermittelt: unter anderem wegen schweren Betrugs.

So wollte die Signa zwischen Hauptbahnhof und Stachus bauen. Wegen dieses Projektes ("Corbinian") wird nun ermittelt.
So wollte die Signa zwischen Hauptbahnhof und Stachus bauen. Wegen dieses Projektes ("Corbinian") wird nun ermittelt. © Visualisierung: Filippo Bolognese

René Benko taucht mit Glatze bei einem Turnier auf

Der Mann, dessen undurchsichtige Geschäfte nun Ermittler durchleuchten, ist seit Monaten abgetaucht. Früher sonnte sich Benko im Rampenlicht und umgab sich mit Promis, Politikern und Bewunderern, nun scheut er die Öffentlichkeit. Und taucht er doch mal auf, will er offensichtlich nicht erkannt werden: Am 17. März begleitete Benko seine Teenager-Tochter Noémie zu einer Reitprüfung in Oberösterreich. Und dort trug der berühmte Papa statt seiner bisherigen Frisur plötzlich Glatze. Das berichteten Augenzeugen der AZ. Fotos gibt es davon offenbar keine. 

Nicht nur den Schädel trägt René Benko neuerdings blank, er gibt sich auch so: mittellos. Wie die "Tiroler Tageszeitung" (TT) am Wochenende berichtete, hat Benko angegeben, dass er nur über ein karges Vermögen verfüge. Er sei auf die Hilfe seiner Mutter angewiesen. Benko hatte kürzlich einen Eigenantrag auf Insolvenz als Einzelunternehmer gestellt. Das Landesgericht Innsbruck eröffnete das Konkursverfahren über sein Vermögen.

Benko gibt an, nur 3700 Euro zu verdienen

2023 stand Benko noch auf der Liste der reichsten Menschen der Welt. Das US-Magazin Forbes gab sein Vermögen mit rund fünf Milliarden Dollar an. Nun gibt er sich also – im Vergleich zu früher – mittellos: Laut Bericht des Insolvenzverwalters gibt Benko an, dass er als Beschäftigter von zwei seiner Firmen monatlich 3700 Euro verdiene. Den Lebensunterhalt könne er "nur durch die Unterstützung seiner Familie (insbesondere seiner Mutter) bestreiten". Auf seinen Bankkonten liege nur ein Guthaben "in relativ geringer Höhe", so eine Passage im Insolvenzbericht.

Bis November 2023, so heißt es weiter, habe Benko laut seinen Angaben als "Angestellter" der Signa-Holding monatlich 60.480 Euro brutto verdient. Außerdem bekam er eine jährliche Prämie von 2,5 Prozent der Ergebnisse (vor Steuern) der Signa-Holding. Darüber hinaus kassierte er durch Beraterverträge seiner eigenen Signa-Firmen jährlich Honorare in Höhe von 200.000 bis 300.000 Euro. Allein 2019 verdiente er rund 29 Millionen Euro an Gagen, kam durch einen Untersuchungsausschuss heraus.

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Nicht einmal Immobilien und Grundstücke soll er in Österreich sein Eigen nennen können: Laut Insolvenzbericht taucht er im Grundbuch der Immobilien, die ihm bislang zugeschrieben wurden, nicht als Eigentümer auf. Auch Beteiligungen sind (bislang) offenbar keine nachweisbar. Dabei wurden ihm nobelste Adressen zugeschrieben. Da ist das ehemalige Schlosshotel mit riesigem Anwesen in Innsbruck-Igls, in dem er mit seiner Familie hinter schusssicheren Scheiben lebte.

Innsbruck, Gardasee, Ibiza: Wo die Familie von René Benko residiert 

Diese Villa Steig wurde mittlerweile von der Republik Österreich gepfändet, da Benko jahrelang zu wenig Umsatzsteuer gezahlt haben soll. Offiziell soll sie aber der Privatstiftung gehören, die nach Benkos Tochter Laura benannt ist. Und es gibt noch mehr Luxus-Domizile, von denen viele meinten, sie gehörten ihm: In der Villa Ansaldi in Sirmione am Gardasee feierte er mit Sebastian Kurz (Ex-Bundeskanzler) seinen 40. Geburtstag. Sie soll der Stiftung gehören, die nach Benkos Mutter benannt ist.

Die Villa Steig bei Innsbruck: Das luxuriöse Familiendomizil der Benkos. Die Scheiben sind aus schusssicherem Glas.
Die Villa Steig bei Innsbruck: Das luxuriöse Familiendomizil der Benkos. Die Scheiben sind aus schusssicherem Glas. © Johann Groder/Expa/APA/dpa

Nicht weit entfernt gibt es noch ein Anwesen in einer Feriensiedlung für Superreiche, die mal der Signa gehörte. Familie Benko urlaubte auch gern in einer Villa mit 300 Quadratmetern auf Ibiza, gut bewacht von Security-Personal. Diese Villa "Bora" wiederum gehört offenbar der Stiftung, die auf Benkos Frau Nathalie läuft.

Die Familie wird nicht auf ihren gewohnten Luxus verzichten müssen. Allein das Pferdehobby, dem die reitbegeisterte Ehefrau und ihre Töchter nach wie vor nachgehen, würde monatlich "einen hohen fünfstelligen Betrag" kosten, sagte ein Insider dem Medium "Österreich". Auf Reisen hätten die Benkos ihren persönlichen Trainer dabei.

Zu dem Springturnier in Stadl-Paura, auf das Benko seine Tochter kürzlich mit Glatzkopf begleitete, klingt schon der Vereinsname luxuriös und standesgerecht für eine Milliardärsfamilie. Noémi trat mit ihrem weißen Pony Lilith für die "Champagnereiter-Gesellschaft" an.

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40 Kommentare
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  • Nobbse2710 am 03.04.2024 21:34 Uhr / Bewertung:

    Und wieder als neu deklariert, zum dritten Mal alleine heute.
    "03. April 2024 - 20:57 Uhr | Nina Job"

  • AllesBesser am 03.04.2024 08:48 Uhr / Bewertung:

    Ach, das ist doch geradezu klassisch! Alles auf Familienmitglieder überschreiben, oder auf irgendwelche verschachtelten Briefkastenfirmen irgendwo auf der Welt. Es würde Jahre dauern, die ausfindig zu machen.
    Zwar ist das Bankgeheimnis weltweit aufgeweicht worden, aber Banken reagieren nach wie vor nur auf direkte Anfragen. Eine Behörde müsste also erst einmal wissen, wo und bei wem sie überhaupt anfragen müsste, ob da was liegt.
    Wir sollten also nicht allzu besorgt um sein Wohlergehen sein. Privatinsolvenz anmelden, ein paar Jahre in die "Wohlverhaltensphase" gehen, danach mit blütenreiner Veste nicht mehr ganz so auffällig leben. Ein autobiographisches Buch schreiben, TV-Auftritte und Zeitungsinterviews absolvieren in denen man das charmante Schlitzohr gibt, und damit wieder reich werden.

  • mit-denker am 01.04.2024 00:33 Uhr / Bewertung:

    Benko nach Schneider.... wer erinnert sich noch ? Das nächste Startloch ist doch markiert, mit prestigeträchtigen Architekten verbrämt, oder?
    Wer schult eigentlich unsere - während der von kaufmännischer Seite knallharten Verhandlungen - nicht in moralischen oder vermeintlichen monetären Parametern (blink-blink) verlorenen Entscheidern, sowohl bei Banken als auch im Stadtrat ihre Bedenken (vermutlich vorhanden) in ein klares "NEIN" umzusetzen, bevor etwas passiert. Ich halte mich persönlich gern zur Verfügung, für meine Stadt gern kostenlos, denn ich habe mehrfach in meinem Leben durch klares "NEIN" persönlich größere Geld- und Verluste an Reputation nicht nur gerettet sondern beide Parameter (Geld und Ansehen) verbessert. Aber vermutlich müßte ich dann um Leib und Leben fürchten, oder?

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