Nach Benko-Pleite: Wie es in München für die Mitarbeiter nun weitergeht
München - René Benkos einst so mächtiges Imperium ist in Auflösung begriffen. Am Unternehmenssitz in Wien läuft der große Ausverkauf: Alles, was nicht niet- und nagelfest ist aus der früheren Zentrale der Macht, kommt unter den Hammer. Ein großer Teil ist schon versteigert.
Laut Auktionshaus Aurena.at sind mittlerweile mehr als 1000 Positionen aus der einstigen Zentrale der Signa Holding im Barock-Palais Harrach versteigert worden. Das Beste kommt nun am Schluss: Kommende Woche wird auch die "Beletage" versteigert. René Benko residierte im ersten Stock, hier fädelte er seine Immobiliendeals ein, hier empfing er in protzigem Ambiente seine Geschäftspartner und Gäste.

Damit Gespräche vertraulich blieben, gab's unter anderem eine große abhörsichere Aufbewahrungsbox, in der die Handys gelagert wurden. Auch diese Box kann man nun ersteigern. Wer viel Platz hat, kann auch für einen schalldichten Besprechungsglaskasten mitsteigern.

Unter den Auktionsgegenständen sind auch zwei kleine Schätze aus München: René Benko bewahrte im Zentrum der Macht zwei Sammlermünzen vom FC Bayern auf: eine vergoldete, die an den glorreichen Sieg der Bayern bei der Champions League 2013 in London erinnert. Und eine 29 Gramm schwere versilberte Rekordmeister-Münze. Die Gebote lagen am Dienstag bei 25 und 30 Euro.
Groß schien die Verbundenheit von René Benko zu München nicht gewesen zu sein
Ansonsten scheint Benko keinen all zu großen Fokus auf München gehabt zu haben. Er hatte viele Modelle von geplanten Super-Bauten in Vitrinen ausgestellt: darunter das Chrysler Building und sein Prestigeobjekt Kaufhaus Tyrol. Letzteres hatte ihn in Österreich erst richtig groß gemacht – nun wird es verkauft. Auch der Elbtower in Hamburg war offenbar ein Lieblingsprojekt: Von dem Riesenhochhaus standen im Palais Harrach gleich mehrere Miniaturen herum. In der Auktion ist der Elbtower auch als praktisches Schreibtischmodell zu haben. Gebäudemodelle von Münchner Bauprojekten wie der Alten Akademie oder dem geplanten Bürokomplex am Hauptbahnhof wurden in der Signa-Zentrale offenbar nicht ausgestellt.

Von dem Inventar, das es in Wien noch zu ersteigern gibt, gehören auch Werke des österreichischen Künstlers Erwin Wurm – und natürlich Benkos fast vier Meter langer Schreibtisch mit Steinsockel. Er steht derzeit noch in seinem Büro bzw. in seinem früheren Bürosaal: der Raum ist 100 Quadratmeter groß.

Für Benko-Bewunderer, die sich gern ein Andenken ersteigern möchten, bietet die Auktion von Zuckerportionstütchen mit Signa-Aufschrift auch Geschirr, Gläser und silberne Serviettenringe an. Im Angebot sind auch Zeitschriften, auf denen Benko auf dem Titelblatt prangt. Solche Ausgaben sammelte der Signa-Gründer offensichtlich.
Skurriles ist ebenfalls zu haben: darunter angebrochene Whiskyflaschen, ein Pfefferspray oder zwei Glaskugeln. Ob jemand darin gelesen und vorhergesehen hat, dass es bald vorbei ist?
Die Signa-Holding will sich in München verkleinern
Während in Wien das Leerräumen der einstigen Signa-Zentrale in die letzte Phase geht, ist am Sitz der Holding in München aktuell offenbar noch keine komplette Büroauflösung geplant. Noch stehen mehr als 150 Namen von Signa-Tochtergesellschaften an den Briefkästen in dem Bürohaus in der Josephspitalstraße direkt gegenüber vom Wirtschaftsreferat. Zwei Etagen im neunten und zehnten Stock hatte die Signa hier gemietet. Wer auch immer zu Besuch kam und aus dem Fahrstuhl trat, konnte einen phantastischen Blick über München genießen und auch fast alle Münchner Signa-Baustellen von oben sehen – die jetzt Bauruinen sind.

Als die AZ vorbeischaut, wird gerade gepackt. "Wir verkleinern uns", teilt ein Mitarbeiter mit. Man werde vorerst nur noch eine Etage belegen.
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