Pilotprojekt der Polizei: Münchens erste Radl-Sheriffs
München - Die Münchner Radl-Sheriffs zählen garantiert zu den sportlichsten Polizisten der Stadt. Immerhin verbringen sie ordentlich viele Kilometer im Sattel, das hält fit. Was die Beamten und Beamtinnen auch sein müssen, denn die Münchner E-Bike-Community rüstet auf.
Mit einem E-Bike oder Pedelec ist man dank Elektrounterstützung problemlos mit bis zu 25 Sachen unterwegs. Eingefleischten E-Bikefans ist das offenbar aber nicht flott genug. Viele rüsten deshalb ihr Radl heimlich auf – was laut Straßenverkehrsordnung aber nicht erlaubt ist.
Münchner Polizei: Bis zu 40 Kilometer täglich auf dem Radl
Im Internet kann man komplette Bausätze bestellen, wodurch die E-Bikes deutlich mehr Tempo auf der Straße bringen. Die Community ist zudem längst online in verschiedenen Foren untereinander vernetzt und tauscht sich darüber aus, wie sich ein E-Bike am effektivsten auffrisieren lässt, um mehr Leistung zu erzielen.
"An denen wird so viel herumgebastelt, wie damals in den 80er Jahren an den Mofas", sagt Matthias Pötsch. Der 34-jährige Polizeihauptkommissar hat selbst eine Zündapp CS 25, Baujahr 1982 – seine große Leidenschaft. Mit der Zündapp ist er viel in seiner Freizeit unterwegs. Nur dienstlich schwingt sich der Hauptkommissar in den Fahrradsattel. "An manchen Tagen strampeln wir bis zu 40 Kilometer", erzählt der Radlpolizist. Das aber nur bei schönem Wetter, für Regen ist die Dienstkleidung noch nicht optimal. Auch das Faltschloss gegen Diebstahl ist etwas hakelig. "Da gibt es noch Verbesserungspotential", sagen einige Beamte. Deshalb gibt es die Testphase, die in München bis April 2023 geht. In Nürnberg beginnt der Test im Juli.

E-Bike in Schwabing mit 70 km/h unterwegs
Die Münchner Radl-Sheriffs haben seit dem Start des Pilotprojekts im April bereits rund 3.000 Kilometer im Stadtgebiet heruntergestrampelt und dabei auch einige frisierte E-Bikes aus dem Verkehr gezogen. "In Schwabing haben Kollegen einen Radler erwischt, dessen E-Bike über 70 km/h schnell war", sagt Matthias Pötsch. Die Dienst-Bikes der Polizei schaffen nur 25 Sachen. "Entwischt ist uns deshalb bisher aber noch keiner", stellt der Radlpolizist klar.
Ihre Dienstfahrzeuge sind handelsübliche E-Bikes. Das farbliche Design ähnelt dem eines Streifenwagens. Der Antrieb verfügt über vier Stufen. Im Eco-Modus beträgt die Reichweite 127 Kilometer, im Turbo noch etwa 50 Kilometer. Dazu gibt's einen Bordcomputer und einen Halter für's Smartphone. Ein Blaulicht in Form einer LED-Leiste am Lenker soll noch dazukommen. Auf dem Gepäckträger ist eine Box montiert. Sie enthält ein Funkgerät, einen Alkomaten für Promilleverstöße und ein Cardcash-Lesegerät, damit Verkehrssünder gleich bezahlen können.

Immer mehr Verletzte und Tote bei Unfällen mit Radlern und E-Scootern
Unfälle mit Radlern oder E-Scooter-Fahrern nehmen seit Jahren stark zu. Es gibt immer mehr Verletzte und Tote. "Wir müssen der hohen Zahl der Radlerunfälle entgegenwirken", betont Innenminister Joachim Herrmann.

Die Münchner E-Bike-Staffel ist mit drei Radl-Polizisten gestartet. Dazu kommen weitere zwölf Fahrradstreifen bei unterschiedlichen Dienststellen.
Die Beamtinnen und Beamten sollen ganz normale Polizeiarbeit verrichten. Das bedeutet, dass beispielsweise beim Zusammenstoß zweier Autos künftig nicht unbedingt ein Polizeiauto kommt, sondern ein Polizist per Pedelec. Dasselbe gilt bei Einbrüchen, Ruhestörungen oder ähnlichen Einsätzen. Zudem sind Streifenfahrten geplant, vor allem in schwer zugänglichem Gelände, entlang der Isar, oder in Wäldern. Auch bei der Suche nach Vermissten hat die Radlstaffel schon geholfen. Zuletzt fanden die Radl-Sheriffs im Stadtzentrum ein weinendes Kind aus einer Kita, das sich verlaufen hatte.
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