Personal dringend gesucht: Gastro-Krise in München verschärft sich – und es gibt eine weitere Sorge

München - Allein in München seien 273 Stellen in Gastro-Küchen unbesetzt. Auch bei den Ausbildungsplätzen sehe es nicht viel besser aus, teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) am Dienstag mit.
Warum der Fachkräftemangel gerade in diesem Bereich verheerende Auswirkungen hat, erklärt Frank-Ulrich John, Kommunikations-Geschäftsführer und Pressesprecher des Bayerische Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga gegenüber der AZ.
Gaststätten in München beklagen Fachkräftemangel: Fast 300 freie Stellen
Aus der Mitteilung der NGG geht eins besonders klar hervor: Münchens Gastwirte brauchen dringend neue Mitarbeiter. Egal ob im Service oder der Küche, überall sind Stellen frei – und das muss sich schnellstmöglich ändern, wenn die vielfältige Münchner Gastro-Szene weiterhin bestehen soll.
"Der Fachkräftemangel trifft unsere Branche sechsmal so hart, wie zum Beispiel den Einzelhandel. Um den selben Umsatz zu erwirtschaften wie ein Supermarkt, braucht man in der Gastro mindestens sechsmal mehr Mitarbeiter", erklärt John im Gespräch mit der AZ und macht damit klar, warum es aktuell so schlecht um seine Branche steht. Laut NGG und Dehoga führe der Mangel an Mitarbeitern zu teils deutlich kürzeren Öffnungszeiten. Eine Entwicklung, die bereits seit geraumer Zeit in der Gastro-Branche zu beobachten ist.
3.000 Euro Einstiegsgehalt – reicht das, um neue Mitarbeiter zu finden?
Die NGG fordert deshalb ein Einstiegsgehalt von mindestens 3.000 Euro für ausgebildete Fachkräfte. Das sieht John jedoch kritisch: "Natürlich muss ein Gehalt zum Leben reichen, aber gerade die NGG ist Verhandlungspartner bei den Tarifen, also haben sie auch ein Mitspracherecht bei den Löhnen." Auch das Trinkgeld spiele in der Branche eine erhebliche Rolle.
"Im Gegensatz zu normalen Angestellten verdienen sich Gastro-Mitarbeiter so noch einen erheblichen Teil dazu – und das steuerfrei", erklärt der Dehoga-Sprecher. Nur durch geringfügig höhere Löhne könne man das Problem also nicht so einfach lösen, es stecke deutlich mehr dahinter.
Höhere Mehrwertsteuer ab kommendem Jahr: Was bedeutet das für die Betriebe?
Ab nächstem Jahr soll auch für Restaurants die Mehrwertsteuer wieder von bisher 7 Prozent auf die "Vor-Corona-üblichen" 19 Prozent angehoben werden – John sieht darin eine große Gefahr für die gesamte Branche. Diese Änderung werde "dramatische Folgen haben", gerade auf dem Land würden viele Gaststätten schließen müssen, da die Kosten schlichtweg nicht mehr tragbar seien, erklärt er.
Für die Kunden bedeute das vor allem eins: Weniger Möglichkeiten bei der Restaurant-Auswahl. "In München mag das vielleicht nicht direkt bemerkbar sein, aber gerade auf dem Land werden die Folgen dramatisch werden", warnt John vor der Steuererhöhung.
Dehoga-Befragung: Mehr als 2.300 Betriebe vor dem Aus
Bei einer Dehoga-Befragung Anfang August beantworteten fast zehn Prozent aller deutschen Gastro-Betriebe die Frage, ob sie bei einer Steuererhöhung ihren Betrieb aufgeben müssten, mit "Ja". Alleine in Bayern wären das über 2.300 Betriebe, die dauerhaft schließen müssten.