Perseiden-Schauer am Wochenende: Wie uns Sterne und Mond beeinflussen
München - Einmal im Jahr, an wenigen Tagen im August, da sind sie besonders gut zu beobachten: Sternschnuppen, also kleine Meteoriten, die ein paar Zehntausend Stundenkilometer schnell in die Erdatmosphäre eindringen. Was dabei sichtbar wird, ist das auf mehrere 1.000 Grad aufgeheizte Gas um den Meteor.
Doch nicht nur die physische Kraft der Sterne, auch die Auswirkung der stellaren Konstellationen fasziniert seit jeher die Menschen. Die AZ hat mit dem Münchner Astrologen Christopher Weidner über ihre Wirkung gesprochen.
AZ: Herr Weidner, warum glauben Menschen, dass Sternschnuppen Glück bringen, welche Bedeutung haben sie?
CHRISTOPHER WEIDNER: Die Perseiden, die zu den bekanntesten Sternschnuppen zählen, werden schon seit etwa 2.000 Jahren beobachtet. Die gab es schon in der römischen Kultur. In unseren Breiten werden Sternschnuppen ganz grundsätzlich als Glücksboten angesehen. Warum genau das so ist, weiß man nicht mehr. Das Interessante ist, dass sie durchgängig in fast allen Kulturen als etwas Positives gesehen werden.
Und wer sieht das anders?
Bei den Mongolen ist es zum Beispiel so, dass sie denken, dass das Geister der Verstorbenen sind, auf der Jagd nach Menschen. Aber das sind wirklich sehr seltene Vorstellungen.
Wie steht die Kirche dazu?
Es gab auch im anfänglichen Christentum Bedenken gegen diesen Glauben, weil er so weit verbreitet war, und man hat versucht, das negativ zu deuten. Die Kirche wollte damit vor allem den Aberglauben allgemein unterbinden. Aber der Volksglaube war stärker.
München von oben: Atemberaubende Ansichten
Wer eine Sternschnuppe sieht, soll sich was wünschen, heißt es, weil das dann in Erfüllung geht. Machen Sie das auch?
Ja, das mache ich schon auch.
Ach?
Hilft’s nix, schad’s nix, heißt es doch so schön. (lacht)
Sie sehen das aber doch eigentlich auch als Aberglauben, oder?
Ein Wissenschaftler würde es vielleicht als Aberglaube bezeichnen. Und auch in der Astrologie spielen die Sternschnuppen keine größere Rolle. Ich bin aber trotzdem vorsichtig und sage: Das ist ein Volksglaube; viele Menschen glauben daran, und ich habe Geschichten gehört von manchen, bei denen die Dinge in Erfüllung gegangen sind. Das eine ist die Wissenschaft, das andere ist das, was Menschen am Himmel sehen und was es mit ihnen macht, was sie bewegt. Eine emotionale Qualität.
So beeinflusst der Mond die Menschen
Wie verhält es sich beim Mond?
Auch der hat seit jeher eine große Bedeutung für die Menschen. Hier muss man aber immer auseinanderhalten: Was bedeutet der Mond im Volksglauben und was bedeutet er astrologisch?
Bleiben wir bei der Astrologie. Welchen Einfluss hat der Mond auf uns?
So, wie die Sonne die Tierkreiszeichen rund alle 30 Tage wechselt, wechselt auch der Mond die Tierkreiszeichen, das ist nur unbekannter. Und der Mond braucht auch nur zweieinhalb Tage dazu. Der hat also alle Zeichen im Monat einmal durch. Je nachdem, in welchem Zeichen er gerade steht, hat er ganz ähnliche Wirkungen auf uns wie die Eigenschaften, die dem jeweiligen Tierkreiszeichen zugesprochen werden.
Und das heißt konkret für dieses Wochenende?
Am Samstag steht er zum Beispiel noch im Zeichen des Löwen. Und was sagt man über Löwen? Die sind selbstbewusst, stehen gern im Mittelpunkt. Der Mond verleiht den Menschen am Samstag also mehr Selbstbewusstsein, die Dinge gelingen ihnen besser, sie fühlen sich stärker, vitaler, aber neigen vielleicht auch ein bisschen zur Überheblichkeit. Da geht es sozusagen um so eine Art Tagesqualität. Der Mond unterstreicht also alle Eigenschaften, die Löwen zugeordnet werden. Spiel, Spaß, Spannung, Erotik – das sind Themen, die da gut reinpassen.
Verliebter Blutmond in München
Und am Sonntag?
Da steht der Mond dann für zweieinhalb Tage im Zeichen der Jungfrau. Sie steht für Entspannung und Ordnung. Der Sonntag wäre also gut geeignet zum Aufräumen, zum Sortieren, zum Steuererklärung machen, was Jungfrauen eben gern so machen. Aber das ist natürlich schon sehr pauschal gesprochen. In der Astrologie ist der Mond generell ein sehr wichtiger Faktor, weil er für das Gefühlsleben, für unser Wohlbefinden steht.
Dazu passt dann auch der Ausdruck Laune, der vom lateinischen Wort für Mond, also Luna, abgeleitet wird. War damit dann auch der Einfluss der Mondphasen auf die Menschen gemeint?
Ja. Schon immer haben die Menschen das Wechselhafte des Mondes mit ihrem Gefühlsleben in Verbindung gebracht. Da müssen Sie nur mal Gedichte aus dem 19. Jahrhundert über den Mond lesen. Und bei Vollmond werden ganz viele Rituale von der Zauberei und der Magie anempfohlen – schon im Mittelalter.
Und welche Bedeutung hat der Mond im eigenen Horoskop?
Zu dem Zeitpunkt Ihrer Geburt stand der Mond ebenfalls in einem Tierkreiszeichen. Hier prägt er Ihren Charakter, Ihr Gefühlsleben. Der Mond wird in der Astrologie eher als weiblich gesehen, die Sonne eher als männlich. Das hat auch damit zu tun, dass der Mondzyklus auch mit den Zyklen der Frauen in Verbindung gebracht wird. Hier ist wieder der Bezug zum Gefühlsleben, während die Sonne eher das Aktive verkörpert, das Verhalten. Man muss Mond und Sonne immer zusammen denken.
Nazi-Zeit: Astrologie hatte hohen Stellenwert
Inwieweit kann man astrologischen Horoskopen eigentlich vertrauen?
Sie können Horoskopen vertrauen – aber nicht jedem Astrologen. (lacht)
Und woher weiß man, welcher was kann?
Es gibt zum Beispiel den Deutschen Astrologenverband (DAV), der auf seiner Website vom DAV geprüfte Astrologen in Deutschland auflistet.
Welche Sterne haben ebenfalls großen Einfluss auf uns?
Alle Planeten beeinflussen das Leben auf der Erde. So, wie sie zum Zeitpunkt Ihrer Geburt standen, bilden sie ein einzigartiges Netzwerk an Beziehungen, die Sie und Ihren Charakter gewissermaßen abbilden. Belege, dass Menschen den Sternenhimmel betrachten, gibt es schon aus der Jungsteinzeit. Dass Menschen individuelle Eigenschaften aus bestimmten Sternenkonstellationen ableiten, weiß man seit der Zeit der Babylonier – um etwa 2000 vor Jesus Christus.
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Der Himmelsanblick Mitte August gegen 23 Uhr. Die Perseiden sind vor dem Sternbild des Perseus (oben links in der Grafik) im Nordosten zu finden. (Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken) Grafik: dpa
Wie wurde dieses Wissen überliefert?
Die Babylonier haben auf Tafeln mit Keilschriften richtige astrologische Nachschlagewerke hinterlassen, die Ägypter ähnliches in ihren Papyri. Die Blütezeit der Astrologie war im Hellenismus, in der griechischen Antike. Da wurden Horoskopdeutungsbücher geschrieben, worauf unser heutiges Wissen größtenteils fußt.
In Europa war die Blütezeit der Astrologie vor allem in der Renaissance .
Ja. Da gehörte das Erlernen von Astrologie zur Ausbildung jedes gebildeten Mannes in höheren Kreisen. Jeder Hof hatte einen eigenen Astrologen; auch die Wittelsbacher, die bayerischen Fürsten, haben Astrologie gelernt. Sie war bis ins 18. Jahrhundert hinein sogar Studienfach an Universitäten.
Auch in der Nazi-Zeit spielte Astrologie eine Rolle. Adolf Hitler soll sich entsprechend beraten lassen haben.
Das halte ich für ein Gerücht. Der hatte sicher keinen Astrologen. Aber von Himmler weiß man das, vermutlich hatte auch Goebbels einen. Die Nazis haben zudem Astrologen engagiert, um gefälschte Nostradamus-Prophezeiungen beim Gegner einzuschleusen, aus denen dessen Niederlage hervorgeht.
AZ-Interview mit Christopher Weidner: Der 51-Jährige ist Astrologe und bietet als Mystik- Experte Touren zu Münchens "Kraftorten" sowie Vollmond-Spaziergänge an.

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