Pegida-Chef vor Ort: Rechte bei jüdischer Kundgebung in München

München - Marian Offman ist kein Typ, der leicht aus der Ruhe zu bringen ist. Aber was Offman, Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) und CSU-Stadtrat, am Freitag bei der Kundgebung auf dem Jakobsplatz erleben musste, macht ihn auch am Wochenende noch fassungslos.
Vor der neuen Synagoge wurde dem Abriss der alten Hauptsynagoge vor 80 Jahren durch die Nazis gedacht und gegen Antisemitismus demonstriert. Mit dabei auf dem Jakobsplatz waren aber auch heutige Nazis wie Petra K. Sie gehört zum direkten Umfeld des verurteilten Rechtsterroristen Karl-Heinz S. Dieser war 2003 in die Anschlagspläne verwickelt, als eine Bombe bei der Grundsteinlegung des neuen jüdischen Gemeindezentrums explodieren sollte.
Münchner Pegida-Chef am Jakobsplatz
Am Jakobsplatz gesichtet wurde auch der Münchner Pegida-Chef Heinz Meyer, gegen den wegen des Verdachts der Gründung einer terroristischen Vereinigung ermittelt wurde und vor dem Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in seinem Verfassungsschutzbericht warnte.
Dass solche Leute ungestört bei der Kundgebung am Jakobsplatz unterwegs sein durften, empfindet Marian Offman, als "eine unglaubliche Provokation. Das hat mich maßlos geärgert". Offman selbst sprach mit den Rechtsradikalen. "Ich habe ihnen gesagt, dass sie weggehen sollen", sagte er der AZ. "Aber die sind einfach mit steinerner Miene dagestanden. Die wollten nur provozieren."

Grünen-Stadtrat kritisiert die Polizei
Dominik Krause war ebenfalls vor Ort. Der Grünen-Stadtrat zur AZ: "Eine widerwärtige Aktion. Die Nazis signalisieren den Jüdinnen und Juden: Wir sind da und haben euch im Auge. Und das waren Leute aus dem Umfeld von Bombenbauern!" Krause kritisiert scharf, dass die Polizei, die auf die ungebetenen Gäste hingewiesen wurde, nicht eingeschritten sei. "Das ist symptomatisch", sagte er. "Man spricht über Antisemitismus, aber wenn es um die Folgen geht, tun Sicherheitsbehörden nichts."
Krause sagte, er könne nicht nachvollziehen, dass die Polizei "nicht wenigstens einen Platzverweis ausspricht und die Leute 50 Meter weiterschickt". Wenn er einer Nazi-Demo zu nahe komme, werde er auch von der Polizei weggeschickt. CSU-Stadtrat Offman zeigte hingegen Verständnis für die Polizei. "Sie haben gesagt, sie können nichts machen", sagte er. "Offenbar ist immer die Frage, ob von den Anwesenden eine Gefahr ausgeht. Und die standen nur da."
Die Polizei erklärte am Sonntag auf AZ-Nachfrage: "Wir haben die Personalien nicht festgestellt, da uns die Personen bekannt waren. Für weitere Maßnahmen gab es keine rechtliche Handhabe", so Polizeisprecher Werner Kraus. "Von diesen Personen sind keinerlei Störungen ausgegangen. Die Einsatzkräfte sind aber in der Nähe geblieben, um gegebenenfalls sofort eingreifen zu können."