Vor 80 Jahren: Das Ende der Hauptsynagoge in München

Sie war der Mittelpunkt des jüdischen Lebens in der Stadt: die alte Synagoge an der Herzog-Max-Straße. Vor 80 Jahren befahl Hitler, sie abzureißen.
Felix Müller |
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Synagoge auf einer zeitgenössischen Postkarte.
Stadtarchiv München 3 Synagoge auf einer zeitgenössischen Postkarte.
1938: Die Synagoge wird abgerissen.
Stadtarchiv München 3 1938: Die Synagoge wird abgerissen.
Charlotte Knobloch.
Peter Knefel/dpa 3 Charlotte Knobloch.

München - Für die Münchner Juden war sie das Zentrum ihres religiösen und kulturellen Lebens, ein stolzer Ort mitten in der Stadt. Für Adolf Hitler war sie ein "Schandfleck": die Hauptsynagoge in der Herzog-Max-Straße, gleich beim Stachus.

Am 8. Juni 1938, vor genau 80 Jahren, ließ Hitler persönlich bei einem Besuch in München befehlen, dass die Synagoge abgerissen werde. Schon am 9. Juni kam die Firma Leonard Moll, um mit den Abrissarbeiten zu beginnen. Der Abbruch dauerte nur wenige Tage. Bald jubelte der "Stürmer": "Ein Schandfleck ist verschwunden."

Zeitzeugin Charlotte Knobloch

Charlotte Knobloch hat das Ende der Synagoge als Kind erlebt. Die Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern hat dem Münchner Kirchenradio einmal gesagt, die Zerstörung der Synagoge habe die jüdischen Münchner "total aus ihrem Gleichgewicht gebracht". Es sei ein Zeichen gewesen dafür, dass es in Deutschland keine jüdische Zukunft gebe.

Charlotte Knobloch.
Charlotte Knobloch. © Peter Knefel/dpa

Zwar seien die Entrechtung und Demütigung der jüdischen Bevölkerung damals schon an der Tagesordnung gewesen, sagte Knobloch in dem Gespräch. Doch die Zerstörung eines jüdischen Gotteshauses war im Dritten Reich bis dahin ohne Präzedenzfall. Unter den Juden habe eine große Enttäuschung geherrscht, dass die Münchner Bürger sich mit keinem Wort und keiner Geste dazu geäußert hätten, sagte Knobloch. Unverständnis habe vor allem darüber geherrscht, dass gerade auch die Kirchen "sehr große Zurückhaltung geübt und diese barbarische Situation nicht ihren Gläubigen erklärt haben", sagte sie.

Seit 2006 hat die jüdische Gemeinde Münchens wieder ein Zentrum

Mit der neuen Synagoge am Jakobsplatz – Grundsteinlegung 2003, Eröffnung 2006 – ist die jüdische Gemeinde ins Zentrum zurückgekehrt. "Die Synagoge, die 1938 von den Nazis abgerissen wurde, war im Herzen der Stadt", hat Charlotte Knobloch einmal im Gespräch mit der AZ betont. "Es gab eine Symbiose mit der Frauenkirche, dem Wahrzeichen Münchens. Dass es so wieder sein würde, war eine Voraussetzung, die ich an den Neubau gestellt habe – und wir haben es durchgesetzt."

Auf den Abriss 1938 folgten weit über München hinaus ähnliche – und bald noch schlimmere – Angriffe auf jüdisches Leben. Doch auch die Rückkehr ins Zentrum Münchens in den vergangenen Jahren fand Nachahmer. "Viele Bürgermeister haben seitdem verstanden, wie wichtig das für die jüdischen Gemeinden ist", sagt Charlotte Knobloch.

Und das jüdische Leben zurückgeholt, wo es hingehört: mitten in die Städte.

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