Kommentar

Pauschale Verunglimpfungen: Die Grünen haben eine seltsame Auffassung

AZ-Chefredakteur Michael Schilling über die Demo am Marienplatz und die Position der Grünen.
von  Michael Schilling
Rund 3.000 Menschen demonstrierten am Samstag auf dem Marienplatz.
Rund 3.000 Menschen demonstrierten am Samstag auf dem Marienplatz. © Felix Hörhager/dpa

Katharina Schulze ist Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, also die Oppositionsführerin. Eigentlich.

Am Samstag war Schulze auch bei der Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen auf dem Marienplatz. Nicht um zu demonstrieren, sondern um sich vor TV-Kameras von dieser Demo abzugrenzen. "Rechtsextremisten laufen Hand in Hand mit Antisemiten, mit Impfgegnern, mit Verschwörungstheoretikern", schimpfte sie. Sie erwarte von Demokraten, sich genau zu überlegen, "ob sie sich solchen Gruppen anschließen wollen". Zwar wurden tatsächlich polizeibekannte Extremisten von den Einsatzkräften rausgefischt. Gut so.

Die Demo lockte auch Menschen aus der bürgerlichen Mitte an

Die genehmigte Demonstration, die (zu) viel Zulauf bekam, war allerdings von einer Yogalehrerin initiiert worden – und lockte auch Menschen der bürgerlichen Mitte an, die die Corona-Regeln für unverhältnismäßig halten und auf ihre Meinungsfreiheit pochen.

An wen sollen sich Menschen, die auf Opposition zur Staatsregierung gehen, nun wenden? Die Grünen haben in Bayern oft zu Demos aufgerufen. Für Fahrräder. Für Bienen. Im Umgang mit den Corona-Folgen sind sie kaum auffällig geworden. Wenn Schulze nun verunsicherte Bürger pauschal verunglimpft, hat sie eine seltsame Auffassung vom Job einer Oppositionsführerin.

Ja, es gibt Menschen, die gerade nicht wissen, wer politisch für sie einsteht. Sie zurück- oder abzuholen in den demokratischen Diskurs – das wäre gebotener.

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