Patricia Riekel: Frauen stehen sich oft selbst im Weg

Fast 20 Jahre (1997 bis 2016) war die Journalisten Patricia Riekel Chefredakteurin der "Bunten". Nun zieht es die 69-Jährige, die in Bogenhausen und am Starnberger See wohnt, von der Welt des Glamour in eine ganz andere Welt.
München - Die langjährige Chefin der "Bunten", Patricia Riekel, zieht es in die Politik. Gerade ist sie zur Vorsitzenden für Bogenhausen gewählt worden. Im Interview mit der AZ verrät die 69-Jährige, was sie in "ihrem" Stadtteil plant.
AZ: Frau Riekel, Lindner statt Lagerfeld?
PATRICIA RIEKEL: Das gefällt mir! Die sind ja beide überaus elegante Herren.
Im Ernst: Sie haben sich gerade zur Vorsitzenden des FDP-Ortsverbandes Bogenhausen wählen lassen. Warum zieht es Sie nach Ihrem Lebensgefährten Helmut Markwort (seit Oktober 2018 FDP-Abgeordneter im Bayerischen Landtag und dessen Alterspräsident, d. Red.) ebenfalls in die Politik?
Da gibt es drei Gründe. Der erste: Menschen interessieren mich, was sie bewegt, was sie ausmacht. Das war so, als ich Chefredakteurin bei "Bunte" war, und das ist heute so. Menschen sind mein Lebensthema. Der zweite Grund: Ich bin eine Frauen-Frau. Ich habe immer mit Frauen für Frauen gearbeitet. Die Bundes-FDP hat eine Frauenquote von 22 Prozent. Das ist mir viel zu wenig. 30 Prozent sind zu wenig, 40 Prozent auch. Ich bin für Fifty-Fifty als Ziel. Dafür möchte ich kämpfen.
Riekel: "Mein Ziel ist eine 50:50-Frauenquote"
Wie wollen Sie das machen?
Es gibt viele gute Frauen an der Basis, die sind allerdings meist sehr selbstkritisch, was sie hemmt. Fragen Sie doch mal einen Mann, ob er irgendetwas kann. Männer können immer alles. Frauen sind da vorsichtiger, weil sie wissen, dass sie auf mehreren Schachbrettern spielen müssen: Job, Haushalt, Kinder. Diese Frauen will ich coachen und motivieren.
Konkret?
Ein Beispiel: Ein Geheimnis ist doch Effektivität. Männer sitzen vier, fünf Stunden lang in einer Sitzung, weil sie nicht an den Herd müssen oder Wäsche waschen. Frauen sage ich, dass man ein solches Meeting vielleicht auch in drei Stunden abhalten kann. Frauen sind effektiver.
Aber sie werden trotzdem oft ausgebremst in der Politik, oder?
Nein, das sehe ich nicht so. Männer behindern die Frauen nicht. Sie stehen sich oft selbst im Weg.
Sie erwähnten noch einen dritten Grund?
Ja, der ist profan. Ich habe mehr Zeit. Ich schreibe zwar Bücher und Drehbücher, aber ich kann mir meine Zeit viel besser einteilen. Und ich habe immer noch große Lust an Veränderungen.
Riekel: "Frauen stehen sich oft selbst im Weg"
Warum ausgerechnet bei den Liberalen, nicht bei CSU, SPD oder Grünen?
Das geht schon auf meine Kindheit zurück: Als ich 13, 14 war, hatte ich eine allerallerbeste Freundin, deren Vater war Zahnarzt. Da er ein wirklich toller Vater war und uns immer von Freiheit und Eigenverantwortlichkeit vorschwärmte, blieb mir das leuchtend im Gedächtnis haften. Ich selbst bin auch dafür, dass der Fleißige belohnt werden soll. Was ist daran falsch? Ich habe mir im Leben auch alles selbst erarbeitet.
Jetzt also Bogenhausen. Sie wurden immerhin mit 95 Prozent der Stimmen zur Ortsverbands-Chefin gewählt – ein Ergebnis, auf das Honecker stolz gewesen wäre. Was haben Sie den jetzt vor in "Ihrem" Bogenhausen?
Zuerst einmal: Bogenhausen, wo ich inzwischen seit 15 Jahren wohne, ist für mich die Steigerung von "München ist die schönste Stadt der Welt". Ich strebe keine große Karriere in der FDP an, nicht, weil ich es mir nicht zutrauen würden, nein, weil ich Kontakt zu den Menschen in Bogenhausen haben will. Da ist der Ortsverband als unterste Ebene genau richtig. Ich bin mir auch nicht zu schade, um mich stundenlang an einen Infostand zu stellen. Jetzt kommt die Europawahl und vor allem 2020 die Kommunalwahl – da will ich alte und neue Wähler für die FDP mobilisieren.
Riekel: "Ich möchte den verträumten Charme Bogenhausens erhalten"
Mit welchen Themen wollen Sie das tun?
Ich bin ein Mensch, für den das Thema Wohnen wichtig ist. In Bogenhausen prallen an vielen Stellen Welten aufeinander. An der Cosimastraße zum Beispiel stehen auf der einen Seite alte Einfamilienhäuser und auf der anderen entstehen gerade riesige neue Wohnparks. Da ist die Politik schon gefordert.
Was liegt Ihnen noch am Herzen?
Zum Beispiel die Frage, wie die alten Menschen in Bogenhausen leben. Früher gab es viele Begegnungsstätten wie die berühmte "Restauration Herzogparkquelle" an der Ecke Poschinger- und Mauerkircherstraße. Die nannten alle nur das "Wirtshaus zum schmutzigen Löffel", da traf sich halb Bogenhausen. Aber das war einmal.
Ihr Plan?
Ich möchte wieder mehr Plätze mit Bäumen und Rasen, wo sich in den Cafés Senioren, Mütter mit Kindern oder von mir aus auch Biker treffen können. Ich möchte den verträumten Charme Bogenhausens erhalten.
Lesen Sie hier: Patricia Riekel über Lagerfeld - "Er sagte, alles wird gut"
Lesen Sie hier: Bogenhausen - Feuerwehr findet Leiche bei Wohnungsbrand