Patient stirbt, weil die Diagnose zu spät kam

Witwe und Sohn des Verstorbenen haben das Krankenhaus auf Schmerzensgeld verklagt.
John Schneider
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Die Verzögerung von zweieinhalb Stunden hatte tödliche Folgen. (Symbolbild)
Die Verzögerung von zweieinhalb Stunden hatte tödliche Folgen. (Symbolbild) © dpa

München - Hans F. (Name geändert) könnte noch leben, wenn die behandelnden Ärzte die richtige Diagnose schneller gestellt hätten. Zu diesem Schluss kommt ein Experte in einem Schmerzensgeld-Prozess am Münchner Landgericht II.

Der Fall: Der 48-jährige Schreiner war am Mittag des 11. Februar 2018 mit Bauchschmerzen ins Weilheimer Krankenhaus gekommen. Erst am späten Abend wurde er ins Klinikum Großhadern verlegt. Dort verstarb er an den Folgen einer Aortendissektion (Aufspaltung der Wandschichten der Hauptschlagader).

Grober Befunderhebungsfehler

Der Sachverständige hat bei der Verhandlung im Wesentlichen einen groben Befunderhebungsfehler bejaht, weil spätestens um 16.50 Uhr die Laborwerte hätten vorliegen müssen. Dann wäre es kunstgerecht gewesen, die Oberärztin zu informieren und gleichzeitig die Verlegung zu organisieren, da ein akutes Leberversagen erkennbar war. So aber kam es zu einer Verzögerung von zweieinhalb Stunden.

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Eine fatale Verspätung, denn wenn man Hans F. innerhalb von zwölf Stunden nach Auftreten der Symptome um 8.30 Uhr operiert hätte, dann würde er laut Gutachter mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 50 Prozent noch leben - allerdings schwer behindert.

Die Kammer unter dem Vorsitz von Johannes Brose hat einen widerruflichen Vergleich angeregt. Danach zahlt das Krankenhaus die geforderten Schmerzensgelder (insgesamt 17.500 Euro), außerdem übernimmt sie die Kosten für die Beerdigung - und bezahlt an Ehefrau und Sohn des Verstorbenen jeweils niedrige fünfstellige Beträge, um die zukünftigen entgangenen Unterhaltsleistungen abzugelten.

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5 Kommentare
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  • Graf Rotz von Falkenschiss am 24.03.2021 22:33 Uhr / Bewertung:

    Das Weilheimer wie auch das Schongauer Krankenhaus ist eine wahre Zumutung. Man muss es selbst erlebt haben, angefangen von schmutziger Bettwäsche überall, ungereinigtem blutigem Zimmerboden eine Woche lang, dreckiger Kleidung im Schrank von längst entlassenen Patienten, das Essen ein Horror, wie Schnittlauchbrot oder Tütensuppe zu Mittag, usw, und so fort...
    Einzelne gute Ärzte, wie Prof. Dr. Lang u. a. sind der einzige Lichtblick.

    Wenn man diese beiden Krankenhäuser mit den erlebten in Garmisch, Tutzing und Feldafing vergleicht, so kommt man sich vor wie in einer völlig anderen Welt und wird Weilheim und Schongau zukünftig hundertprozentig meiden.
    Eine befreundete OP-Schwester sagte, sparen ist in diesen beiden Häusern die allerwichtigste Vorgabe. Wie sie sagte, sparen kann man nur (noch) am Patienten, wofür ihr das Verständnis fehlt.

  • Le Bavarois am 24.03.2021 22:47 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Graf Rotz von Falkenschiss

    Wer hat da die Oberaufsicht? Gibt es keine unangekündigten Kontrollen? Wie sind in einer der reichsten Regionen des europäischen Kontinents solche Dreckslöcher möglich?

  • Seikilos am 25.03.2021 07:33 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Le Bavarois

    Reich wird man durch (Ein-)Sparen. Das dürfte zumindest Ihre letzte Frage beantworten.

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