Bratwurst-Ärger und Orga-Chaos: Die AZ vor Ort beim Fanfest im Olympiapark

Der Andrang bei der Fan Zone im Olympiapark ist so groß, dass das Areal geschlossen werden muss. Mit der Organisation sind nur die Wenigsten zufrieden – die Stimmung ist dennoch friedlich.
Maximilian Neumair |
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Mehr als anderthalb Stunden vor Anpfiff ist die Fan Zone im Olympiapark gerappelt voll.
Mehr als anderthalb Stunden vor Anpfiff ist die Fan Zone im Olympiapark gerappelt voll. © AZ

München - Für einen Weg, für den man normalerweise gerade mal zehn Minuten braucht, kann man um kurz vor 17 Uhr satte 20 Minuten einplanen: Von der U-Bahn-Station Olympiazentrum bis zum Eingang der Fan Zone schieben sich die Fan-Massen nur langsam voran. Aber gut gelaunt: Mit Vuvuzela-Tröten rufen einige Deutschland-Fans die WM 2010 in Erinnerung und machen gute Stimmung.

Richtung Fan-Fest ist von der schottischen Übermacht, die in den letzten Tagen das Stadtbild bestimmt hat, nicht mehr viel zu spüren. Die Anhänger der Bravehearts, so Spitzname der schottischen Nationalmannschaft, sind zwar in Scharen da, aber gehen in dem Meer aus weißen und rosafarbenen Deutschlandtrikots unter.

Auch wenn die Organisation nicht ganz optimal ist, ist die Stimmung bei den Fans bestens.
Auch wenn die Organisation nicht ganz optimal ist, ist die Stimmung bei den Fans bestens. © AZ

Ärger über Toilettensituation bei der Fan Zone: "Die pissen hier überall hin"

Besonders gut gelaunt ist eine Gruppe aus Traunsteinerinnen, die eine Freundin in München besuchen. "I love Scottish-People!", ruft eine von ihnen einer Gruppe Schotten zu. "I love you, too!", erwidert einer von ihnen sogleich. Aber auch die Schotten sparen von sich aus nicht an Liebesbekundungen: Eine Schotten-Gruppe Richtung Fan-Zone singt "I don’t think you understand, ich liebe Deutschland!"

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3,5 Stunden vor Anpfiff ist jeder Flecken Gras von deutschen und schottischen Fußball-Fans bedeckt. Viele tragen Trikots, manche haben sogar Fahnen mitgenommen. Einige haben sogar eine Decke mitgebracht und vor sich mehrere Becher Bier ausgebreitet – ein Picknick der alkoholischen Art. Wenig verwunderlich, dass die nahgelegenen Bäume am Olympia-Schwimmbad zu Toiletten umfunktioniert werden.

"Die pissen hier überall hin", ärgert sich eine deutsche Frau, die mit der AZ spricht. Sie und ihre Freundesgruppe wollen an diesem Abend ihr Abi feiern – aber haben bislang gemischte Gefühle zur Fan Zone. Es sei sehr voll, die Leinwände hätten mehr sein können, es gebe zu wenig Platz und die Getränke seien zu teuer. Wasser fängt bei 4,50 an. Für einen Becher Bier zahlt man zwischen sechs und sieben Euro. Ansonsten gefällt ihnen die Stimmung, das sonnige Wetter und dass die Fan Zone keinen Eintritt kostet.

Die schottischen Fans freuen sich über das gute deutsche Bier.
Die schottischen Fans freuen sich über das gute deutsche Bier. © AZ

Für eine Bratwurst steht man über eine Stunde an

Die Menge singt innbrünstig mit bei "Völlig schwerelos". Bei den englischsprachigen Auftritten gehen die Fans weniger mit – womöglich fehlt die Textsicherheit.

Noch haben die Rettungshelfer vom Roten Kreuz nicht viel zu tun. "Es ist alles entspannt", sagt einer der Mitarbeiter der AZ. Er denkt, dass das auch so bleiben werde. Wenngleich der erste Rettungswagen sich trötend seinen Weg durch die Menge um kurz nach sieben macht.

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Das große Übel der Fan Zone: Die Warteschlangen. Für eine Bratwurst steht man über eine Stunde an. Das berichten sowohl schottische als auch deutsche Fans, die die AZ in den Schlangen befragt. "Es war zu erwarten, dass es so voll wird, aber nicht, dass es so wenige Stände gibt", sagt Marius (21). Das sieht auch Laura (28) so: "Es ist cool hier – außer die wenigen Stände und Toiletten." In die Beschwerden stimmt auch Olli (22) mit ein: "Die hätten fünfmal so viele Stände aufstellen sollen!" Dass die Fan Zone dermaßen voll werde, hätte er nicht erwartet. Auch die Schotten hätten sich eine bessere Organisation gewünscht. Sie hätten zwar eine Stunde auf ihr Bier gewartet, aber seien dennoch froh, hier zu sein. Und: "Das Bier ist zumindest großartig!"

Um 18.35 Uhr wird die Fan Zone komplett geschlossen

Die Tipps für heute Abend: Die Schotten hoffen auf ein Unentschieden. Der Schotte Riley Burnett etwa glaubt nicht an einen Sieg Schottlands. Er wäre jedoch schon zufrieden, wenn die Bravehearts den Deutschen einen harten Kampf liefern würden. Auch der Schotte Alex Ney denkt, es könnte ein Unentschieden werden. Die deutschen Fans sind da durchaus optimistischer: Die meisten gehen von einem Sieg aus – tippen sogar auf zwei Tore von deutscher Seite. Ein Fan erhofft sich jedoch ein 2:1: Um die Schotten einmal jubeln zu hören.

Picknick-Stimmung im Olympiapark vor dem Eröffnungsspiel.
Picknick-Stimmung im Olympiapark vor dem Eröffnungsspiel.

Um 18:35 Uhr dann die große Ernüchterung. Eine Mitarbeiterin der Fanzone sagt durch ihr Mikrophon: "Vielen Dank, dass ihr gekommen seid, aber die Fanzone ist für heute geschlossen und wird auch nicht mehr geöffnet." Die Fans, die ganz vorne stehen, ziehen lange Gesichter. Der Aufforderung, in die Stadt zu gehen, folgen sie nicht. Eine Viertelstunde später ist von den wartenden Fans sogar ein Pfeifkonzert zu hören. 

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8 Kommentare
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  • Knoedel am 16.06.2024 08:30 Uhr / Bewertung:

    Die sollen alle nur dahin gehen und sich über alles ärgern.
    Dann ist in "meinem" Biergarten nicht so die Hölle los.
    Ich hatte in Sendling einen Sitzplatz, so gut wie keine Wartezeiten für Bier und Klo.
    Freie Sicht zur Leinwand und ausgelassene Stimmung war auch noch mit dabei. Bei Bier und Speis wurden auch keine Extra Zuschläge erhoben. Was will man mehr.
    Jeder soll sich doch seine Probleme suchen auf die er steht.
    Ach ja, das Bier wurde alternativ auch noch an den Platz gebracht. Da musste ich nicht mal aufstehen.

  • eule75 am 15.06.2024 11:30 Uhr / Bewertung:

    Ich habe es noch nie verstanden, was die Jugend an diesen Massenveranstaltungen mit allen unangenehmen Nwbenwirkungen findet. Kaum fängt einer zu spinnen an, schon ist die volle Panik mit oft verheerenden Folgen da. Ist das Herdentrieb?

  • Radl Rainer am 16.06.2024 13:47 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von eule75

    Überwinden der Einsamkeit einer Großstadt. Zumal es wenig Treffpunkte im öffentlichen Raum gibt und wenn, dann gibt es Ärger und Verbote (Gärtnerplatz bspw). Hauptsache die Rentner haben ihre Ruhe und ihren Parkplatz.

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