Opa (79) missbraucht seine Enkelin

Ein 79-Jähriger aus Weilheim soll sich 38 Mal an seinen kleinen Enkelinnen vergangen haben. Das habe sich im Laufe der Zeit so ergeben, sagt er bei Prozessauftakt vor dem Landgericht.
Sophie Anfang |
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Der Angeklagte beim Prozessauftakt vor dem Landgericht. Er soll sich an seinen Enkelinnen vergangen haben.
Sophie Anfang Der Angeklagte beim Prozessauftakt vor dem Landgericht. Er soll sich an seinen Enkelinnen vergangen haben.

Die junge Frau sitzt auf einem Sofa, sie hat die Beine an sich herangezogen, fast sieht es so aus, als wolle sie sich einrollen, klein machen, als würde diese Haltung Schutz bieten gegen den Schmerz und die schlimmen Erinnerungen. Nina J. (alle Namen geändert) ist heute 29 Jahre alt, doch die Bilder aus ihrer Kindheit lassen sie nicht los.

Seit sie sechs oder sieben Jahre alt war, hat ihr Opa sie sexuell missbraucht – bis zur Pubertät. Doch erst jetzt steht der heute 79-Jährige vor Gericht. 38 Fälle listet die Anklageschrift auf, das Opfer war meistens Nina J. Doch auch an ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester verging sich Hans M. aus Weilheim, er zog die Mädchen aus, fasste sie an, im Kinderzimmer, beim gemeinsamen Besuch im Schwimmbad. Ein wahres Grauen offenbart sich, als die Staatsanwältin die Anklage verliest – und noch mehr, als Nina J. selbst erzählt, was ihr als Kind widerfahren ist.

Jahrelanges Schweigen

Sie und ihre Schwester sind an diesem Donnerstag nicht im Gerichtssaal. Die Konfrontation mit ihrem Peiniger wird ihnen erspart. Stattdessen werden Videovernehmungen gezeigt. Auf der aufgebauten Leinwand sieht man eine junge Frau mit dunklen Haaren: Nina J., die mit den Tränen kämpft.

Jahrelang hat sie geschwiegen. Erst bei einem Streit mit ihrem Mann platzte es aus ihr heraus, nur wenig später saß Hans M. in Untersuchungshaft. Als Kind habe sie Angst gehabt zu reden und sich zu wehren. „Das ist der Opa, das ist eine Respektsperson, du musst das machen, so habe ich gedacht“, sagt die 29-Jährige. „Sag bloß nichts der Mama“, habe Hans M. ihr immer wieder gesagt und ihr Geld zugesteckt. Mal fünf Mark, mal zehn.

Lesen Sie hier: Zechprellende Prozessbeobachter: Caterer im OLG schmeißt hin

Hans M., ein bieder aussehender Mann mit weißem schütteren Haar, sitzt unterdessen auf der Anklagebank und starrt auf das Video. Er wirkt seltsam unbeteiligt. Ursprünglich hatte er sich selbst anzeigen wollen, als der Missbrauch ans Licht kam. Geschehen ist das nie. Nina J.s Schwester berichtet vielmehr, dass er überlegt habe, Nina J. monatlich 200 Euro zu geben – „damit das Thema vom Tisch ist“.

Nichts in den Gesichtszügen von M. verrät eine Gefühlsregung. Vielleicht liegt es daran, dass er schlecht hört und nicht versteht, was seine Enkeltochter auf dem Videoband zu Protokoll gibt.

Die Schwere der Taten scheint ihm nicht bewusst zu sein

Die Vorwürfe hat er über seinen Anwalt eingeräumt. Sie täten ihm leid. Und doch hat man das Gefühl, dass M. sich die Schwere der Taten nicht bewusstgemacht hat. Schon als die Vorsitzende Richterin Regina Holstein ihn nach seinem Werdegang befragt, antwortet er in einer Art Plauderton. Eben ein Opa, der von früher erzählt.

Mit seiner Frau sei in sexueller Hinsicht nicht mehr viel passiert. Ob er dann Fantasien mit Kinder entwickelt habe, fragt Holstein. „Wie meinen Sie das?“ – „Na, ob Sie auf Kinder stehen?“ – „Ich mag meine Enkelkinder. Aber Fantasien? Ned so.“ Später wird er noch sagen, der Missbrauch habe sich im Laufe der Zeit so ergeben. „Die Kinder haben immer gesagt, Opa, komm spielen.“

Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.

 

 

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