Olympiapark-Chefin Marion Schöne: Es hat uns wie ein Blitz getroffen

Olympiapark-Chefin Marion Schöne erzählt, warum sie den Trubel vermisst und Videokonferenzen unpersönlich findet. Und was ihr Hoffnung macht.
Von Marion Schöne, Protokoll: Emily Engels |
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Vor Corona strömten hier zig Menschen zu Konzerten, jetzt ist die Olympiahalle leer. Olympiapark-Chefin Marion Schöne vermisst den Trubel.
Daniel von Loeper Vor Corona strömten hier zig Menschen zu Konzerten, jetzt ist die Olympiahalle leer. Olympiapark-Chefin Marion Schöne vermisst den Trubel.

Für mich hat die Corona-Krise so ziemlich alles verändert. Als Betreiberin einer der größten Veranstaltungsstätten wurde uns durch das Veranstaltungsverbot im Prinzip die Geschäftsgrundlage entzogen. Auch Freizeit- und Tourismusveranstaltungen sind von einem Tag auf den anderen nicht mehr möglich gewesen. Das Verbot von Großveranstaltungen und die Schließung von Freizeit- und Sporteinrichtungen sind sicherlich unabdingbar, um die Ausbreitung des Virus einzuschränken und die Gesundheit aller Menschen zu schützen.

Schöne: "Veranstaltungen zu verschieben, ist nicht so einfach"

Trotzdem hat uns das – wie viele andere Branchen auch – wie ein Blitz getroffen. In der Geschichte des Olympiaparks ist ein solcher Einschnitt bisher einmalig. 2019 hatten wir ein ausgesprochen erfolgreiches Geschäftsjahr mit einem sehr positiven Ergebnis. Wir hoffen, dass die Veranstaltungen spätestens 2021 wieder anlaufen können. Aktuell sind wir vor allem mit den Absagen und Verschiebungen von Veranstaltungen beschäftigt. Tatsächlich abgesagt wurden jedoch bisher glücklicherweise erst zehn von insgesamt über 80 Veranstaltungen. Veranstaltungen zu verschieben ist nicht so einfach, wie man es sich vorstellt. Denn meist hängen ganze Tourneen an den Veranstaltungen, da kommen nur bestimmte Tage in München in Frage. Und natürlich ist es weniger motivierend für meine Mitarbeiter und mich, Veranstaltungen zu verschieben und abzusagen, als diese zu organisieren.

Schöne: "Es gibt eben doch ein Social Distancing"

In einigen Bereichen gibt es bei uns aktuell sehr viel zu tun, in anderen weniger. Von zirka 150 Beschäftigten sind seit Mai 86 in Kurzarbeit und 64 weiterhin beschäftigt. Auch der normale Arbeitsalltag hat sich bei uns drastisch verändert: Ein Großteil der Beschäftigten arbeitet derzeit im Homeoffice. Ausgenommen sind die Mitarbeiter, die gewerblich und handwerklich bei uns tätig sind. Aber dass Homeoffice die "neue Normalität" sein soll, sehe ich nicht. Gerade bei uns ist ein Austausch der Kollegen untereinander sehr wichtig, und das funktioniert nicht, wenn jeder künftig von zu Hause aus arbeitet. Damit die Beschäftigten, die noch im Büro arbeiten, möglichst wenig Kontakt haben, haben wir die Rahmenarbeitszeit aufgehoben. So sind die Mitarbeiter viel flexibler und können sich untereinander absprechen, wer wann kommt. Überhaupt ist es etwas ganz anderes, über soziale Medien, statt persönlich zu kommunizieren. Es gibt eben doch ein Social Distancing.

Schöne: "Einige Meetings kann man sich sicher sparen"

Auch viele geschäftliche Themen etwa, über die man sich sonst nebenbei persönlich austauscht, gehen verloren. Video- und Telefonkonferenzen sind auch nicht für alles die beste Lösung. Man kennt die Stimmen nicht, die Gestik und Mimik gehen über die oft nicht optimale Bildqualität verloren. Ich empfinde die vielen Video- und Telefonkonferenzen wesentlich anstrengender als normale Meetings, grundsätzlich bin ich aber Berufsoptimistin und versuche bei allen schwierigen Situationen auch immer das Positive zu sehen. In diesem Fall zum Beispiel die Erkenntnis, dass man sich in Zukunft einige Meetings sicherlich sparen kann, für die Menschen ein bis zwei Stunden durch die Gegend fliegen, nur um kurz etwas zu besprechen. Ich selbst gehe noch ins Büro, esse aber daheim Mittag.

Schöne über die Funktionsstörung der Spülmaschine

Mein Mann arbeitet zu Hause. Die Spülmaschine ist nie zuvor so häufig gelaufen. Sie hatte jetzt sogar eine Funktionsstörung. Vor Corona war ich in der Regel jeden Abend unterwegs – beruflich oder privat. Das geht mir schon extrem ab. Die ganzen sozialen Kontakte, die Kultur, der Austausch mit anderen Menschen. Für uns kommt die belastende Situation hinzu, dass wir nicht wissen, wie es mit den Veranstaltungen weitergeht. Im vergangenen Jahr waren die Rammstein-Konzerte innerhalb von wenigen Minuten ausverkauft. Das wird es so schnell nicht mehr geben. Und ich bin es gewohnt, dass zigtausende Menschen zu den Großveranstaltungen strömen. Jetzt ist hier stattdessen ein Lager für medizinische Produkte. Insgesamt finde ich, dass die Corona-Krise schon aufs Gemüt schlägt. Unser Hoffnungsschimmer liegt bei den Freizeiteinrichtungen. Wir hoffen zudem, dass wir im Herbst wieder mit Outdoorveranstaltungen starten können.

Lesen Sie hier: Münchner Doktorand berichtet - "Gehe wieder ins Labor"

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