Olympia in München? "Dem IOC ist völlig wurscht, was die Stadt in ihr Konzept reinschreibt“

Die Sommerspiele 2040 könnten in München stattfinden. Doch ob sich die Stadt wirklich bewerben soll, darüber sollen die Münchner entscheiden. Allerdings reicht ein Bürgerentscheid nicht, findet der Chef des Bund Naturschutz Christian Hierneis. Die AZ erklärt, weshalb er zwei Abstimmungen fordert.
von  Christina Hertel
Für die European Championships hat das Olympiastadion gereicht. Doch gilt das auch für Olympia?
Für die European Championships hat das Olympiastadion gereicht. Doch gilt das auch für Olympia? © imago

München - Noch in diesem Jahr sollen die Münchner (oder wenn es nach dem Innenminister Joachim Hermann (CSU) geht alle Bayern) über Olympische Sommerspiele 2040 abstimmen. Doch eine Abstimmung reicht nicht, findet Christian Hierneis. Er sitzt für die Grünen im Landtag, ist Chef des Bund Naturschutz und hat schon 2013 gegen Winterspiele gekämpft. Christian Hierneis will, dass die Münchner zweimal abstimmen. Warum? Er argumentiert so:

Jetzt erarbeitet erst einmal die Stadt München ein Konzept, wie sie sich Sommerspiele in München vorstellt. Von OB Dieter Reiter (SPD) hat man bereits gehört, dass er in München keine neuen Stadien will. Seine Forderung: Es sollen die nachhaltigsten Spiele aller Zeiten werden. Wenn das so käme, hätte er nichts gegen Olympia in München, sagt Hierneis. Nur: Er bezweifelt, dass das Konzept des Münchner Rathauses das Internationale Olympische Komitee sonderlich interessieren wird.

Der Grünen-Landtagsabgeordnete und Chef des Bund Naturschutz Christian Hierneis ist skeptisch, was  Sommerspiele in München betrifft.
Der Grünen-Landtagsabgeordnete und Chef des Bund Naturschutz Christian Hierneis ist skeptisch, was Sommerspiele in München betrifft. © Daniel von Loeper

„Das IOC hat ganz eigene Vorstellungen. Dem ist es völlig wurscht, was die Stadt in ihr Konzept reinschreibt“, sagt er. Erst wenn alle endgültigen Bewerbungsunterlagen und die Forderungen des IOC an die Ausrichterstädte auf dem Tisch liegen, kann eine endgültige Abstimmung erfolgen, findet Hierneis. Als es vor über zehn Jahren um Olympische Winterspiele in München ging, machte Hierneis die Erfahrung, dass der Stadt strikte Vorgaben gemacht werden. Zum Beispiel hätte München damals garantieren müssen, dass in einem bestimmten Umkreis rund um die Sportstätten nur Bier der Sponsoren ausgeschenkt wird.

„Das IOC will das Modernste vom Modernen“

Hierneis bezweifelt außerdem, dass die Wettkampfstätten in München den Anforderungen des IOC genügen. Das Olympiastadion sei dann schließlich fast 70 Jahre alt. „Das IOC will das Modernste vom Modernen“, sagt Hierneis. Andere Sportanlagen seien in keinem guten Zustand. „Die Schießanlage in Garching müsste man eigentlich abreißen und neubauen“, sagt der Naturschützer. Ähnlich marode sei die Regattaanlage in Oberschleißheim.

Teilen die anderen Münchner Umweltverbände die Olympia-Skepsis? Christian Grundmann, der Sprecher von Greencity, spricht sich nicht grundsätzlich gegen Olympia aus. Aber: „Es geht darum, wie die Umsetzung aussehen würde.“ Falls Ressourcenverbrauch und Flächenbedarf in ausreichendem Maß berücksichtigt werden und falls im Vorfeld eine transparente Debatte geführt werde, könnten die Spiele seiner Meinung nach ein „unvergessliches Erlebnis werden“.

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