Wiesn: Münchner Dirndl-Experten geben Mode-Tipps

Mit Glitzerkram und im Bonbon-Look kann man, pardon: frau sich nicht mehr auf die Wiesn trauen – sagen die Münchner Dirndl-Experten. In der AZ geben sie Tipps fürs beste Wiesn-Outfit.
München – Der Dirndl-Countdown läuft. Am 20. September beginntder Schluck- und Schunkel-Marathon auf der Wiesn – und gleichzeitig für die alljährliche Trachten-Parade der Schickeria. Denn ohne Dirndl und Lederhosen geht’s ja nicht (mehr). Höchste Zeit also, um sich nach dem passenden Outfit für die diesjährige Saison umzusehen. Doch was trägt frau in dieser Saison? Wir haben uns bei Münchner Dirndl-Experten und -Expertinnen umgehört.
Bei Claudia Nowka vom Label „Alpenmädel“ in der Frauenstraße geht’s in diesem Jahr wieder recht traditionell dazu: „Wir setzen statt auf Seide auf die altbewährten Baumwollstoffe. Völlig out sind Bling- Bling-Dirndl. In Sachen Farben ist alles erlaubt, wobei bei uns der Fokus auf kräftigen Farben liegt.“ Und auch für alle Ladys, die bislang im eng geschnürten Dirndl kaum mehr Luft bekamen, hat „Alpenmädel“ Abhilfe: „Bei uns gibt es in dieser Saison ein ultrabequemes Stretch-Dirndl: aus Leinen mit Elasthan-Anteil, das sich der Figur anpasst und keine Falten wirft.“ So kann frau also auch das eine oder andere Bier oder Hendl ohne Reue genießen.
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Bei Trachten-Designerin Lola Paltinger lautet das Motto ebenfalls „Back to the Roots“: „Neben Opulenz und Glamour setzt sich jetzt immer mehr die Tradition durch. Baumwoll- und Leinendirndl sind angesagt: Sie verleihen ihrer Trägerin eine mädchenhafte Eleganz.“ Zu kurz ist nach wie vor out, ebenso wie zu viel Holz vor der Hüttn: „Die Länge variiert von kniebedeckt bis knöchellang. Und Blusen dürfen durchaus auch hochgeschlossen sein. Farblich setzen sich neben modischen Trendfarben auch wieder dunklere Töne durch. Es wird viel zu sehen geben“, ist sich Lola Paltinger sicher.
Pastell- und Nudefarben dominieren die diesjährige Kollektion von Angermaier. „Aber auch mit den klassischen Trachtenfarben wie Rot, Brombeere, Blau oder Grün ist man perfekt angezogen“, findet Nina Munz von Angermaier. Edel seien Brokatstoffe mit Blumenmustern. Für Munz sind Dirndl mit Schneewittchen- Kragen ein Hingucker: „Dieser tolle Stehkragen zaubert ein wunderschönes Dekolleté.“ Ihr Tipp für die Schürze: : „Sie sollte zwischen drei und fünf Zentimeter kürzer als das Dirndl sein.“
Weniger (Glitzer) ist auch bei Birgit Fischer Höper vom Label „Munich Couture“ mehr: „Die Dirndl in dieser Saison sind traditionell und ohne viel Schnickschnack. Wir setzen auf gute Verarbeitung und schöne Stoffe. Und unsere Dirndl sind vor allem unkompliziert, denn sie sind waschbar.“ Moderatorin Alexandra Polzin hat für das Label erstmals eine eigene Linie entworfen.
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Designerin Julia Trentini sagt: „In diesem Jahr sind die Dirndl zurückhaltender als in den vergangenen Jahren – und zeigen sich in klassischer Länge mit nostalgisch-mädchenhaften Elementen. Man entfernt sich allmählich wieder weg vom Glitzer und von zu grell-bunten Trachten und trägt wieder traditionell-klassische Schnitte und Farben. Dazu Blusen entweder im Vintage-Look, mit Spitze, Lochstickerei oder mit Dreiviertel-Arm, in denen natürlich gerne Ausschnitt gezeigt werden darf. Aber bitte subtil und nicht zu vordergründig. Ein Dirndl sollte für meinen Geschmack immer klassisch und traditionell sein.“
Auch Sandra Abt vom Label „AlpenHerz“ schreibt die Tradition groß: „Vor allem, was die Schnitte, Rocklängen und Stoffe angeht.“ Und was ist farblich in? Abt findet: „Heuer liegen besonders die Pastelltöne im Trend, die die Weiblichkeit wunder unterstreichen.“
Anja Württemberger („Anina W.“): „Bei den Farben dominieren in dieser Saison eher gedeckte Farben wie Grau und Schwarz, aber auch Creme kombiniert mit Gold oder Rosé.“ Bei der Länge gilt nach wie vor: zu kurz ist out. „Unsere Dirndl gehen alle mindestens übers Knie.“
„Leinen, Baumwolle und Seide bleiben weiterhin die wichtigsten Materialen in der Tracht“, sagt Gabriele Hammerschick von Lodenfrey. Die Stoffe werden dort aufwendig bedruckt, etwa von Hand. Carmen-Blusen seien out, warnt Hammerschick. Auch auf die Schuhe darf man achten. Hammerschick betont, dass der etwas grobe Haferlschuh und Cowboystiefel absolute No-Gos seien.
„Nicht zu kurz und nicht zu bunt“ – so lautet die Devise von Trachten-Designer Daniel Fendler. Was die Farben angeht setzt er auf „Non-Colours“ wie gedecktes Kupfer, Taubenblau und Steingrau, aber auch auf intensive Töne wie Smaragdgrün und Petrol. Bei Fendler kommen auch die Mannsbilder nicht zu kurz. Ihnen rät er zu „Trachtenhemden aus satinierter Baumwolle mit übergroßen, hohen Krägen und doppellagigen Manschetten, coolen Lederhosen aus Hirschleder in Navy-Blue und Anthrazit und taillierten Jankern mit farbigen Knopflöchern. Das verwandelt Männer in fesche Buam.“
Fazit:
In Sachen Farbe ist dirndltechnisch erlaubt, was gefällt. Aufbrezeln ist nach wie vor okay, aber kunterbunte Phantasie- und Prinzessinnen- Dirndl mit reichlich Glitzer haben ihre Zeiten hinter sich. Mit einem traditionellen, klassischen Dirndl macht frau nichts verkehrt.