Frauen auf der Wiesn: Hier gibt es Hilfe!
Mit S-Bahn-Bannern, Flyer und Schulbesuchen macht das Projekt "Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen" auf sich aufmerksam. Im Security Point vor Ort werden sich 50 Helferinnen um Frauen und Mädchen kümmern, die auf dem Oktoberfest Hilfe brauchen.
München - Die Aufbauarbeiten sind in vollem Gange, auf der Theresienwiese wird fleißig gehämmert und gewerkelt. Nur noch 37 Tage, dann beginnt das 181. Oktoberfest. Die große Mehrheit der Besucher wird auf dem größten Volksfest der Welt wieder viele ausgelassene Stunden verbringen.
Doch es gibt auch die Schattenseiten, eine ist, dass jedes Jahr Frauen und Mädchen auf der Festwiese massiv sexuell belästigt werden. Je betrunkener sie sind, umso leichter können sie zum Opfer werden. Im vergangenen Jahr erstatteten zwei Frauen Anzeige wegen Vergewaltigung, 16 zeigten sexuelle Übergriffe an. Doch die Dunkelziffer ist viel höher, sind sich Polizei und Hilfsvereine einig. Manche schätzen die tatsächlichen Zahlen hundert Mal höher. Dazu kommt: Sexuelle Übergriffe, die außerhalb des Festgeländes geschehen, gehen in die Wiesn-Statistik der Polizei gar nicht ein.
Bereits zum zwölften Mal in Folge wird es auch in diesem Jahr eine Anlaufstelle speziell für junge Frauen und Mädchen auf dem Festgelände geben. Dieser „Security Point“ der Initiative „Sichere Wiesn“ befindet sich im Servicezentrum am Fuße der Bavaria. Dort kümmern sich insgesamt fünf Fachfrauen und 45 ehrenamtliche Helferinnen - vorwiegend Studentinnen - um Frauen und Mädchen, die Hilfe brauchen. Pro Abend sind bis zu zehn Helferinnen gleichzeitig vor Ort, die Fachfrauen sind Sozialpädagoginnen mit Zusatzausbildungen in Kriseninterventionsarbeit und Traumatherapie.
Allein im vergangenen Jahr kümmerten sie sich um 160 hilflose Wiesnbesucherinnen. Die jüngste war 15, die älteste 77, die meisten zwischen 20 und 30 Jahre alt. Die Art der Hilfeleistungen ist breitgefächert: Manchmal braucht eine Schülerin nur ein Ladegerät, um ihr Handy wieder aufzuladen, damit sie ihre Freundinnen wiederfinden kann.
Die Mehrzahl der Hilfeleistungen geht aber viel weiter. „Viele unterschätzen einfach die Größe des Festes und die Wirkung des stärkeren Wiesnbiers“, sagt Sozialpädagogin Alexandra Stigger. „Die meisten, die zu uns kommen, sind in ihrer Eigenschutzfähigkeit eingeschränkt.“ Kaum eine, die nicht angetrunken oder betrunken ist. Mal irrt eine Frau stundenlang nassgeregnet umher, weil sie die Orientierung verloren hat. Mal kommt eine Frau, der die Handtasche gestohlen wurde und die nicht einmal mehr weiß, in welchem Hotel sie wohnt. Es gab auch schon eine Wiesnbesucherin, die völlig verzweifelt war, weil sie den Bus verpasst hatte, der sie zurück nach Italien bringen sollte.
Und schließlich gibt es auch die Frauen und Mädchen, die Opfer sexueller Gewalt wurden. „Die Betreuung dieser Frauen ist besonders zeitintensiv“, sagt Christina Gottlöber. Oft bringen die Helferinnen die Frauen in ihrem Auto persönlich nach Hause. In diesem Jahr unterstützt Isarfunk die Initiative mit Freifahrten für 200 Euro.
Die Aktion "Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen" wird mit S-Bahn-Bannern, Flyern und Schulbesuchen auf sich aufmerksam machen. Zudem ist die Initative auf Facebook vertreten, in diesem Jahr kommt außerdem Twitter dazu.
Die Initiative „Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen“ ist ein gemeinsames Projekt der Vereine Amyna und Imma sowie vom Frauennotruf und der Stiftung Hänsel und Gretel.
Oberbürgermeister Dieter Reiter sowie die zwei Münchner Bürgermeister Josef Schmid und Christine Strobl haben die Schirmherrschaft übernommen.
Mehr Inofs unter: www.sichere-wiesn.de