"Das Urinal von München": St.-Pauls-Platz sorgt für Ärger bei Anwohnern und Gästen

Anwohner und Stadtteilpolitiker fordern mobile Toiletten für das Oktoberfest 2024. Wildbiesler betrieben an Wiesn-Wochenenden in München "Anarchie".
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Die Gegend um die Kirche St. Paul verwandelt sich in der Wiesnzeit zum "Urinal Münchens".
Die Gegend um die Kirche St. Paul verwandelt sich in der Wiesnzeit zum "Urinal Münchens". © imago images/Stefan M. Prager

München – Seinen Wiesnbericht 2023 hat der Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt jetzt vorgelegt: "Bedauerlicherweise waren rund um die Theresienwiese teilweise Zustände, die vermieden oder gelindert werden könnten", bemängelt BA-Chef Benoît Blaser (Grüne) die Situation während des Oktoberfests.

Der Ärger mit Wildbieslern stößt Anwohnern und Stadtteilpolitikern auf: "An Wiesnwochenenden herrscht um den St.-Pauls-Platz Anarchie. Trotz der Anwesenheit der Polizei werden Hauseingänge volluriniert, wird ins Gebüsch erbrochen, Müll durch die Gegend geworfen", sagt Arne Brach, Sprecher der grün-rosa Fraktion – und ergänzt: "Für Anwohner ist insbesondere die Situation mit menschlichen Hinterlassenschaften inakzeptabel."

Anwohner ekeln sich: "Der St.-Pauls-Platz ist zur Wiesnszeit das Urinal von München"

Bereits vor dem Oktoberfest hatte das Stadtteilparlament mobile Toiletten am St.-Pauls-Platz gefordert – vergeblich. Dieses Jahr reichte eine 80-jährige Anwohnerin rund 30 Unterschriften für mobile Klohäusl ein und eine bessere Reinigung zur Oktoberfest-Zeit ein.

Genutzt hat es nichts. Wenn die Frau morgens mit ihren Hund auf den St.-Pauls-Platz trat, ekelte sie sich vor Urinlachen, Glasscherben, Müll, Erbrochenem und Fäkalien auf Gehwegen. "Der St.-Pauls-Platz ist zur Wiesnszeit das Urinal von München, ein Hotspot. Dazu werden zum Oktoberfest die Mülleimer abmontiert", moniert Arne Brach.

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Die Betrunkenen hinterlassen ihre Fäkalien auf dem ganzen St.-Pauls-Platz

Er habe gesehen, wie Besoffene an die Kirche St. Paul gepinkelt hätten. "Dort sind Bäume, dort ist es dunkel. Der Ort scheint Betrunkenen perfekt für ihre Hinterlassenschaften". Drei Jungs hätten gemeinsam an eine Haustür gepinkelt. "Was, wenn die gerade aufgeht?" Einen Wild-Pinkler hat der Lokalpolitiker angesprochen: "Vergiss nicht, mir deine Adresse zu geben, dann komme ich und pinkle in deinen Garten", hat Brach zu ihm gesagt.

Arne Brach meint: "Am schlimmsten ist die Fäkaliengeschichte. Was nicht passieren darf, ist ein anarchistischer Zustand, wo wegen der Wiesn keine Regel gilt. Ein Zustand, den alle Münchner hinzunehmen haben, weil das Oktoberfest wirtschaftlich wichtig ist für die Stadt." Dem BA-Gremium sind Anwohner bekannt, die extra die zwei Wiesn-Wochen in den Urlaub fahren – oder temporär ausziehen, um sich nicht zu ärgern.

Nächstes Jahr soll der Reinigungsservice der Stadt München stärker beworben werden

Die öffentliche Straßenreinigung habe besser funktioniert als letztes Jahr. "Es war morgens schneller sauber", haben Bürger gesagt. Doch Hinterlassenschaften an privaten Tiefgarageneinfahrten, Baustellen und Hauseingängen blieben kleben. Mit ein Grund: Es gab dieses Jahr keinen Regentag.

Zwei Mal hat Arne Brach dieses Jahr online den Reinigungsservice der Stadt für Privatgrund bestellt. "Zwar gibt es diesen Service. Doch man kann ihn nicht anrufen, nur übers Internet kontaktieren. Also kennt ihn quasi niemand von den älteren Anwohnern", weiß Brach. Der BA Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt fordert deshalb zur Wiesn 2024 Flyer als Postwurfsendungen – und eine Telefonnummer.

Vollgepinkelt: Eine Tiefgarageneinfahrt am St.-Pauls-Platz. Anwohner haben sich zur Wiesn oft geekelt. Es gab keinen Regen.
Vollgepinkelt: Eine Tiefgarageneinfahrt am St.-Pauls-Platz. Anwohner haben sich zur Wiesn oft geekelt. Es gab keinen Regen. © privat

"Dixiklos kommen nicht infrage", meint Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner

Als "Test" verlangt das Gremium mobile Toiletten für den St.-Pauls-Platz zur Wiesn. Im Bewusstsein, dass die vielleicht nur zu 50 Prozent genutzt werden. Arne Brach erklärt: "Wir möchten den Anwohnenden zeigen, dass die Probleme der Stadt nicht egal sind."

Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) kontert, dass der Reinigungsservice der Stadt für private Flächen Hausmeistern und Hausverwaltungen sehr wohl bekannt sei. Der Dienst wurde 70 Mal beantragt. Über Social Media habe man viel Werbung gemacht. "Toilettencontainer mit Personal sind ein echter Aufwand und sehr teuer", sagt der Wiesn-Chef: "Dixiklos kommen nicht infrage, weil sie leicht umgeworfen werden können."

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33 Kommentare
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  • Gelegenheitsleserin am 26.10.2023 12:54 Uhr / Bewertung:

    @Bluto
    "Es ist genauso gut möglich, dass der Dienst deshalb nicht häufiger in Anspruch genommen wurde, weil es nicht nötig war."

    Das ist allerdings ausgesprochen unwahrscheinlich. Sprechen Sie doch mal mit den Anwohnern!

    "Alle die dort wohnen sind erst da hin gezogen, als die Wiesn schon über 100 Jahre dort stattfand. Augen auf bei der Wohnortswahl!"

    Das sagen Sie mal den Kindern, die dort leben!
    Sollen die wirklich unter diesen Zuständen mehr leiden als unbedingt nötig?

  • Normalist am 26.10.2023 07:17 Uhr / Bewertung:

    Leider kein Phänomen der Wiesn. Gebiete wie die Türkenstr, Schelling oder Zieblandstraße stinken ohne Ende. In der Barer Straße stand auch ein Dixi-Klo. Inklusive Personen die es nutzten, war übrigens eigentlich für die Arbeiter der Sparkassenbaustelle gedacht, wurde es mehrfach umgeworfen. Jeder Hausgang, jede Haustür ist Zeichen der Ausmaße was sich da an den Abenden und der Nacht vom Partyvolk abspielt. Vollgepinkelt, vollgekotzt usw. und mittlerweile gibt offenbar jeder auf. Der Urin hat sich in den Stein gefressen. Es ist eine Schande. So blöd es sich allerdings anhört, es ist fast verständlich. Die Kneipen drumherum haben einfach zu wenig Toiletten. Baulich auch nicht mehr zu ändern. Aber die Hauptsache wir haben angeblich Toiletten nach Geschlechtern 😂

  • am 25.10.2023 20:04 Uhr / Bewertung:

    Arne Brach erklärt: "Wir möchten den Anwohnenden zeigen, dass die Probleme der Stadt nicht egal sind.", indem man mobile Toiletten hinstellt.???
    Frag doch mal die Anwohner der Ostseite der Theresienwiese, deren Gärten voll gekackt sind. Ach, stellen wir dort gleich einen Ständer mit Menschenbeutel in rot, grün oder schwarz , ähnlich wie Hundebeutel, hin. Um zu zeigen, daß die Probleme der Stadt nicht egal sind. Die Probleme sind doch schon seit Jahren bekannt.

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