Stadt München triumphiert gegen Dubai-Wiesn

Der Veranstalter muss Zugeständnisse machen – doch seine Anwälte wittern einen Skandal.
Paul Nöllke |
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Wiesn in Dubai? So könnte sie ausschauen. Bei der Werbung muss der Veranstalter aber aufpassen.
Wiesn in Dubai? So könnte sie ausschauen. Bei der Werbung muss der Veranstalter aber aufpassen. © Fotos: dpa / Montage: AZ

München - Zieht die Wiesn nach Dubai? Die Nachricht von einer Wiesn im Wüstenstaat sorgte vergangenes Jahr für Wirbel in München – und beschäftigte bald die Gerichte in einem Prozess, der am Donnerstag sein vorläufiges Ende fand.

Das war passiert: Der Schausteller Charles Blume und der Veranstalter Dirk Ippen (nicht zu verwechseln mit einem gleichnamigen Verleger) hatten Großes vor: Weil die Wiesn in München wegen Corona ausfallen musste, wollten sie ein Oktoberfest in Dubai veranstalten (welches letztendlich dann ebenfalls wegen Corona ausfiel).

Dubai-Wiesn: Stadt München bekommt in erster Instanz Recht

Dabei hätten sie jedoch den Eindruck erweckt, das Münchner Oktoberfest würde ganz offiziell nach Dubai ziehen – so sah das zumindest die Stadt und verklagte die Veranstalter.

In erster Instanz bekam die Stadt Recht: Die Veranstaltung dürfe in Deutschland nicht mit "Oktoberfest goes Dubai" beworben werden, auch die Nutzung von Wiesn-Fotos, mit denen für das "größte Festival der Welt" geworben wurde, wurde untersagt. Doch die Veranstalter wollten das Urteil nicht hinnehmen, auch weil sie faules Spiel witterten.

"Einer der Handelsrichter war selbst Beschicker auf der Wiesn", erklärt Beklagtenanwalt Manfred Zipper der AZ nach dem Prozess. "Er hat an der Entscheidung mitgewirkt", zudem habe er gute Beziehungen zur Stadt. "Das hat schon etwas von Amigo-Stimmung." Das erste Urteil sei auch zu unkonkret, so der Anwalt.

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Vor Gericht wird Einigung erzielt

Am Donnerstag kam es daher zur zweiten Runde vor Gericht – bei der es zwar emotional zur Sache ging, die Anwälte der Stadt aber wieder triumphierten. Um das Münchner Oktoberfest zu verteidigen, hatte die Stadt die renommierte britische Wirtschaftskanzlei Pinsent Masons engagiert, die sich beim Aushandeln eines Kompromisses mit der Gegenseite hart zeigte. "Es geht um Steuergelder", erklärte Anwalt Nils Rauer, wieso die Stadt einer Teilung der Kosten nicht zustimmen werde, sogar wenn die Veranstalter eine strafbewehrte Unterlassungserklärung unterzeichneten.

Diese Härte zahlte sich für die Stadt aus, und so wurde folgende Einigung erzielt: Der Veranstalter bewirbt das Oktoberfest nicht mehr mit den umstrittenen Fotos und Slogans, dafür geht die Stadt rechtlich auch nicht mehr gegen ihn vor. Wer die Kosten trägt, wird noch vom Gericht entschieden.

Charles Blume: "Bin mir keiner Schuld bewusst"

Am Ende wurde Charles Blume sogar die Verwendung eines Fotos von seinem eigenen Karussell untersagt, da half auch sein emotionaler Appell nichts.

Er selbst sei in einem kleinen Wohnwagen in Berlin in eine Schausteller-Familie geboren worden. Die Dubai-Wiesn sei kein Versuch, München das Oktoberfest wegzunehmen, sondern nur ein Versuch gewesen, den Schaustellern zu helfen. "Ich bin mir keiner Schuld bewusst."

Ein Oktoberfest werde er 2022 dennoch in Dubai veranstalten, erklärte er nach dem Prozess der AZ. Nur bewerben muss er es anders.

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5 Kommentare
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  • am 20.05.2022 12:50 Uhr / Bewertung:

    Zitat: "... sei kein Versuch, München das Oktoberfest wegzunehmen, sondern nur ein Versuch gewesen, den Schaustellern zu helfen."

    Die Schausteller, die auf dem echten Oktoberfest keine Buden, Fahrgeschäfte etc. aufbauen konnten, sollen nun anderswo ihre Buden und Fahrgeschäfte aufbauen dürfen?

    Ich glaube, mich daran erinnern zu können, dass Dubai doch etwas weiter weg liegt als der Festplatz im Nachbardorf.

  • hundundkatz am 20.05.2022 09:14 Uhr / Bewertung:

    Ein „Fest“ in einer Diktatur mit Alkoholverbot und Frauenentrechtung? Prost!

  • Matze-G am 19.05.2022 23:08 Uhr / Bewertung:

    Nennt es einfach Bierfest nach Münchner Art mit Fremdbier☺
    beim Schnitzel nach Wiener Art geht es doch aus.
    Und schon die Wörter "nach Wiener Art" kosten 3 € mehr.
    Die Abzocke kennt keine Grenzen ........die Bürger müssen die Grenzen aufzeigen und setzen,
    auch wenn manche pleite oder aufgeben müssen.
    Die Gier kennt keine Grenzen.

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