Otto Seidl (70) wird neuer Wiesn-Stadtrat

Überraschende Personalie in der CSU-Fraktion: Otto Seidl wird neuer Wiesn-Stadtrat. Der 70-Jährige wird damit künftig nicht nur für die Auer Dult, den Christkindlmarkt und das Oktoberfest zuständig sein – er wird beim Einzug der Festwirte auch zusammen mit den Bürgermeistern in einer Kutsche sitzen dürfen.
In der Rathaus-CSU macht man kein großes Geheimnis daraus, dass man Seidl damit noch einmal ein kleines Zuckerl zuschanzen wollte. Der gelernte Computerfachmann wird nächste Woche 71. Nach eher weniger glamourösen Jobs wie dem Sitz im Stadtentwässerungsausschuss und als Sprecher im städtischen IT-Ausschuss kommt Seidl auf seine alten Tage nun noch einmal richtig groß raus.
Seidl war eigentlich nur als Außenseiter ins Rennen gegangen. Seine beiden Kontrahenten, die Stadträte Manuel Pretzl und Richard Quaas, wurden ursprünglich höher gehandelt. Doch Pretzl übernimmt Ende des Jahres den Fraktionsvorsitz, der 40-Jährige kandidierte deshalb erst gar nicht. Und gegen den schwer enttäuschten Quaas konnte sich Seidl am Montag bei der Abstimmung letztendlich durchsetzen.
Dass es sich bei der Wahl um eine Gefälligkeit handelte, sieht man aber auch daran, dass Seidl nur für zwei Jahre gewählt wurde. Nach der Hälfte der Amtsperiode soll dann doch Manuel Pretzl übernehmen. Der, so nimmt man in der CSU an, wird sich bis dahin so gut eingewöhnt haben, dass er auch zwei Ämter locker schultern kann.
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Vorläufig übernimmt aber nun erst einmal Seidl das Amt. Er wird damit Nachfolger von Georg Schlagbauer. Der bisherige Wiesn-Stadtrat war vor gut einem Monat wegen einer Drogenaffäre zurückgetretenen. Dadurch wurde die Neuwahl erst nötig.
Seidl trägt gerne Trachtenjanker und gilt ganz allgemein als Brauchtums-Fan. Trinkfest sei er obendrein, heißt es aus der CSU-Fraktion. Das ist natürlich hilfreich, denn seine Maß selbst bezahlen muss man als Wiesn-Stadtrat doch in den seltensten Fällen. Der zutiefst beleidigte Quaas hat am Ende übrigens doch noch seine Pöstchen bekommen. Mit dem Wiesn-Stadtrat ist es zwar nichts geworden. Aber als Ausgleich für seine „persönliche Verärgerung“, so teilte die CSU mit, wurde er einstimmig zum Koreferenten im Wirtschaftsreferat gewählt und darf zudem im Rathaus künftig als verkehrspolitischer Sprecher der CSU-Fraktion fungieren. So läuft das bei den Schwarzen.