Oktoberfest-Umsatzpacht gedrückt? Löwenbräu-Zelt muss hohe Summe nachzahlen
München – Die Stadt schaut da ganz genau hin: Um die Umssatzpacht für die Wiesn exakt berechnen zu können, prüft sie die Umsätze der Zelte. Heuer ist die Umsatzpacht wegen der steigenden Sicherheitskosten erhöht worden. Bei der Umsatzpachterklärung von Löwenbräuwirt Wiggerl Hagn gibt es weiter Irritationen (AZ berichtete).
Laut AZ-Informationen hat das Zelt auch Freibier und Bedienungsgeld nicht genauestens angegeben. Jetzt ist bekanntgeworden, warum es im Löwenbräuzelt überhaupt zu einer Nachprüfung kam: Der Umsatz von Wiggerl Hagn für das vergangene Jahr war nämlich deutlich niedriger angegeben als in den anderen Großzelten. Die Nachzahlung, die im Raum steht, beträgt etwa 70.000 Euro.
Im Rathaus werden harte Konsequenzen gefordert
Das Problem ist, dass Hagns Bedienungen den Nettobetrag angeben – und sein Steuerberater meinte, das Bedienungsgeld müsse nicht angegeben werden. Also ließ er die Beträge außen vor. Hagn zur AZ: "Meine Auffassung war eine andere." Weshalb er diesen Punkt im Februar noch einmal prüfen ließ.
Sein Ansprechpartner ist dabei nicht die Stadt, sondern eine von der Stadt beauftragte Wirtschaftstreuhand GmbH. Der Umgang mit dieser ist schwierig. Persönlich habe er keinen Ansprechpartner, zudem wollten die Prüfer alles schriftlich und digital. Er habe die Zahlen ja parat. "Aber das ist alles ein bisserl schwierig während der Wiesn – meine Tochter und ich arbeiten ja den ganzen Tag", so Hagn. Ein persönliches Treffen mit dem Prüfer sei ihm verwehrt worden, dabei müsste man sich, so Hagn, "einfach mal zusammensetzen".
"Die Stadt verhält sich absolut fair", so Hagn. Im Gegensatz zur Wirtschaftstreuhand GmbH, die bei ihm fast so was wie unheiligen Zorn hervoruft. Weshalb er erwägt, den Aufsichtsratchef der Sedlmayr Grund und Immobilien KGaA und vormaligen Spaten-Löwenbräu-Chef Jobst Kayser-Eichberg zu kontaktieren. "Vielleicht muss ich mir einen Rechtsanwalt nehmen", so Hagn, "ich muss mich wehren."
Im Rathaus sieht man das anders. Da wurde das Grummeln am Donnerstag lauter. Offenbar halten viele Stadträte harte Konsequenzen für unausweichlich. "Wenn wir das durchgehen lassen, reißt es ein", heißt es hinter vorgehaltener Hand – offiziell verweisen alle auf das laufende Verfahren – "wir dürfen uns nur nicht bescheißen lassen."
Wiesn-Umsatzpacht 2018 höher als 2017
Die Umsatzpacht hatte die Stadt München 2017 eingeführt und in diesem Jahr gleich erhöht, weil die Einnahmen die gestiegenen Sicherheitskosten der Stadt nicht decken konnten.
Dem Stadtrats-Beschluss zufolge müssen die großen Zelte nun anstatt wie 2017 5,1 Prozent des Nettoumsatzes 7,8 Prozent bezahlen. Bei den kleinen Zelten steigt die Abgabe auf 6,1 Prozent. Damit, so argumentiert der Wirtschaftsreferent und Wiesnchef Josef Schmid (CSU), wären bei einem erwarteten Nettoumsatz von rund 122 Millionen Euro die 9,3 Millionen Euro Umsatzpacht zu erzielen, die zur Finanzierung des Festes gebraucht werden.
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