Oktoberfest: Das sind die feschen Fashion-Trends

Schicke Dirndl, kernige Lederhosn: Für viele Gäste der Wiesn gehört eine schöne Tracht zum Fest. Vom Stil über Stoffe und Farben bis zu den Accessoires – die AZ zeigt, was heuer besonders angesagt ist.
von  Carolin Fröhlich
Das sind die diesjährigen Trachten-Trends auf der Wiesn
Das sind die diesjährigen Trachten-Trends auf der Wiesn © Daniel von Loeper

Für Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen und König Ludwig I. kam vor 205 Jahren nur eines in Frage: Hochzeitskleidung. Heute, gut zwei Jahrhunderte nach der königlichen Hochzeit, die seither als Oktoberfest gefeiert wird, ist für viele Wiesn-Gäste die Kleiderwahl ebenso klar: Natürlich Tracht!

Doch dass Tracht nicht gleich Tracht ist, weiß jeder Oktoberfest-Besucher spätestens nach seinem ersten Spaziergang über die Festwiese. Dort zu sehen sind, wie jedes Jahr, Flip-Flops zur „Leder“-Hose aus Jersey-Stoff, quietschbunte und viel zu kurze Mini-Dirndl oder sogenannte Sepplhüte – jene graue, spitze und filzige Kopfbedeckung, die in zahlreichen Souvenirshops als „typisch bayerisch“ angeboten wird.

Gscheid daherkommen schaut aber anders aus: Wer heuer gut gekleidet Maß und Hendl genießen, Kettenkarussell fahren oder bloß über die Festwiese schlendern möchte, der setze auf Tradition, sagen die Trachten-Kenner. Denn das sei heuer der wichtigste Trend. Kombiniert mit modischen Accessoires, taillierten Schnitten oder modernen und kräftigen Farben schaffe die Tracht heuer den Spagat zwischen Brauch und Moderne.

Die AZ hat sich die Trends angeschaut und von den Münchner Trachten-Experten erklären lassen. Hier zeigen wir Ihnen die schönste Auswahl.

Auf eine fesche Wiesn 2015!

Modefarbe: Marsala

„Marsala“– so heißt die Trendfarbe, die aus der Modewelt heuer kaum mehr wegzudenken ist. Und nicht bloß da: Denn das erdige Weinrot ziert nicht nur zahlreiche Kleidungsstücke auf internationalen Laufstegen, sondern auch Möbelstücke, Nagellacke oder gar Fahrräder. Kein Wunder also, dass das weinrote Dirndl von Bea (r.) zu den diesjährigen Bestsellern im Trachtenhaus Angermaier gehört. Nicht nur Rock und Mieder ziert die Trendfarbe Marsala, sondern auch die Schürze fällt durch ihr zweifarbiges Band im erdigen Weinrot auf. Auf dem weiß-getupften Rock wird die oliv-farbene Schürze, die leicht glänzt, zum Hingucker. Damit der Rock schön fällt, gehört ein Unterrock unters Dirndl. Aufwendig gestaltete Borten am Mieder und eine passende Kette in der Trend-Farbe runden Beas Outfit ab. Ein Muss: dazu passende Pumps, hier aus schwarzem Samt.

 

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Loden? Gar nicht altbacken!

Schade eigentlich, dass das klassische Dirndl aus Loden und in Waldgrün auf der Wiesn fast als ausgestorben galt, denn es macht schon was her. Doch heuer zählt es wieder zu den Trachten-Trends. „Keine Angst vor vermei ntlich altmodischen Farben und Stoffen“, sagt Nina Munz von Angermaier. Um dennoch nicht altbacken auszusehen, kommt es auf die Mischung an. Anstatt Haferlschuhen trägt frau lieber modische Wildlederpumps wie Maxi Norina (l.) und achtet darauf, dass ihr Dirndl nicht zu lang ist. Einen Trend bei der Dirndl-Länge gibt es zwar nicht, aber ob der Rock bis zum Knie oder zur Wade reicht hängt vom Typ ab. Nur bodenlange Dirndl seien nach Meinung der Trachten-Experten aus der Mode gekommen. Eine farblich auffällige Schürze, wie hier in der modischen Farbe „Brombeere“ (l.), verhindert einen Look in einheitlichem Grün. Wer möchte, kombiniert dazu einen Trachtenhut. Und wenn es heuer nass und kalt wird: Ein zum Mieder passender Janker aus Loden mit Silberknöpfen hält nicht nur warm, sondern sieht auch schick aus.

 

 

 

 

 

Wenig Prunk, viel Tradition

Dass Tracht nicht immer per se auch traditionell sein muss, zeigen vergangene Trachten-Trends. Doch die Zeit, in der Damen möglichst bunt und auffällig gekleidet auf die Wiesn gehen, ist vorbei. Die Trend-Dirndl aus dem Traditionshaus Lodenfrey haben heuer etwas gemeinsam: Kein Prunk. Perlen, Kristalle oder Spitze sind deutlich reduziert. „Weniger ist mehr“, sagt Gabriele Hammerschick, Chefin der Damentrachten. „Unsere Kundinnen verbinden Tradition und Mode.“ Zu klassischen Dirndln aus Leinen und Baumwolle werden modische Schuhe aus Wildleder (Cornelia, r.) oder kleine Schürzen-Taschen (Sarah, l.) kombiniert. Seidenschürzen in Trendfarben wie taupe (Cornelia, r.) oder aufwendig von Hand bedruckt (Carolin, M.) gehören dazu.

Auch der Mann achtet oft auf Qualität, entsprechend trägt er Lederhosen aus Hirsch- oder Rehleder, regional gefertigt und von Hand bestickt. Karohemden in Rot, Grün oder Blau, wie bei Felix (l.) und Alexander (r.), werten die Tracht modisch auf. Dazu gehören passende Haferlschuhe.

Blumen-Chic

Auch romantisch darf es werden zur diesjährigen Wiesn: Durch pastellige Farben, Blumendruck und Spitzenschürze wird Lisa (r.) in ihrem Angermaier-Dirndl zum Hingucker im Festzelt. Ähnlich wie die Trendfarbe Marsala, kommt auch dieser florale Trend aus der Modewelt. Ob als Haarkranz, Kettenanhänger oder auf den Schuh gestickt: Blumenmuster sind überall zu finden. Abgerundet wird der romantische Wiesn-Trend durch eine mit Perlen bestickte Flügelbluse mit Schneewittchenkragen. Bei so viel Märchenhaftem gehören echte Swarovski-Steine auf der Spitzenschürze dazu.

 

Für Mutige

Wie fast jedes Jahr gibt es auch heuer wieder Dirndl-Kreationen, die etwas Mut erfordern. Beas Mieder ist aus pinkem Leder (l.). Wichtig beim Leder-Trend: Das Mieder muss richtig sitzen. Ein Mieder, das zu eng oder zu weit ist, sei ein No-Go, heißt es bei Angermaier. Auch die Schürze sollte richtig sitzen. Sie muss etwa zwei bis drei Zentimeter kürzer sein, als der Dirndl-Rock. Beas Seidenrock erhält durch den eingenähten Unterrock die Form eines Petticoats. Dazu passend: Pailletten-Schürze und Pumps mit Svarowski-Steinen. Dazu passt eine schlichte Bluse mit Schneewittchenkragen.

 

 

 

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Lederhosentrend: die Kurze

Ob aus Ziegen-, Hirsch-, oder Rehleder: kurz muss die Lederhose heuer sein, da sind sich die Trachten-Experten einig. Für entsprechenden Wadenumfang sorgen passende Loferl (für Trachten-Neulinge: Wadlwärmer), die farblich zur Weste und zum Trachtenhemd passen sollten, wie bei Simon (links). Über das Hemd aus Naturfaser wie Leinen oder Baumwolle gehört eine Weste aus Samt oder Loden mit Hirschhornknöpfen. Für kältere Wiesn-Tage empfiehlt sich eine Strickweste aus Wolle, glatt oder mit Zopfmuster. Und bei den Schuhen? Ein traditionaller Haferlschuh, ein leichter Bergschuh oder gar zur Tracht passende Turnschuhe. Lieber nicht: Flip-Flops, bedruckte Trachtenhemden, zu lange Lederhosen oder Halstücher, rät Matthias Münx, Abteilungsleiter der Herrentrachten bei Hirmer.

 

 

 

Lederweste: Schlicht aber edel

Eine Weste muss nicht immer aus Samt oder Loden sein. Heuer geht der Trend zu Leder. Julian (r.) trägt passend zur cremefarbenen Lederhose von Angermaier eine Weste aus weichem Ziegenleder und eine Leder-Fliege. Zur glatten Lederweste passt eine bearbeitete „Vintage“-Lederhose – für alle Männer, die nicht das Glück haben, eine Hose von ihrem Vater oder Großvater vererbt bekommen zu haben. Auf Einstecktuch, Trachtenhut oder Geschirr wird bewusst verzichtet, um nicht zu überladen zu wirken. Wichtig bei Leder: Alles muss knackig sitzen.

 

 

 

 

Mehr Mut zur Farbe

Ähnlich wie bei den Frauen sind auch die Männertrachten heuer eher schlicht und traditionell. Aber bei den Strümpfen kann man(n) ruhig etwas mutiger sein. Dunkelrot, waldgrün, senfgelb oder gar pink darf es sein. Mit Karomuster, geringelt oder gestreift. Am besten passen die Socken farblich zur Stickerei der Lederhose, wie bei Uwe (rechts). „Erlaubt ist, was gefällt“, so Matthias Münx von Hirmer. Mit einer Voraussetzung: „Es muss zum Typ passen.“ Was heuer bei den Damen Trend ist, gilt also auch für die Männer: Nicht verkleiden, sondern wohlfühlen.

 

 

 

 

 

 

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