Oktoberfest 2018: Anlass zu Nachprüfungen - Stadt klopft den Wirten wegen der Umsatzpacht auf die Finger

München - Als die Umsatzpacht vor einem Jahr eingeführt wurde, hatte es die Stadt angekündigt: Einige Wirte werden stichprobenartig überprüft. Und während die Bierzelte voll sind, das Bier fließt und der Rubel rollt, checkt ein Wirtschaftsprüfer der Stadt einen Weißbier-Ausschank, einen kleinen Wiesnwirt – und einen großen Wiesnwirt.
Umsatzpacht und Umsatzpachtprüfung der Stadt – auch für einen alten Hasen auf der Wiesn ist das mal was Anderes: Löwenbräu-Wirt Wiggerl Hagn (79), seit 63 Jahren auf dem Oktoberfest. "Für mich ist das auch neu", sagte das Urgestein am Mittwoch zur AZ. Und: "Ja, ich werde von der Stadt überprüft."
Die Umsatzpacht hatte die Stadt 2017 eingeführt und in diesem Jahr gleich erhöht, weil die Einnahmen die gestiegenen Sicherheitskosten der Stadt nicht decken konnten.
Dem Stadtrats-Beschluss zufolge müssen die großen Zelte nun anstatt wie 2017 5,1 Prozent des Nettoumsatzes 7,8 Prozent bezahlen. Bei den kleinen Zelten steigt die Abgabe auf 6,1 Prozent. Damit, so argumentiert der Wirtschaftsreferent und Wiesnchef Josef Schmid (CSU), wären bei einem erwarteten Nettoumsatz von rund 122 Millionen Euro die 9,3 Millionen Euro Umsatzpacht zu erzielen, die zur Finanzierung des Festes gebraucht werden.
"Wer als Wirt auf der Wiesn bescheißt, muss ganz schön blöd sein"
Wiggerl Hagn hatte für 2017 eine Vorauszahlung geleistet und nach der Wiesn eine Umsatz-Aufstellung an die Stadt geschickt. Dabei gab es offenbar auch eine Möglichkeit anzukreuzen, dass der Wirt nicht alle Posten, die er ans Finanzamt geschickt hat, bei der Stadt angegeben hat. Das hat Wiggerl Hagn angekreuzt. Und deshalb prüft die Stadt jetzt seine Unterlagen. Überprüft? Gibt es da etwa Unregelmäßigkeiten, die die Stadt heuer dazu veranlasst haben, die vorgelegten Zahlen des vergangenen Jahres genauer anzuschauen? "Da is nix Kriminelles", so Hagn, "wer als Wirt auf der Wiesn bescheißt, muss ganz schön blöd sein."
Ein Sprecher des Wirtschaftsreferats sagt auf AZ-Anfrage: "Die Überprüfungen der Umsätze im Jahr 2017 haben Anlass zu verschiedenen Nachprüfungen gegeben. Die Überprüfungen sind jedoch noch nicht vollständig abgeschlossen. Es steht daher auch noch nicht fest, ob ein Betrieb mit Nachforderungen rechnen muss und wie hoch diese dann ausfallen würden."
Fakt sei, so der Löwenbräu-Wirt, dass er im Februar von sich aus auf die Stadt zugegangen sei, um zu erfahren, ob die Umsatzerklärung, die er zusammen mit dem Steuerberater erstellt hatte, korrekt ausgefüllt worden sei. Anfang August sei die Stadt dann auf ihn zugekommen – "in ein paar Tagen ist der Fall erledigt", so Hagn weiter. "Wissen Sie, wir als Wirte haben ein partnerschaftliches Verhältnis zur Stadt, das würde ich nie aufs Spiel setzen."
"Konsequenzen für Beschicker, die der Stadt gegenüber unrichtige Angaben machen, könnten Punktabzug bei der nächsten Bewerbung oder die Prüfung der gaststättenrechtlichen Zuverlässigkeit sein", heißt es beim Wirtschaftsreferat.
Soweit wird es bei Wiggerl Hagn (wahrscheinlich) nicht kommen. Der Löwenbräu-Wirt klingt unaufgeregt, gelassen. "Des Ganze regt mi wirkli ned auf – da gabads ganz andere Sachan", meint er noch. Was das sein könnte? Wiggerl Hagn: "Da sag i jetz nix dazua."
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