Oktoberfest 2017: Die Bilanz der Polizei nach 18 Tagen Wiesn

Die Polizei hatte auch in diesem Jahr wieder mit den typsichen Oktoberfest-Straftaten zu tun. Die Bilanz der Wiesn-Wache 2017.
von  AZ/ls, AZ/min

München - Mit dem Pferd in den Saloon zu reiten, war im Wilden Westen eine witzige Idee. Auf dem Oktoberfest bekommt man für so eine Showeinlage Ärger. Eine Mitarbeiterin von "Schubert‘s Reitbahn" ist am Montagnachmittag mit einem Pony in die "Wilderer Bar" vor dem Schützen-Festzelt marschiert. Einige Wiesn-Fans fanden den Auftritt so lustig, dass sie sich mit dem Pony fotografieren ließen. Die Polizei war weniger begeistert. Das Tier habe Angst gehabt und hätte versucht, durchzugehen, sagt ein Sprecher. Die Beamten ermitteln wegen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.

Wegen Meldungen wie dieser erfährt der Pressebericht der Münchner Polizei international Aufmerksamkeit. Insgesamt aber zeigt sich Pressechef Marcus da Gloria Martins wieder sehr zufrieden: "Die Wiesn ist so sicher, dass wir mittlerweile Zeit haben, uns um Drogendelikte zu kümmern", sagt da Gloria Martins. 293 Wiesnbesucher – hauptsächlich Kiffer – wurden von Polizisten wegen Drogen festgenommen. 59 mehr als im Vorjahr. "Jeder dieser Aufgriffe ist durch eine Kontrolle zustande gekommen", erklärt er die hohe Zahl. Auch die Zahl der Sexualdelikte hat sich mit 67 nahezu verdoppelt. Das rührt laut Polizei auch von einer gestiegenen Sensibilität von Gästen und Personal. Trotz längerer Wiesn stieg die Gesamtzahl der Straftaten nur um 4,6 Prozent auf 1161 Delikte. Eine insgesamt friedliche Wiesn, resümiert der Polizeisprecher. 

Die Bilanz der Wiesn-Wache:

  • insgesamt eine leicht gestiegene Anzahl an Straftaten
  • leichter Rückgang von Taschendiebstählen
  • erfreulicher Rückgang von Körperverletzungen
  • leichter Anstieg von Maßkrugschlägereien
  • vermehrte Anzeigen von Sittlichkeitsdelikten
  • mehr Drogen-Delikte

Insgesamt kam es in diesem Jahr zu 1.896 polizeilichen Einsätzen (2016: 1806). Das entspricht einem Plus von 5 Prozent (bei zwei Tagen mehr). Der mittlere Wiesn-Samstag war der Tag mit den meisten Einsätzen (216), gefolgt vom letzten Samstag (214). Trotz zwei Tagen mehr stieg die Gesamtzahl der Straftaten um nur 4,6 Prozent auf 1.161 Delikte (2016:1.110). 581 Festnahmen gab es heuer.

Taschendiebe haben umgeschult

Bei den Taschendiebstählen wurden 226 Taten erfasst (2016: 241). Aufrund des Rucksack- und Taschenverbots orientieren sich offenbar auch die Diebe um und klauen vermehrt aus Jacken, bzw. den Inhalt samt Jacke.

Maßkrugschlägereien angestiegen

Bei den Körperverletzungen wurden mit 314 Fällen 10 Prozent weniger Taten registriert als 2016 (348). Dafür stiegen die gefährlichen Körperverletzungen, wozu auch die Maßkrugschlägereien gehören, auf 49 Fälle an (2016: 43).

Neues Gesetzeslage lässt Sexualdelikt-Zahlen steigen

Insgesamt wurden heuer 67 Sexualdelikte registriert, das ist eine deutliche Steigerung gegenüber den Vorjahren. Allerdings kommt hier die Änderung im Sexualstrafrecht zu Tragen: Alle Delikte mit sexuellem Hintergrund werden nun erfasst, wie z. Bsp. Grapscher, sexuelle Nötigung, Beleidigung auf sexueller Basis und Vergewaltigungen. 46 Täter wurden festgenommen.

Mehr Drogen-Verstöße

Bei den Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz stellten die Beamten 297 Stafanzeigen aus und nahmen 293 Personen fest (2016: 241/234). Den Anstieg führt die Polizei auch auf die verbesserte Videoüberwachung zurück.

Auch den ein oder anderen kuriosen Einsatz gab es. Wie der Geldschein-Mexikaner

Widerstand gegen Polizeibeamte

Mit 23 Taten nahezu gleich geblieben ist die Gewalt gegen Polizisten. Bei diesen Widerstandshandlungen wurden neun Beamten verletzt. Für die Polizei ist "diese Aggressivität und Gewalt einzelner Wiesnbesucher gegen Beamte ein Phänomen, das im deutlichen Widerspruch zur sonstigen Stimmungslage auf der Wiesn steht".

304 Personen machten Bekanntschaft mit dem Zellentrakt der Wiesnwache. Ein 28-Jähriger, der wiederholt auffällig geworden war, sitzt sogar noch bis morgen einen richterlich verfügten, mehrtägigen Sicherheitsgewahrsam ab.

Polizei lobt Videoüberwachung

Die neue Videoüberwachung, mit 37 über das Festgelände verteilten Kameras, war für die Polizei ein voller Erfolg. 81 Sachverhalte konnten dadurch aufgeklärt werden, 65 Fälle wurden überhaupt erst dank den Kameras entdeckt. Vor allem konnten die Beamten Sexualstraftaten verhindern und Taschendiebe verfolgen.

Ruhige Oide Wiesn

Auf der Oiden Wiesn ging es auch in diesem Jahr deutlich ruhiger zu. Insgesamt 18 Straftaten sind der Polizei bislang bekannt, davon waren neun randalierende Zeltbesucher.

Verkehr: Alles normal

Die Verkehrsbilanz fällt alles in allem normal aus. Zwar gab es 2.714 Unfälle, im direkten Wiesnumfeld waren es 265. Diese Zahlen sind aber im Bereich der vergangenen Jahre, die Polizei spricht von "keinen nennenswerten und außergewöhnlichen Verkehrsbehinderungen".

Lesen Sie hier die Bilanz der Stadt und des BRK

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