Oktoberfest 2016: Wiesn-Wirte begrüßen Sicherheitskonzept

Erst einmal wollen die Wiesn-Wirte abwarten, was die Stadtpolitik am Donnerstag beschließt – zum Zaun, zum Rucksackverbot und weiterem. Mit ein bissl Gespür merkt man: Schlecht finden die Wirte ein strengeres Sicherheitskonzept nicht.
München – Es ist ein leidiges Thema für jemanden, der von Unbeschwertheit und Gaudi lebt: Die Sicherheit auf dem Oktoberfest mag nicht jeder Wiesnwirt öffentlich diskutieren. Denn: Zu viel Gerede drum ist schlecht fürs Geschäft. Und trotzdem gehört es natürlich zum Geschäft dazu, dass man sich überlegt, wie die Gäste sicher sind und sich sicher fühlen. Darum haben die Festzelt-Granden auch bei der Vorstellung des Wiesnwirte-Krugs – heuer natürlich ein Modell im Zeichen des Reinheitsgebots-Jubiläums – am Dienstagabend über das Thema gesprochen. Der eine etwas offener, der andere etwas verschlossener, aber alle einhellig der Meinung: Wir sind sicher, wir passen noch besser auf, aber jetzt reden wir uns das Fest nicht kaputt.
„Auf der Wiesn habe ich die wenigsten Bedenken, dass etwas passiert“, sagt etwas Hacker-Festwirt Thomas Roiderer. „Sie ist zu der Zeit wahrscheinlich der sicherste Ort der Stadt und ich traue mich auch als junger Familienvater jeden Tag hin.“ Sein Vater wiederum, Wirtesprecher Toni Roiderer, sieht das genauso: „Ein Leben ohne Risiko gibt es nicht und das ist heuer natürlich eine schwierige Wiesn. Aber Politik und Polizei tun alles für die Sicherheit und machen ihre Aufgabe super.“
So klingt es bei fast allen Wirten. Erst einmal warte man ab, was die Stadtpolitik am Donnerstag beschließt – zum Zaun, zum Rucksackverbot und weiterem. Dann wolle man freilich alles umsetzen. Vorher, so sagt es etwa Thomas Roiderer, „mischen wir uns nicht ein“.
„Man braucht auf der Wiesn ja bloß Hunger, Durst und Geld“
Damit halten es die meisten Wirte. Christian Schottenhamel, der beim Anstich am ersten Wiesntag wohl ohnehin die allermeiste Polizei vor Ort hat, lobt den „sehr guten Sicherheitsapparat der Stadt“, Löwenbräu-Festwirt Wiggerl Hagn spricht von einer „erhöhten Empfindsamkeit seines Sicherheitspersonals“ aber keinen besonderen Maßnahmen und Edi Reinbold vom Schützenzelt meint, man dürfe bei der ganzen Diskussion die Freude an diesem Münchner Fest nicht verlieren.
Würdigung der Aufmüpfigen: Der Wiesn-Wirtekrug 2016
Dass man sich selber unwohl fühlt, das gibt’s eher nicht in der Riege der großen Festwirte. Bloß Weinzelt-Chef Stephan Kuffler sagt: „Natürlich werde ich seit Jahren immer wieder etwas nachdenklich, wenn es um Großveranstaltungen geht.“ Diese seien eben immer sensibel, wenn es um Sicherheit geht. Auf der Wiesn und in seinem Weinzelt gebe es aber bereits seit dem Schock-Attentat vom 11. September 2001 erhöhte Sicherheitsvorkehrungen. Und diese könne man kaum mehr verbessern.
Trotz aller Bemühtheit, das Thema nicht zu groß werden zu lassen, sprechen auch einige Wirte offen über schärfere Maßnahmen. Meist im im Kleinen, wie Thomas Roiderer, der sagt, dass es nun bei Taschenkontrollen keine Toleranz mehr geben werde. „Am besten wäre es, wenn die Stadt die Kontrollen gleich am Eingang einführt.“ Denn, wie sagt der Senior, Toni Roiderer: „Man braucht auf der Wiesn ja bloß Hunger, Durst und Geld.“
Erste Tisch-Reservierungen storniert
Ausführlicher wird Ricky Steinberg vom Hofbräu-Festzelt, das in den vergangenen Jahren immer ein – man darf es wegen des internationalen Publikums so sagen – Party-Hotspot war. „Das offene Zelt wird es so nicht mehr geben“, sagt Steinberg. „Wir werden intensivere Kontrollen einführen und vermutlich auch im Zelt eine Kameraüberwachung installieren.“ Außerdem gebe es mehr Ordner.
Müssen wir heuer Schlange stehen? - Sicherheitskonzept für die Wiesn wird überarbeitet
Unwohl fühle sicher aber auch er nicht. Trotzdem befürwortet er – und das mag er als einziger der Wirte an diesem Abend so klar sagen – einen Zaun um die Wiesn. „Natürlich müssen Fluchtwege gewährleistet sein. Aber dann halte ich das für eine gute Idee.“
Die anderen Wirte wollen nicht so klar Haltung zeigen. Mit ein bissl Gespür merkt man aber auch bei ihnen, dass sie die Idee nicht schlecht finden, genauso wie das Taschenverbot. Schließlich würden sie sich dann auch Kontrollen sparen, wenn schon am Eingang aussortiert wird.
Und wie schaut’s jetzt eigentlich mit dem Geschäft aus? Zehn Absagen hat Stephan Kuffler bisher bekommen, Christian Schottenhamel zwei, Ricky Steinberg noch keine. „Es ist eher so, dass die Leute anrufen und fragen, ob den wer abgesagt hat und wieder Tische frei sind“, sagt Thomas Roiderer. Die Münchner lassen sich die Gaudi so schnell nicht verderben.