Sicherheitskonzept für die Wiesn wird überarbeitet

Der mobile Zaun ist so gut wie beschlossen. Weitere Maßnahmen werden womöglich folgen. Am Donnerstag tagt eine Expertenrunde.
FLorian Zick |
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Polizei auf der Wiesn: Dieses Jahr wird die Präsenz noch einmal deutlich erhöht.
dpa Polizei auf der Wiesn: Dieses Jahr wird die Präsenz noch einmal deutlich erhöht.

München - Die Stadt will die Wiesn nun offenbar doch zur Festung ausbauen: In einer eilig einberufenen Sondersitzung hat der Ältestenrat der Stadt am Dienstag beschlossen, dass beim Sicherheitskonzept noch einmal nachgebessert werden muss.

Nach den blutigen Anschlägen in Ansbach und am OEZ, so die einhellige Meinung an der Stadtspitze, könne man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Am morgigen Donnerstag soll es deshalb Gespräche mit allen Sicherheitsbehörden geben: Wiesn-Chef Josef Schmid (CSU) wird sich dann mit Vertretern von Polizei, Feuerwehr und dem Kreisverwaltungsreferat treffen.

Was genau diskutiert werden soll, darüber haben die Beteiligten vorläufig noch Stillschweigen vereinbart. Sicher aber wird es um ein Rucksack-Verbot und um eine komplette Einzäunung der Theresienwiese gehen. Oberstes Ziel müsse es sein, so Wiesn-Chef Schmid, „die Zugänge zum Oktoberfest besser zu kontrollieren“.

Der Zaun war schon abgelehnt - jetzt wird er höchstwahrscheinlich kommen

Der mobile Zaun, mit dem Schmid erst vor einigen Tagen im Stadtrat durchgefallen war, hat durch die Anschläge plötzlich unerwartet viele Fürsprecher gewonnen.

Dieser sogenannte „Secu-Fence“ ist nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden die einzig sinnvolle Möglichkeit, die Wiesn abzuriegeln. Feste Aufbauten würden sich schließlich verbieten. Diese könnten bei einer Panik allzu schnell selbst zur Falle werden.

Womöglich beschließt die Sicherheits-Runde am Donnerstag aber auch Maßnahmen, die über Einzäunung und Rucksack-Bann noch hinausgehen. Im Rathaus sei man bereit, „auch ungewöhnliche Maßnahmen zu ergreifen“, sagt CSU-Vize Michael Kuffer.

Natürlich könne es keine absolute Sicherheit geben, sagt der 44-Jährige. Dieses Argument dürfe man aber nicht als Rechtfertigung nehmen, am Ende gar nichts zu tun. Auch über die Zahl der Sicherheitskräfte müsse man deshalb noch einmal nachdenken. „Das muss alles auf den Prüfstand“, so Kuffer.

Der nächste Beschluss soll bindend sein

Zwar hat die Stadt das Kontingent an Security-Leuten schon deutlich erhöht. Statt der üblichen 350 sollen heuer 450 Kräfte über die Wiesn patrouillieren. Wenn die an den Eingängen aber wie geplant auch noch alle Taschen durchleuchten sollen, dann ist das womöglich etwas knapp kalkuliert.

Was auch immer die Sicherheitsbehörden aber beschließen: Es soll vorläufig das letzte Wort sein. Der Ältestenrat hat gestern entschieden, dass der Beschluss nicht mehr vom Stadtrat abgesegnet werden muss.

Eine neuerliche Secu-Fence-Pleite bleibt Josef Schmid damit erspart. Der Wiesn-Chef atmete darüber hörbar erleichtert auf: „Ich bin froh, dass heute einstimmig beschlossen wurde, die Weiterentwicklung des Sicherheitskonzepts in die Hände der Fachleute zu legen“, so der 46-jährige.

Müssen wir vor der Wiesn heuer Schlange stehen?

Rucksäcke werden von der Wiesn wohl komplett verbannt. Aber auch in jedes Täschchen würde die Stadt heuer gerne einen Blick werfen. Was haben solche Einlasskontrollen wohl für Konsequenzen? Die AZ hat mal grob nachgerechnet:

  • Die Wiesn besuchen jedes Jahr um die sechs Millionen Gäste.
  • Mal angenommen, diese kommen gleichmäßig (was sie nicht tun): Dann strömen an jedem Veranstaltungstag 353 000 Besucher aufs Festgelände.
  • Bei im Schnitt 14 Wiesn-Stunden am Tag macht das gut 25 000 Besucher pro Stunde.
  • Heruntergebrochen auf die Minute sind wir bei 417.
  • Und noch eine Einheit kleiner: Jede Sekunde kommen sieben neue Leute.
  • Wenn man nun unterstellt, dass eine Taschenkontrolle mindestens eine halbe Minute dauert, dann braucht es schon bei gleichmäßigem Gäste-Eintreffen mindestens 200 Ordner, damit sich beim Einlass kein allzu großer Stau entwickelt.
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