Null-Promille-Wiesn boomt: Alkoholfreie Getränke werden auf dem Oktoberfest zum Verkaufsschlager

München - Die Sonnenbrille auf der Nase, Lichtschutzfaktor auf der Haut und den Fächer in der Hand – so sah die optimale Vorbereitung für einen Wiesn-Besuch dieses Jahr aus. Strahlender Sonnenschein und Temperaturen weit über 20 Grad bedeuten aber auch: Die Menschen bekommen Durst. So erklären sich zumindest einige Wiesnwirte das, was bei ihnen in den Zelten passiert ist.
"Von allen Getränken, sowohl mit als auch ohne Alkohol, haben wir dieses Jahr mehr verkauft als letztes Jahr", teilt Siegfried Able, Wirt des Marstall-Festzelts am Montag mit und liefert die Erklärung gleich hinterher: "Bedingt durchs schöne Wetter." Diese Entwicklung zeichnete sich bereits nach der ersten Wiesn-Woche ab, und nicht nur im Marstall-Zelt.
Sommerliches Oktoberfest: Verkauf von alkoholfreien Getränken "explodiert"
Schon im Oktoberfest-Halbzeitbericht steht: "Sowohl die Mittelbetriebe als auch die großen Zelte vermelden ein Plus sowohl bei Speisen als auch bei Getränken." Der Bierkonsum sei um rund sechs Prozent gestiegen, aber auch alkoholfreie Getränke seien sehr gut verkauft worden.
Um rund sechs Prozent gestiegen im Vergleich zum Vorjahr ist allerdings auch der Bierpreis: Zwischen 12,60 Euro und 14,90 Euro zahlt man auf der Wiesn für die Maß. Das scheint die Besucher in Anbetracht der gestiegenen Verkaufszahlen aber nicht zu stören. Auch im Schottenhamel-Zelt stehe Bier natürlich nach wie vor im Vordergrund, was die Getränke angeht, so Wirt Christian Schottenhamel.
Vor allem Spezi ist bei den Wiesn-Besuchern beliebt
Eine Auffälligkeit gibt es heuer in seinem Zelt aber durchaus: "Der Verkauf von alkoholfreien Getränken ist explodiert", sagt er der AZ am Montag und spricht sogar von einem Anstieg um 20 Prozent. "Der Hitze geschuldet", lautet auch seine Erklärung.
Der Verkaufsschlager war aber nicht das alkoholfreie Bier – hier sei der Konsum konsequent gleich geblieben, bei rund vier Prozent. Die alkoholfreien Getränke, die im Schottenhamel am häufigsten getrunken werden? Wasser, Spezi, Apfel- und Johannisbeerschorle, so der Wirt. "Witzigerweise wurde bei uns mehr Spezi als Wasser getrunken", sagt der Wiesnwirt.
Im Weinzelt ist am ersten Wiesn-Tag kurzzeitig das Wasser ausgegangen
Auch in Kufflers Weinzelt konnte ein Ansprung bezüglich der Nachfrage nach alkoholfreien Getränken festgestellt werden. "Vor allem beim Wasser im Laubengarten, zum Durstlöschen", teilt Christine da Silva vom Weinzelt mit. Die Nachfrage sei sogar so hoch gewesen, dass im Weinzelt das Wasser am ersten Wiesn-Tag gegen Abend für kurze Zeit ausgegangen sei: "Wir haben aber am selben Abend noch eine Lieferung kriegen können, die Zelte helfen sich da untereinander", so da Silva.
Neue Trinkwasserbrunnen auf dem Oktoberfest sind sehr beliebt
Auch außerhalb der Zelte war der Ansturm aufs Wasser groß: An den vier Trinkwasserbrunnen, die die Stadt heuer erstmals auf der Wiesn aufgestellt hat, bildeten sich teils lange Schlangen. Besucher können hier kostenfrei in selbst mitgebrachten, bruchsicheren Trinkgefäßen Wasser zapfen. "50.000 Maß Wasser" seien dort in der ersten Wiesn-Woche abgegeben worden, heißt es im Halbzeit-Bericht.

Bestätigt: Alkoholfreie Getränke waren diese Wiesn der Renner bei den Besuchern
Was für ein Verkaufsschlager alkoholfreie Getränke auf der diesjährigen Wiesn im Vergleich zu vergangenen Oktoberfesten waren, wurde am Dienstag nochmals eindrücklich deutlich.
Bei der Pressekonferenz zur Abschluss-Bilanz der diesjährigen Wiesn teilte Oktoberfest-Chef Clemens Baumgärtner mit, dass im Vergleich zur letzten Vor-Corona-Wiesn im Jahr 2019 der Konsum von nicht-alkoholischen Getränken heuer um satte 50 Prozent angestiegen ist. Beim Bier lässt sich dieser Trend übrigens nicht bestätigen: 7,3 Millionen Maß 2019 stehen in diesem Jahr lediglich 6,5 Millionen gegenüber.
Den Getränke-Trend des vergangenen Jahres – Glühwein, den manche Standlbetreiber wegen der kalten Temperaturen kurzerhand verkauften – hat die Wiesn heuer definitiv hinter sich gelassen. Der diesjährige Trend ist vielerorts das alkoholfreie Getränk – außer beim Käfer. Hier beantwortet man die Frage, ob mehr alkoholfreie Getränke als sonst verkauft wurden, mit einem klaren Nein.