Kommentar

Nicht nur wegen des Besucher-Rekords: Diese Wiesn hat Vorbild-Charakter

AZ-Vizechefredakteur Thomas Müller über die Wiesn, die heuer alle Rekorde geschlagen hat.
von  Thomas Müller
Der letzte Wiesn-Tag: Bedienungen feiern im Hofbräuzelt den Kehraus.
Der letzte Wiesn-Tag: Bedienungen feiern im Hofbräuzelt den Kehraus. © Felix Hörhager/dpa

Kohl war Kanzler, Reagan US-Präsident, Bayern wurde wie immer Meister – und die Wiesn 1985 ging mit 7,1 Millionen Besucher als Rekord-Wiesn in die Geschichte ein. Es war die von der Stadt mit irrsinnigem Aufwand beworbene Jubiläums-Wiesn zum 175. Bestehen des Oktoberfests – mit riesigem Feuerwerk, Jubel-Ausstellung und traumhaftem Wetter bis 27 Grad, was 1985 im Oktober noch Aufsehen erregte.

Dieser Uralt-Rekord ist jetzt aber Geschichte. Seit gestern. 7,2 Millionen Besucher strömten zum Oktoberfest – so viele wie noch nie. Neuer Rekord. Auch wenn die 85er-Wiesn nur 16 Tage dauerte. Ja, mei.

Wie's kommt? Das wirklich traumhafte Wetter. 17 Tage Sonne satt bei 18 Tagen Fest – auch das ein Rekord. Dazu kommt noch das gehörige Nachholbedürfnis bei vielen nach zwei Jahren Corona-Pause und der postcovid-nasskalt-depri Wiesn im vergangenen Jahr. Und, ja, auch die Touristen waren endlich wieder sehr, sehr zahlreich da.

Kein neuer Bierabsatz auf dem Oktoberfest – dafür deutlich mehr Alkoholfreies

Interessant: Einen neuen Bierabsatz-Rekord gab’s heuer nicht – viel zu heiß. Weshalb die nicht-alkoholischen Getränke durch die Decke gingen. Wiesn mit Hirn und Maß – das funktioniert überraschenderweise auch.

Und was noch funktioniert: Dass so viele Menschen so gut und friedlich miteinander feiern und singen (Wiesn-Hit wurde ein Italo-Schlager von 1981) können – egal, wie sie ausschauen oder herkommen oder angezogen sind. In unseren gerade sehr unruhigen und aufgeregten Zeiten ist das wirklich eine gute Nachricht. So gesehen taugt die Wiesn durchaus als Vorbild, oder?

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