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Neue Regeln für das Oktoberfest: Kommt jetzt das Layla-Verbot?

Eine kleine Anpassung der Oktoberfestverordnung könnte weitreichende Konsequenzen für die nächste Wiesn haben. Die hat der Stadtrat am Mittwoch durchgewunken.
Jan Krattiger
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Wird die nächste Wiesn frei von Sexismus? So verlangt es zumindest die neue Oktoberfestverordnung. (Archiv)
Wird die nächste Wiesn frei von Sexismus? So verlangt es zumindest die neue Oktoberfestverordnung. (Archiv) © imago/Christian Ender

München - Bei der Wiesn, dem größten Volksfest der Welt, wird sehr viel getrunken und gefeiert und angebandelt. Und es gibt jedes Jahr neben der friedlichen Feierei zahlreiche sexuelle Übergriffe und Gewalt. 

Auch ein Teil davon, ob man es nun gut findet oder nicht, aber so ehrlich muss man sein: Sexistische Lieder gehören jedes Jahr – nicht erst seit der großen "Layla"-Debatte von 2022 – zur Wiesn dazu. Das könnte sich jetzt aber vielleicht ändern – so wie das jüngst bei den rassistischen und sexistischen Darstellungen an Fahrgeschäften und Buden der Fall war

Neue Oktoberfest-Regel 2023: Sexismus ist jetzt verboten

Eine kleine Änderung der Oktoberfestverordnung könnte es nämlich in sich haben. Die hat der Münchner Stadtrat in seiner Vollversammlung am Mittwoch (28. Juni) ohne großes Aufsehen verabschiedet. Konkret wird ein Punkt in Paragraph 4 ergänzt. Dort geht es darum, was auf der Wiesn nicht erlaubt ist. Bisher war das, "rassistische, fremdenfeindliche, LGBTIQ*-feindliche, gewaltverherrlichende oder rechts- bzw. linksextremistische Parolen zu äußern oder zu verbreiten oder Bevölkerungsgruppen durch Äußerungen oder Gesten zu diskriminieren". 

Gleiches galt bisher für Propagandamaterial mit solchen Inhalten. 

Sexismus-Verbot: Stadtrat beschließt einstimmig ohne Diskussion

Nun soll in der Liste der diskriminierenden Parolen, Äußerungen oder Gesten ein Wort ergänzt werden: sexistisch. Das hat der vorberatende Kreisverwaltungsausschuss bereits am Dienstag in seiner Sitzung beschlossen. Der Stadtrat hat das nun ohne erneute Diskussion der Abstimmung bestätigt. 

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Heißt das also, dass jegliche sexistischen Inhalte auf der Wiesn künftig verboten sein werden, also auch solche Lieder wie "Layla"? Und wie setzt die Stadt das um? Darauf angesprochen, sagt die Wiesn-Stadträtin Anja Berger (Grüne) zur AZ: "Um Lieder geht es hier nicht, sondern um rassistisches oder sexistisches Verhalten oder Parolen. Das hat auf der Wiesn nichts zu suchen, da sind sich auch alle einig". 

"Ein wichtiges und deutliches Signal": Das ist neu in der Wiesnverordnung 

Das Kreisverwaltungsreferat (KVR) ist für die Wiesnverordnung zuständig. Eine Sprecherin gibt auf AZ-Anfrage eine erste Einschätzung davon, was der neue Passus zu bedeuten hat: "Nach einer ersten Beurteilung sehen wir es so, dass beim Singen oder Mitsingen eines Liedes das Lied im Vordergrund steht, nicht die Parole." Dass im Wiesnzelt eine Kapelle das sexistische Lied "Layla" anstimmt und das halbe Bierzelt mitsingt, wäre dann also anders zu bewerten. "Wir sehen es im Moment nicht so, dass das auch darunter fällt", so die Sprecherin weiter. 

Rassistische und diskriminierende Äußerungen seien immer schon verboten gewesen. Dass das Wort "sexistisch" sich nun auch in der Verordnung wiederfindet, sei "ein wichtiges und deutliches Signal". 

Ob dieses Signal auch in den Wiesnzelten ankommt, zeigt sich ab dem 16. September: Dann startet das 188. Oktoberfest auf der Theresienwiese. 


Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Version des Artikels hieß es, dass die Änderung bzw. Ergänzung der Oktoberfestverordnung einstimmig beschlossen wurde. Das ist nicht korrekt - die FDP/Bayernpartei-Fraktion hat gegen die Änderung gestimmt. Der Artikel wurde entsprechend korrigiert.

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63 Kommentare
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  • Kaiser Jannick am 29.06.2023 23:41 Uhr / Bewertung:

    Erst die wochenlange Vorverurteilung von Rammstein. Zwischenzeitlich wurden uralte Wiesn-Buidl als Aufhänger für lächerliche Thesen benutzt und jetzt hat man es endlich geschafft, auch die Musik zu zensieren. Der Autor ist mit seinem Belastungseifer immer in vorderster Front dabei.

    Es wird Zeit, dass man als offensichtliche Speerspitze der Links-Grünen Allesverbieter fordert, dass als Bierzelt-Musik nur noch "harmose Hits" von "Feine Sahne Fischfilet" oder ähnliches gespielt werden darf. Dazu nur noch Alkoholfreies, dafür darf im Zelt gekifft werden.

    Straftaten nein, alles Verbieten bitte auch nicht.

  • Der wahre tscharlie am 30.06.2023 14:31 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Kaiser Jannick

    "Zwischenzeitlich wurden uralte Wiesn-Buidl als Aufhänger für lächerliche Thesen ...."
    Upskirting ist keine lächerliche These, sondern inzwischen Gott sei Dank ein Straftatbestand. Auch wenn es in "uralten Zeiten" üblich war, den Frauen unter den Rock zu schauen.
    Insofern ist es nur konsequent, gg. Sexismus, sexuelle Belästigung wie Grabschen ect. dagegen vorzugehen und die Frauen vor solchen "Männern" zu schützen, die sich nicht im Griff haben.

    Außerdem wurden bisher keine Songs von "Feine Sahne Fischfilet" auf der Wiesn gespielt. Anscheinend ist da deine Fantasie etwas mit dir durchgegangen.

  • Knoedel am 30.06.2023 18:53 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der wahre tscharlie

    Wenn ich nur 20, 30 oder 40 Jahre zurückdenke, hatten wir das ein schönes Leben.
    Nix veganes, keine Nachhaltigkeitsprobleme, kein Gendern, weniger Radlrambos, hoher Anteil an Münchner in München, keinen giftigen Alkohol, keine Musikbevormundungen auf der Wiesn, kein Sexismus, keine Parkplatz Wegnehmfraktion, keine Softwareabstürze, die Grünen in den Kinderschuhen usw. Eine viel entspanntere Zeit, wo nicht immer etwas neuen zum rumgranteln gesucht wurde. Und heute: Verbote, neue super Ideen und dekadenter Kokkolores wo man hinsieht. Der Mensch ist auf dem absteigenden Ast, zumindest hirntechnisch.

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