Nach zwei Jahren Pause: Zapfig-schöner Start ins Oktoberfest
Wiesn, wie war das nochmal? Nach zwei Jahren Pause gab es am Samstag auch für eingefleischte Wiesnfans keine Routine mehr. Es soll sogar den ein oder anderen geben, der das größte Bierfest der Welt gar nicht mehr so recht auf dem Schirm hatte.
Aber selbst Wiesnmuffel, die am Samstagmorgen nur zum Einkaufen in der Innenstadt waren, haben sich plötzlich doch ganz schnell anstecken lassen von der vorfreudigen Stimmung in der Stadt. Als der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Freising um kurz nach acht Uhr Halt vorm Hofbräuhaus macht, bleiben die Menschen stehen. Spontan beschließen einige, ihre Pläne zu ändern und den Musikanten beim Einzug der Wiesnwirte zu folgen.
Eine Bier-Kutsche mitten im Verkehr - das Bild hat man vermisst
Aus allen Himmelsrichtungen machen sich die Kutschen und Kapellen Richtung Sendlinger Tor auf. Das ganz besondere Bild, wenn eine Pferdekutsche ganz selbstverständlich an der Ampel zwischen all den Autos auf grünes Licht wartet, hat dieser Stadt einfach gefehlt. Während die Wirte bei teilweise noch blauem Himmel Richtung Festwiese ziehen, werden dort die letzten Vorbereitungen getroffen. Ab 9 Uhr dürfen die Besucher aufs Gelände. Die ersten sprinten Richtung Bierzelt. Aber dieser Trubel ist schnell vorbei und dann wird's nochmal gemütlich auf der Wiesn.
Das Team der Wurstbraterei Oberlader schmeißt den Grill an und freut sich schon, bald die ersten Würste zu verkaufen. Es riecht nach gebrannten Mandeln, Liebesäpfeln und die Herzerl-Stände quellen gerade zu über. An einem Standl gleich beim Haupteingang decken sich die Besucher erst mal mit Wiesnglupperl für den Janker ein. Das Wetter sieht da noch relativ vielversprechend aus. Es ist trocken, immerhin. Trotzdem zieht es die meisten erst einmal ins Bierzelt. Noch findet man überall bequem ein Platz. Einen solchen suchen die Spezln Mango aus Australien und Warren aus London noch. Die beiden haben sich extra Urlaub genommen, um dieses Jahr zum ersten Mal in ihrem Leben auf der Wiesn dabei zu sein. Seine schrille lila Lederhosn hat sich Warren schon vorher im Internet bestellt. Aufgeregt sind sie und verschwinden auch schon Richtung Schottenhamel-Zelt.
Bier gibt's da jetzt freilich noch nicht. Aber auch bei Spezi und Wasser steigt die Vorfreude auf die erste Maß. Hutverkäuferin Eduarda stattet den einen oder anderen noch mit dem passenden Filzhut und Herzerl-Ansteckern aus. Das Geschäft läuft.
Glücklich, wer jetzt im Zelt sitzt. Denn schon kurz nach den traditionellen zwölf Böllerschüssen nach dem offiziellen "Ozapft is" regnet es wie aus Kübeln. Und es ist saukalt. In den Zelten ist die Stimmung bombig, draußen ist kaum was los. Zuckerwatte im Regen macht einfach keinen Spaß. Und auch in die Fahrgeschäfte wollen nur wenige steigen. Aber irgendwann füllen sich die Karussells und Achterbahnen dann doch. Immerhin gibt's bei so einem Wetter keine Warteschlangen. Das wissen Fahrgeschäfte-Fans dann doch zu schätzen.
Peter Bausch, Sprecher der Schausteller, und seine erste Bilanz: "Es war nicht katastrophenschlecht, aber natürlich auch nicht toll." Niemand habe 17 Tage Sonnenschein erwartet. Fazit: Das wird schon noch. Hoffentlich.
Obwohl es immer wieder regnet und wirklich zapfig kalt ist, kommen gegen Abend immer mehr Menschen auf die Wiesn. Nach der zweiten oder dritten Maß scheint die Besucher das nasse Wetter weit weniger zu stören. An den Essensständen, den Schießbuden und den Fahrgeschäften bilden sich nach und nach doch noch Schlangen.
Wer nicht draußen die klassischen Volksfestfreuden genießt, steht auf den Bänken im Zelt und grölt fröhlich Robbie Williams "Angels" oder "Ham kummst" von Seiler und Speer. In der Ochsenbraterei stehen die Münchner, die Zuagroasten und die Touristen nebeneinander, umarmen sich, singen.
"So schee, dass endlich wieder Wiesn is", sagt ein Ehepaar aus Schwaben, als sie an den Bierzelten vorbeischlendern. "Das Schöne ist doch die Atmosphäre und dass man so schön schauen kann", sagt sie. Der ein oder andere stolpert da schon aus dem Bierzelt.
Weniger voll, draußen sogar traurig leer, ist es dagegen auf der Oidn Wiesn. Gegen 19 Uhr klart der Himmel kurz auf, auf den Straßen rund um die Buden und die historischen Fahrgeschäfte rührt sich wenig. Dosenwerfen mag hier gerade keiner. In den Zelten dagegen Stimmung pur! Wobei - das ein oder andere freie Platzerl wäre auch drinnen noch zu ergattern gewesen.
Gegen 22 Uhr beginnt es wieder zu regnen.
Der berüchtigte "Kotzhügel" ist fast leer. In den Zelten ist es dafür umso voller.
Immer wieder Schlangen. Kurz noch ins Hofbräuzelt geschlüpft, fünf Minuten später ist dann schon Einlasssperre. Gegen 22.30 Uhr wird es dann auch in der U-Bahn richtig voll. Die Ersten haben genug vom ersten Wiesntag. Es bleiben ja noch zwei Wochen. Bei hoffentlich schönerem Wetter.