Münchner Hotel-Chef: „Wir sind nicht zu teuer“

... sondern meistens sogar viel zu günstig. Und Übernachtungen zur Wiesn seien schlicht auf internationalem Niveau. Wie ein Hotelier die Preise begründet.
Christian Pfaffinger |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
„Extreme Nachfrage zur Wiesn“: Eine Hotelangestellte richtet das Bett für den nächsten Gast.
dpa „Extreme Nachfrage zur Wiesn“: Eine Hotelangestellte richtet das Bett für den nächsten Gast.

München - Über 200 Euro müssen Touristen im Schnitt hinlegen, wenn sie zur Wiesnzeit ein Hotelbett in München wollen. Zur Festzeit verdoppeln sich die Preise vieler Hotels, manche schlagen noch mehr drauf (AZ berichtete). In besonders krassen Fällen kosten selbst einfache Angebote mehrere Hundert Euro.

Doch: Im Schnitt sind die Preise nicht zu teuer. Das sagt Martin Stürzer. Er ist Chef der Münchner Hotels Europäischer Hof und Marc München, beide in der Nähe des Hauptbahnhofs.

Außerdem ist er stellvertretender Vorsitzender der Münchner Kreisstelle des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga Bayern. Als solcher verteidigt er seine Kollegen und sich gegen den Vorwurf, zur Wiesn Irrsinnspreise für Übernachtungen zu verlangen: „Zum Oktoberfest sind die Preise in München auf internationalem Niveau – und sonst viel zu niedrig.“

 

„Ohne die Wiesn-Preise kommen die Hoteliers nicht übers Jahr“

 

Dem Hotelier zufolge ist es so: „Wir haben in München, wie überhaupt in ganz Deutschland unterm Jahr extrem niedrige Zimmerpreise.“ Im Vergleich mit anderen internationalen Großstädten seien die Preise sehr günstig, „obwohl wir nicht weniger Lohn zahlen und unsere Auflagen, etwa beim Brandschutz, sehr streng sind“. International verlange man dagegen Preise, wie sie in München nur zur Wiesn üblich seien.

Den Grund dafür sieht Martin Stürzer unter anderem darin, dass es hierzulande noch sehr viele private Hotelbetreiber gibt. In München sei fast die Hälfte der Hotelbetriebe familiengeführt. Das bringe günstigere Preise im Vergleich zu Städten, in denen hauptsächlich große Ketten ansässig sind.

 

Aktuelle Infos zum Oktoberfest 2015

 

Die Aufschläge zur Wiesn seien logisch – und nötig. Logisch, weil es natürlich eine Rechnung von Angebot und Nachfrage sei, wie hoch die Preise sein können. Und die Nachfrage sei extrem, das Angebot begrenzt, obwohl immer wieder neue Hotels in der Stadt eröffnen. Martin Stürzer sagt: „Wir werden in München nie genügend Betten haben, um die Nachfrage am mittleren Wiesnwochenende abdecken zu können.“

Nötig seien die Aufschläge, weil die Hoteliers ohne sie nicht übers Jahr kommen würden.

„Unterm Jahr haben wir extrem niedrige Preise, und trotzdem muss am Schluss ein Überschuss da sein“, sagt Martin Stürzer. „Nicht nur als Gewinn, sondern vor allem auch, um Investitionen oder Renovierungen zahlen zu können.“ Für die Hotelbetreiber in München dienen die Zimmerpreise zum Oktoberfest also als Querfinanzierung der verhältnismäßig geringen Einnahmen abseits dieser Ausnahmezeit, sagt Martin Stürzer.

Damit meine er aber keine Wucherpreise, sondern vertretbare Aufschläge. Dass einige Hoteliers völlig überdrehte Preise verlangen, streitet er nicht ab: „Aber das sind schwarze Schafe, die es in jeder Branche gibt.“ In solchen Fällen seien die Kunden gefragt, meint Stürzer. „Diese müssen mit den Füßen abstimmen und da nicht hingehen, wo solche unverhältnismäßigen Preise verlangt werden.“

Wiesn: Der Kampf gegen Wucher-Händler: Da geht noch mehr

Die Hotelpreise sind heuer wieder deutlich gestiegen, um mehr als fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Hotellerie-Sprecher Martin Stürzer begründet das damit, dass der Wettbewerb stärker werde. Aber müssten dann die Preise nicht sinken? Nein, sagt er. „Mehr Hotels führen dazu, dass die Täler noch tiefer werden, dass also die Preise unterm Jahr noch mehr verfallen. Für die Zeit der Wiesn bringt das aber keine Entlastung.“ Die Hoteliers seien im Gegenteil sogar noch mehr auf die Oktoberfest-Aufschläge angewiesen, da die Preise unterm Jahr ja niedriger seien.

 

„Mit Abstand die stärksten Tage des Jahres“

 

Und dann gibt es noch einen Punkt, über den sich Martin Stürzer ärgert: „Es ist unfair, wenn man immer das mittlere Wiesn-Wochenende als Referenz nimmt.“ Das sogenannte „Italiener-Wochenende“, zu dem besonders viele Wiesngäste aus dem Ausland anreisen, sei eben absoluter Rekord. „Das sind mit Abstand die beiden stärksten Tage des Jahres, das kann man nicht mit einem Totensonntag vergleichen.“

Überhaupt sei die Nachfrage über die Wiesn nicht konstant. Im Moment sei die erste Woche schon „extrem stark nachgefragt“, für die zweite Festwoche gebe es hingegen noch Kapazitäten.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.