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"Linksgrüne Gesinnungskontrolle": Stadtrat poltert gegen Sexismus-Verbot auf der Wiesn

Ohne Diskussion wurde vergangene Woche das Sexismus-Verbot auf der Wiesn vom Münchner Stadtrat durchgewunken. Doch nicht alle unterstützen das.
Jan Krattiger
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Neben dem Bierpreis Jahr für Jahr immer wieder heiß diskutiert: Die Lieder, die beim Oktoberfest gespielt werden. (Archivbild)
Neben dem Bierpreis Jahr für Jahr immer wieder heiß diskutiert: Die Lieder, die beim Oktoberfest gespielt werden. (Archivbild) © Andreas Gebert/dpa

München - Wer heuer Themen wie den Genderstern, sexistische und rassistische Bilder auf Oktoberfest-Buden oder problematische Lieder diskutieren möchte, braucht meist ein dickes Fell. Das Empörungsbarometer steht schnell im dunkelroten Bereich, häufig stehen sich verhärtete Fronten gegenüber.

Anders war das vergangenen Mittwoch, als der Stadtrat ohne Diskussion durchgewunken hat, dass per Oktoberfestverordnung künftig nicht nur "rassistische, fremdenfeindliche, LGBTIQ*-feindliche, gewaltverherrlichende oder rechts- bzw. linksextremistische Parolen" verboten sind, sondern nun auch noch sexistische.

Sexismus-Verbot auf der Wiesn: Gesinnungskontrolle oder Konkretisierung?

So ganz einig scheinen sich die Münchner Rathaus-Politiker dabei aber nicht zu sein: Richard Progl von der Bayernpartei (in einer Stadtratsfraktion mit der FDP) packt im Nachgang die ganz große verbale Keule aus: "Es betrifft ja nicht nur die Oktoberfestverordnung. Ich finde es völlig sinnlos, da überall linksgrüne Gesinnungskontrolle einzubauen."

Richard Progl von der Bayernpartei. (Archivbild)
Richard Progl von der Bayernpartei. (Archivbild) © Bernd Wackerbauer

Progl spricht in dem Zusammenhang auch von "Genderzwang" und "Neusprech" – und stellt sich dagegen, die Verordnung entsprechend anzupassen. Im vorberatenden Stadtratsausschuss war es auch seine Fraktion, die dagegen gestimmt hat, die Wiesn-Verordnung zu ergänzen: "Es braucht diese Punkte gar nicht, das ist alles schon justiziabel. Das sollte man der Judikative überlassen und nicht als Teil der Exekutive da in Verordnungen rumpfuschen."

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Progls Kritik-Hammer ist aber nicht nur nach links, sondern auch ans eigene bürgerliche Lager gerichtet: "Auch die CSU ist immer dabei, wenn es um Genderzwang geht."

Von der AZ auf die Spitze angesprochen, bleibt CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl allerdings gelassen: "Sexismus auf der Wiesn hat nichts zu tun mit Genderzwang", sagt er. Und was die Verordnung betrifft: "Kein Mensch muss Angst haben, dass er Lieder nicht mehr singen darf." Was nicht auf dem Index stehe, könne man auf der Wiesn singen. 

SPD sieht "konsequente Ergänzung"

Ähnlich sieht es Klaus Peter Rupp von der SPD: “Das ist eine konsequente Ergänzung zum Stichwort Sexismus. Das könnte zwar schon abgedeckt sein durch die bisherige Verordnung, aber so ist es konkretisiert und es passt."

Und auch Rupp stimmt der Wiesn-Stadträtin Anja Berger (Grüne) zu, dass sexistische Lieder von der Veränderung nicht betroffen sind. Viele seien "geschmacklos, das steht außer Frage", so Rupp. "Die müssen einem auch nicht gefallen. Aber die Verordnung bezieht sich vor allem auf Parolen und Darstellungen. Ich würde mich nicht auf Lieder kaprizieren."

Zumindest "im Moment" sieht das auch das Kreisverwaltungsreferat so wie der SPD-Stadtrat: Die Ergänzung der Verordnung sei vor allem ein "wichtiges und deutliches Signal".

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28 Kommentare
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  • OutOfCoffee am 05.07.2023 06:29 Uhr / Bewertung:

    Na dann darf die Grüne Frau Schulze wohl auch nicht aufs Oktoberfest, ist sie ja selbst rassistisch und sexistisch da sie ja immer gegen Weiße und Männer hetzt.

  • Der wahre tscharlie am 04.07.2023 15:22 Uhr / Bewertung:

    Ach die Bayernpartei.....Fast hätte ich vergessen, dass die ja auch zur LTW antritt.
    Genderzwang und Sexismusverbot in einen Topf zu werfen ist so, wie Apfelschorle und Weißbier zusammenzuschütten.

    Ist eigentlich noch keinem aufgefallen, dass es IMMER die MÄNNER sind, die sich gg. ein Sexismusverbot wehren, während es die Frauen gut finden?
    Welche Schlußfolgerung ergibt sich wohl für mich daraus?

  • Radl Rainer am 04.07.2023 13:41 Uhr / Bewertung:

    Erst der Parkplatz-Wahn des SPD-Kollegen und nun das? Was alle eint: Es sind Boomer. Die Generation die für die aktuelle Rückständigkeit Deutschlands und die Umweltschädigungen verantwortlich ist. Sie haben die Produktion nach Asien verlagert und sich dafür dem Konsum hingegeben.

    Jede Veränderung, ob mit oder ohne Einschränkung, wird wie ein trotziges Kleinkind mit Rumschreien gekontert. Eigene Kinder haben sie nicht. Warum also noch was besser machen?

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