Kuriose Wiesn-Vorkommnisse: Von Papier im Ohr und Bier im Beutel

Unglaubliches passiert immer wieder auf dem Oktoberfest. Ein Sammelsurium kurioser Vorkommnisse dokumentieren regelmäßig Polizei, Sanitätsdienst und Festleitung. Keineswegs alle Vorfälle sind dem Alkohol geschuldet.
AZ/dpa/Dobel/Dieckmann |
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Ein Mann trinkt ein Bier und wird im Hofbräu-Zelt von der Menge angefeuert.
Ein Mann trinkt ein Bier und wird im Hofbräu-Zelt von der Menge angefeuert. © dpa/Sven Hoppe

München - Viele Menschen – viele Geschichten: Auf dem Oktoberfest mit seinem Millionen-Publikum behandelten die Ärzte der Sanitätswache an 17 Festtagen nicht nur Platzwunden und Schnitt-Verletzungen. Das Fundbüro sammelte nicht nur Schlüssel und Geldbörsen. Und die Polizei machte nicht nur Taschendiebe dingfest oder schritt bei Maßkrug-Schlägereien ein.

Hosenloser Wiesn-Gast – Polizei löst den Fall

Ohne Beinkleid wurde Mitte der zweiten Wiesnwoche ein Gast auf der Wiesnwache bei der Polizei "abgegeben". "Die einen verlieren unter Alkoholeinfluss ihre Hemmungen, der andere direkt seine Lederhose", twitterten die Beamten unter #wiesnschmankerl. Die Beamten konnten helfen. Der Mann habe wohl nach erheblichem Bierkonsum mal gemusst und dabei die Hose gleich ganz ausgezogen. Die Beamten fanden das Stück fein säuberlich zusammengelegt auf einem Poller.

Papierkügelchen gegen Wiesn-Schnarcher

Mit Papierkügelchen wollte sich ein auswärtiger Wiesn-Besucher in einem Schlafsaal in München Ruhe verschaffen. Weil seine Mitschläfer laut schnarchten, habe sich der Mann aus Sachsen nach und nach immer mehr Papier in die Ohren gestopft, bis er einschlief, berichtete die Wiesn-Sanitätsstation. Am Morgen dann das böse Erwachen. "Er konnte die Kügelchen, die mittlerweile tief im Ohr waren, nicht mehr selbst entfernen." Sanitäter holten bei dem Mann aus der Erzgebirgsstadt Aue-Bad Schlema nach und nach das ganze Papier aus dem Gehörgang.

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Handy im falschen Flugmodus

Ein fliegendes Handy hat in der zweiten Wiesnwoche eine Besucherin am Kopf verletzt. Das Telefon kam aus einem Fahrgeschäft geflogen und traf eine 57-jährige Münchnerin, wie die Wiesn-Sanitätsstation berichtete. Ärzte nähten die Platzwunde. Das Handy sei im falschen Flugmodus betrieben worden, folgerte Ambulanzsprecher Markus Strobl.

Wiesn-Gast im Hundezwinger

Am zweiten Wiesn-Sonntag landete ein Gast in einem Hundezwinger. Der Mann hatte laut Polizei auf einem Kettenkarussell einen persönlichen Gegenstand verloren. Auf der Suche kletterte er in einem abgesperrten Bereich auf den Wohnwagen eines Schaustellers. Dort fiel er nach unten, landete in einem Gehege und wurde dort auch prompt von einem Hund gebissen. Nach der ärztlichen Behandlung verschwand der Mann.

Der Bienenstich und die Corona-Kilos

Schmerzhafte Bienenstiche waren am zweiten Wiesnsonntag auf der Wiesn-Sanitätsstation vier Mal hintereinander zu behandeln. Ein nachfolgender Patient las "Bienenstich" auf dem Einsatz-Monitor, hielt das für die Speisekarte – und tätigte seine Kuchenbestellung: "Sag mal habt's ihr auch eine Schwarzwälder Kirsch-Torte?", zitierte die Aicher Ambulanz den Münchner. Er war just auf die Station gebracht worden, weil ihm die Lederhose zu eng geworden war – wegen der Corona-Kilos, wie er selbst einräumte. Um trotzdem fesch in Tracht auf die Wiesn zu gehen, habe er sich "eingeschnürt wie sonst Damen im Korsett". Nach einer Maß sei ihm dann "vermutlich die Luft weg geblieben". Entlassen wurde er mit einem Verbandstape – als Gürtelersatz. Damit sei die Hose befestigt worden, damit er sie nicht wieder ganz schließen musste.

Musikantenstadel auf Sanitätsstation mit "Bella Ciao"

Stimmung mit dem Wiesn-Hit "Bella Ciao" herrschte am Freitagabend in der Sanitätsstation. Eine Italienerin habe gefühlt im Minutentakt Sprachnachrichten an ihre Freunde geschickt, die alle mit dem Satz endeten: "Bella Mariella, Ciao", teilte die Aicher Ambulanz Union mit. Joseph, ein "bierseliger" Münchner, fühlte sich davon angespornt. "Ab da sang er immer wenn sie eine Nachricht beenden wollte den aus den Bierzelten bekannten Hit "Bella Ciao"." Beim dritten Mal stimmten andere Patienten ein. Mariella, erst genervt, fand das schließlich "molto eccitante", sehr aufregend. Als Mariella mit ihrer Schnittwunde zur Behandlung gerufen wurde, hieß es "ciao bella".

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Falsche Schuhe und falsche Schwestern

Schlechtes Wetter und falsches Schuhwerk sorgen öfter für Arbeit auf der Wiesn-Sanitätswache. Eine Besucherin aus Orlando in den USA und eine Frau aus München warteten nebeneinander mit blutigen großen Zehen – und stellten fest, dass sie die gleiche Nagellack-Farbe gewählt hatten. "We are sisters in toe", rief die US-Amerikanerin, etwa: "Wir sind Schwester, was die Zehen betrifft." Die Münchnerin reagierte weniger euphorisch: "Nix Sisters. Wir sind beide stupid Beefanimals", zitierte der Ambulanz-Sprecher Markus Strobl die Münchnerin, frei übersetzt: "Wir sind beide dumme Rindviecher."

Drei Maß und das wilde Hendl auf dem Kopf

Mit ein paar Maß zu viel landete einmal mehr ein Wiesngast auf der Sanitätsstation. Auf dem Kopf einen Plüsch-Hendlhut. Die Mützen in Form eines Brathähnchens sind ein unausrottbarer Wiesn-Gag. Dem "Giggerl", so der Mann zum Arzt, gehe es "hundsmiserablig". Das Hendl sei schuld an dem Schlamassel, nicht das Bier, das er getrunken habe. "Nach der dritten Maß Bier hat mein Giggerl so wild getanzt, dass es mich dann auf die Lädschn (Gesicht) gelegt hat", so der Patient. Der Arzt habe den Mann in den Überwachungsraum geschickt zum Rausch Ausschlafen. Er leiste seinem Giggerl "ein bisschen Gesellschaft beim Schlafen", verkündete der Patient dort. Gemeinsam konnten beide nach gut zwei Stunden die Wache verlassen.

Bier im Rucksack

Nach der griechischen Mythologie würde man wohl von Eulen sprechen, die nach Athen getragen werden. In München dürfte es als vergleichbar unnütz gelten, Bier auf die Wiesn zu schleppen. Im Wiesn-Fundbüro landete dennoch ein Rucksack mit 15 Dosen Bier. Der Gast habe seinen Durst vermutlich anderweitig gestillt, teilte die Wiesn-Pressestelle zur Halbzeit mit. Immerhin ist das Getränk auf der Wiesn in ausreichender Menge vorhanden.

Bier im Beutel

Ein umgekehrter Fall trug sich im Hackerzelt zu. Bilder im Internet zeigten einen Gast, der Bier aus dem Maßkrug in eine Plastiktüte abfüllte: Bier im Beutel to go. Er hatte das Bier ja bezahlt, durfte es im Krug aber nicht mitnehmen. Denn der gehört dem Wirt. So ließ sich der Gast eben Plastikbeutel aushängen und konnte so sein Bier eintüten und mitnehmen.

Barfuß durch die Nacht

Wie sich aus Fundstücken zur Halbzeit ergab, trat trotz des kalten Regenwetters offenbar mancher Gast ohne komplettes Schuhwerk den Heimweg an. Neben Dingen wie Handys, Geldbörsen und Schlüssel wurden auffällig viele Schuhe abgegeben, etwa Ballerinas, schwarze Pumps, rosé-goldene High Heels und ein Paar teure Sportschuhe. Auch dabei: Zwei Eheringe. Ob es sich um unterschiedliche Ringe oder die eines Paars handelte, das auf dem Volksfest den Bund fürs Leben aufkündigte, wurde nicht bekannt.

Zum Schluss: Feuerzeug und Hähnchenflügel verschlungen

Ungewöhnliche Schluckspechte sind am letzten Oktoberfest-Wochenende auf der Wiesn-Sanitätsstation gelandet. Eine 29-jährige Frau hatte gleich einen ganzen Hähnchenflügel am Stück verschluckt – und ein 35-jähriger Mann wurde praktisch zeitgleich zu den Ärzten gebracht, weil er ein Feuerzeug verschluckt hatte. Beide wurden in Kliniken gebracht, wo Hähnchenflügel und Feuerzeug endoskopisch entfernt wurden. Die Patienten hatten zuvor auch sonst gut geschluckt: Beide seien volltrunken in die Aicher Sanitätsstation gebracht worden, teilten die Helfer von der Aicher Ambulanz am Montag mit.

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