Inzidenz steigt während der Wiesn: Corona schunkelt mit

München - Egal ob Gäubodenfest oder Gillamoos – wenn in Bayern bei Bier und Brezn im Festzelt geschunkelt worden ist in den vergangenen Monaten, dann war auch Omikron beim "Ozapft is" immer dabei. Volksfeste in Bayern haben in diesem Sommer vielerorts zu steigenden Inzidenzen geführt. Mit zeitlicher Verzögerung, versteht sich. Die Inkubationszeit liegt ja in der Regel zwischen drei und 14 Tagen.
Die Wiesn war bislang vor Negativ-Corona-Meldungen verschont geblieben. Bis auf die zwei positiv getesteten Bayern-Stars Manuel Neuer und Leon Goretzka, die am ersten Wiesn-Wochenende im Zelt waren, hat man von prominenten Infizierten nicht wirklich etwas gehört.
Auch das Abwassermonitoring des Tropeninstituts konnte bislang noch keine Wiesn-Welle feststellen. Die Forscher untersuchen das Abwasser auf der Festwiese auf Corona und vergleichen die Ergebnisse mit denen der gesamten Stadt.
Am Wochenende hatte es geheißen, dass man zwar steigende Zahlen beobachte, aber noch keine signifikante Welle sehe. Auf AZ-Anfrage hieß es am Dienstag von der Pressestelle, dass neuere Daten derzeit noch nicht vorlägen.
München-Inzidenz schießt in die Höhe
Nun aber schießt eine altbekannte Kennzahl in der Landeshauptstadt in die Höhe: die Sieben-Tage-Inzidenz. Eineinhalb Wochen nach Beginn des Oktoberfestes ist sie um knapp 77 Prozent auf 424,9 gestiegen. Das zeigen die Zahlen des Robert-Koch-Instituts vom Dienstagmorgen. Das ist deutlich mehr als der bayernweite Anstieg von 43,1 Prozent oder der deutsche von 29,4 Prozent.
Da die Gesundheitsämter an Wochenenden praktisch keine neuen Fälle an das RKI melden, die dieses in die Zahlen des jeweils nächsten Morgens einrechnen kann, ist Dienstag der erste Tag der Woche, an dem sich deutliche Anstiege in den Inzidenzen meist zeigen. Die Zahlen zum Vergleich: Für den gestrigen Dienstag weist das RKI 2.909 neue Fälle aus, in der Vorwoche waren es am Dienstag 1.073. Die Inzidenz lag an jenem Dienstag ebenfalls noch deutlich niedriger bei 224,7.
Zahlen haben weniger Aussagekraft als in vorherigen Wellen
Ist dies nun die Wiesn-Welle? Virologen würden für diese Aussage vermutlich noch weitere Daten verlangen. Und zudem noch abwarten. Denn die Erfahrung mit anderen Volksfesten zeigt, dass die Zahlen nach einem ersten Anstieg noch eine Woche weiter immer höher wurden.
Was die Abschätzung schwieriger macht, ist freilich, dass viele Wiesngäste Touristen aus dem Ausland oder Gäste aus der Region sind. Die stellen sich bei Erkältungssymptomen wohl nicht in die Testzentrumsschlange. Und auch Münchner, die nach ihrem Wiesnbesuch einen positiven Selbsttest machen, lassen sich den inzwischen nicht mehr automatisch per PCR bestätigen. Nur diese Zahlen finden Eingang in die Statistik. Die deshalb deutlich weniger Aussagekraft hat als in vorangegangenen Wellen.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hätte sich ohnehin mehr Tests auf der Wiesn gewünscht. Am Dienstag wiederholte er auf Twitter seine Einschätzung vom Wochenende, dass Testen vor dem Einlass die Wiesn "sicherer" und "nicht weniger schön" gemacht hätte.