Flüchtlinge das erste Mal auf der Wiesn - die AZ war dabei
Als Alaa (49) und Saeiid (25) die Mädels aus Eritrea – kawumms – mit dem Boxauto rammen, da sind Miriam (18) und Feven (17) so überrascht, dass sie nicht einmal kreischen. Aber in diesem Moment haben sie das Prinzip Autoscooter verstanden und nehmen Kurs auf die Syrer. Kawumms.
Seit sechs Wochen ist Miriam in Deutschland und lebt in einer Erstaufnahmeeinrichtung in Berg am Laim. Sie lernt dank Ehrenamtlicher Deutsch und hat mit Feven eine neue beste Freundin gefunden. Nur raus aus der Unterkunft kommen die Teenager selten.
Achtung! Syrien hat beim Autoscooter Kurs auf Eritrea genommen und gleich knallt’s.
In der Haxnbraterei wird kurzfristig umdisponiert
Doch jedes Jahr laden die Wirte bedürftige Münchner am ersten Wiesnmontag ein. Die Auswahl für die Gästeliste trifft das Sozialreferat. So kommt es, dass Miriam und neun weitere Geflüchtete aus Eritrea, Syrien, Nigeria und Pakistan von Hochreiters in die Haxenbraterei eingeladen werden. Nur, in der Haxenbraterei gibt’s Schwein zu essen und Christel Hochreiter erfährt erst am Montag um 9 Uhr von einer Ehrenamtlichen, dass sie insgesamt 40 muslimische Gäste bekommt.
Video: So hört es sich an, wenn Touristen auf der Wiesn mitsingen
„Wir haben eine kleine Küche, da ist das Umdisponieren schwer. Aber wir wollen ja, dass sich unsere Gäste wohlfühlen“, sagt Christel Hochreiter. Seit 1973 betreibt sie mit ihrem Mann das kleine Wiesnzelt, aber Halal-Gäste hatte sie noch nie.
Kurzfristig serviert Christel Hochreiter also Tafelspitz mit Kartoffelsalat. Kartoffelsalat kennt Miriam schon aus der Flüchtlingsunterkunft. Nur schmeckt er da nicht so gut. Beim Essen „muht“ sich der Tisch ein wenig an. Tafelspitz vom Rind: Das verstehen so auch jene, die kein Deutsch oder Englisch sprechen.
Lachen in der neuen Heimat
Wie’s der Zufall so will, spricht Wiesnbedienung Annika (25) ein bisschen arabisch, weil sie die Sprache ein Jahr an der Uni gelernt hat. So loben die Geflüchteten Annika für ihre Arabischkenntnisse und Annika lobt zurück, weil das Bitte und Danke schon sehr Deutsch klingt.
Als Miriam glaubt, sie habe es durch das Lach-und-Freuhaus geschafft, kommt plötzlich ein Luftstoß von unten und erschreckt sie.
Obwohl die „Bitter Lemons“ keine Hits aus Eritrea im Repertoire haben, tanzt Miriam ausgelassen um den Tisch. Quetschn? So ein Instrument hat Miriam noch nie gehört. Die AZ spendiert noch einen Besuch im Lach- und-Freuhaus. Miriam kommt aus dem Lachen nicht mehr raus. Was für eine Welt, in der alles blinkt, Musik macht und die Menschen in schönen bis komischen Kostümen herumlaufen? Miriams neue Heimat.
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