Ex-Kellner verrät: Das verdient eine Bedienung auf der Wiesn

Im AZ-Gespräch räumt Oktoberfest-Kellner Simon Traub mit einigen Mythen auf. Was er auf der Wiesn erlebt – und wie viel man verdient.
Niclas Vaccalluzzo
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Sicher ist das Dasein als Wiesn-Bedienung nicht einfach: Maßkrüge müssen gestemmt, Betrunkene in die Schranken gewiesen und auch hungrige Gäste versorgt werden.
Sicher ist das Dasein als Wiesn-Bedienung nicht einfach: Maßkrüge müssen gestemmt, Betrunkene in die Schranken gewiesen und auch hungrige Gäste versorgt werden. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

München - Simon Traub (52) war knapp 25 Jahre Kellner auf Volksfesten in Deutschland und auf der ganzen Welt. Acht Jahre davon kellnerte er im Hacker-Festzelt auf der Wiesn. Die AZ hat mit ihm über die Zeit gesprochen.

"Jeder Kellner hat eine Geschichte für sich", sagt Traub. Er selbst habe während seiner Zeit als Soldat bei der Bundeswehr angefangen beruflich zu kellnern ‒ im Offizierskasino. Nach und nach ist er dann auf Volksfeste in ganz Bayern umgestiegen.

Als er irgendwann gemerkt habe, dass er mit seiner Nebentätigkeit in fünf Tagen so viel verdient, wie sonst in einem Monat, sei er nach zehn Jahren als Zeitsoldat regulär aus seinem Dienst ausgeschieden.

Der ehemalige Wiesn-Kellner Simon Traub.
Der ehemalige Wiesn-Kellner Simon Traub. © Niclas Vaccalluzzo

Kellner über seine Zeit auf der Wiesn: "Im Grunde genommen ist die Wiesn eigentlich machbar"

"Jeder Volksfest-Kellner will auf die Wiesn", sagt Traub. Und das sei damals gar nicht so einfach gewesen. "Die hatten Kellner in Hülle und Fülle." Durch Bekannte hat er es 2011 schließlich geschafft.

"Auf der Wiesn ist alles top-organisiert", antwortet Traub auf die Frage, wie sich die Wiesn von anderen Volksfesten unterscheidet. "Im Grunde genommen ist die Wiesn eigentlich machbar." Lediglich fit und aufmerksam sollte man sein. Ansonsten könne es eigentlich fast jeder schaffen, auf der Wiesn zu arbeiten.

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An diesen Tischen verdienen Wiesn-Bedienungen am besten

Wo die Bedienung im Zelt eingesetzt wird, hängt meist von der Rangordnung ab ‒ oder man kennt eben jemanden, so wie Traub. In seinen acht Jahren war er für die reservierten Tische auf der Galerie zuständig. "Da verdient man am besten", erklärt Traub. Ein weiterer Vorteil: Die Tische sind zuverlässig mit Gästen gefüllt.

Am schlimmsten seien die Bereiche vor der Bühne. Hier gehe es viel stressiger zu und Probleme mit Betrunkenen würden sich häufen. Im Endeffekt sei es auch einfach Glückssache, wo man landet. Wiesn-Kellner müssen meistens in Vorkasse gehen. Zu Anfang werden vom Festzelt Bierchips gekauft, die dann durch die verkauften Maß eingetauscht werden.

Jede Bedienung arbeitet also selbstständig für ihr Geld. Ein hohes Risiko müssen die Kellner laut Traub dabei aber eigentlich nicht eingehen. Nach und nach können die Chips wieder aufgefüllt werden.

So viel verdienen Wiesn-Kellner

Finanziell lohnt sich die Arbeit als Wiesn-Kellner allemal: "Ich würde sagen, die Spanne geht von 3000 bis um die 10.000 Euro", sagt Traub. Das hänge neben dem Bereich auch vom Wetter und natürlich der individuellen Leistung ab. Pro Maß verdiene man als Kellner um die zehn Prozent des Verkaufspreises.

Trinkgeld bekämen Frauen mehr als Männer. "Aber auch als Ober kann man mit seinem Charme spielen", so Traub. In seiner Zeit habe er etwa öfters mal seine Wadeln gezeigt.

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Haufenweise Maßkrüge auf einmal stemmen bringt laut Traub nicht viel. Das Bier würde nur überschwappen und der Schaum verfliegen. "Das ist im Endeffekt nur Show", sagt er. Die Wirte würden teilweise sogar anweisen, nur maximal zehn Maß auf einmal zu tragen. Schließlich ist das auch ein Verletzungsrisiko.

Wiesn-Kellner: "Am anstrengendsten sind Franzosen und Italiener"

Die anstrengendsten Gäste seien oft Franzosen und Italiener gewesen, erinnert sich Traub. Das läge daran, dass die sich sehr lange Zeit bei der Bestellung lassen. Auch Trinkgeld könne man eher weniger erwarten.

Amerikaner und Skandinavier hingegen wüssten schnell, was sie wollen und hätten auch meist ein gutes Trinkgeld gegeben. Als guter Wiesn-Kellner müsse man aber mit jedem umgehen können. Probleme mit Betrunkenen kommen zwar vor, würden sich aber meist schnell erledigen. Auch das sei auf der Wiesn mithilfe der Sicherheitsleute gut organisiert.

Buch gibt einen Einblick hinter die Kulissen der Volksfeste

Seine Erfahrungen hinter den Kulissen der Volksfeste hat Simon Traub unter dem Pseudonym "Wadl Symen" auch in einem Buch verewigt ("Die Krüge hoch", Noel-Verlag, 19.90 Euro). Das soll anderen Bedienungen helfen, die oftmals mit vielen Hürden zu tun haben. Kürzlich ist eine Neuauflage erschienen, in der Traub die für Volksfest-Kellner schwere Corona-Zeit thematisiert. Das sei ihm eine Herzensangelegenheit.

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10 Kommentare
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  • Der Münchner am 03.10.2024 08:37 Uhr / Bewertung:

    Mit am meisten verdienen Bedienungen im Cafezelt!

  • Bongo am 01.10.2024 16:16 Uhr / Bewertung:

    Antwort an Der Münchner :
    Ich träume nicht, sondern Sie haben vermutlich von der Materie wenig Ahnung.
    Für 3000 € tut sich diesen Stress bzw. diese Knochenarbeit keiner/keine mehr an. Vorallem wenn sie z.B. extra aus Österreich kommen und hier eine Unterkunft bezahlen müssen.
    PS: Es ist im Normalfall mit Sicherheit wesentlich mehr, was ich von Herzen jedem gönne, der diese Arbeit macht.

  • Der Münchner am 03.10.2024 11:12 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Bongo

    Selbstverständlich verdienen die Kärntnerinnen beim Michael im ersten Stock sehr gut!
    Selbiges gilt für einige anderen Ecken in anderen Zelten auch. Nur ist das nicht die Regel.
    Die normalen Bedienungen verdienen wesentlich weniger und hat natürlich mit der Lage Ihrer Tische zu tun.

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