Ein sicherer Raum für alle Wiesnbesucherinnen

Im Safe Space auf dem Oktoberfest finden Frauen Zuflucht und Schutz.
Carmen Merckenschlager
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
9  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Direkt am Servicezentrum: Sozialpädagogin Kristina Gottlöber ist Fachberaterin im Safe Space.
Direkt am Servicezentrum: Sozialpädagogin Kristina Gottlöber ist Fachberaterin im Safe Space. © Foto: Carmen Merckenschlager

München - Kristina Gottlöber ist Diplom-Sozialpädagogin und Fachberaterin der "Sicheren Wiesn". Dort können Frauen und alle die sich als solche identifizieren Schutz suchen, wenn sie auf der Wiesn die Orientierung verloren haben, die Clique verschwunden ist, sie belästigt wurden oder sie Opfer von sexueller Gewalt wurden. "Die Wiesn ist oft kein sicherer Ort für Frauen", sagt die Sozialpädagogin.

Braucht es das Angebot? "Die Zahlen sprechen für sich"

Braucht es das Angebot also? "Bei der letzten Wiesn haben in 16 Tagen 299 Frauen bei uns Schutz gesucht. Ich glaube, die Zahlen sprechen für sich", sagt Gottlöber. Oft sind die Frauen stark alkoholisiert. Nicht jede hat sexuelle Gewalt erlebt. "Manche haben ihre Freunde verloren oder finden ihr Hotel nicht mehr", erklärt die Fachberaterin. Eine junge Frau kam schon zum Handy aufladen vorbei. Andere wurden bedrängt, begrapscht oder Schlimmeres.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Was Gottlöber wichtig ist: "Zu uns können die Frauen jederzeit kommen. Keine Angelegenheit ist zu gering. Wir finden immer eine Lösung." Im Safe Space (ehemals Security Point) - dem Schutzraum - im Servicezentrum auf der Theresienwiese hinter dem Schottenhamel-Zelt werden die Frauen mit Getränken, Decken und Beratung versorgt. "Egal in welcher Krise die Frauen gerade stecken, wir versuchen zu helfen", sagt Gottlöber. Das kann auch bedeuten, dass sie die Frauen nach Hause bringen oder sie zur Polizei begleiten.

Im Schnitt werden 20 Frauen pro Tag betreut

Zwar ist erst knapp Wiesnhalbzeit, laut der Fachberaterin zeichnet sich aber schon jetzt ab: Es suchen etwa gleichviele Frauen Schutz wie schon 2019. Im Schnitt betreut das Team der "Sicheren Wiesn" rund 20 Frauen pro Tag. Vor Ort sind zwei Fachberaterinnen und zwölf Ehrenamtliche. Über 50 Prozent der Schutzsuchenden sind Touristinnen aus dem Ausland, rund 70 Prozent sind unter 30 Jahre alt. Gottlöber: "Aber wir hatten auch schon Klientinnen im Rentenalter."

Insgesamt habe sich die Stadtgesellschaft in den letzten Jahren für sexuelle Übergriffe sensibilisiert, so die Sozialpädagogin, Menschen seien eher bereit, zu helfen. Dennoch brauche es weitere Aufklärung, "damit die Wiesn als toller Ort für Frauen noch etwas sicherer wird."

Der Safe Space im Servicezentrum auf der Theresienwiese ist an allen Wiesntagen von 18 bis 1 Uhr geöffnet; Freitag, Samstag, Sonntag sowie am 3. Oktober bereits ab 15 Uhr.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
9 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Schwahni am 24.09.2022 11:53 Uhr / Bewertung:

    Ich finde es wirklich schade, dass dieser Schutzraum in den Kommentare so ins Lächerliche gezogen wird oder als unnötig dargestellt. Wer regelmäßig die Polizeipresse bzw Zeitung liest oder auch nur mal mit Frauen im eigenen Umfeld gesprochen hat, weiss was Gewalt gegen Frauen für ein Riesenproblem ist. Und ganz ehrlich, stellt euch vor, ihr seid auf der Wiesn und jemand starrt euch die ganze Zeit an oder läuft euch „unauffällig“ hinterher oder sowas. Und dann verliert man noch seine Freunde im Getümmel… Sowas macht Angst und gerade Frauen haben wirklich gute Gründe sich bei sowas unsicher zu fühlen.

    Echt erbärmlicher Mist, der hier zT in den Kommentaren steht.

  • TheoK am 24.09.2022 14:46 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Schwahni

    Es geht darum, dass hier schon wieder eine Opferrolle zementiert werden soll: Der Mann an sich ist das Böse und die arme Frau (und natürlich auch noch alle, die glauben, eine Frau zu sein) benötigt selbstverständlich Schutz vor ihm.
    Die Zahlen sprechen eben nicht dafür, dass Frauen einen besonderen Schutz bräuchten. Und es ist ja jetzt auch nicht so, dass da nirgendwo Polizei oder Security unterwegs wären, die man um Hilfe bitten könnte, wenn es Probleme gibt.
    In einer Zeit, in der man als Mann wegen eines generischen Maskulinums angeblich sexistisch ist und zur Gleichberechtigung erzogen werden muss, weil Frauen alles mindestens genau so gut können, fällt es mir nicht ganz leicht, zu verstehen, warum diese hier, bei Taxigutscheinen, bei Quotenregelungen etc. ständig bevorzugt werden.
    Man hätte ja auch einen Schutzraum für alle machen können, aber nein, natürlich brauchen nur Frauen Schutz.

  • Witwe Bolte am 24.09.2022 20:12 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von TheoK

    Das Hauptproblem dürfte der Suff sein. Vermutlich sind die meisten Frauen, die diese Schutzeinrichtung aufsuchen, nicht mehr nüchtern. Und alkoholisierte Frauen sind genauso gefährdet für Angriffe bzw. Übergriffe wie Männer, viell.in anderer Weise.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.