Corona- oder Grippeimpfung jetzt noch schnell vor der Wiesn? Was Experten raten
München – Alle Jahre wieder kommt sie pünktlich zum Herbstanfang: die Erkältungszeit. In München gibt es dabei noch eine Besonderheit – die Wiesn-Grippe, die sich viele Besucherinnen und Besucher während des Oktoberfests holen. Kann da eine Impfung vor dem Wiesn-Besuch Abhilfe schaffen? Die AZ hat bei Grippe-Experten nachgefragt.
Grippezeit zur Wiesn: Ernstzunehmende Erkrankung
Besonders zur kalten Jahreszeit kommt es jährlich zu Grippewellen, die mal stärker, mal schwächer ausfallen können. Wichtig ist dabei, dass die echte Grippe im Gegensatz zu einer Erkältung eine ernsthafte Erkrankung ist. Auch Corona-Infektionen können in den Wintermonaten wieder gehäuft auftreten. Auf AZ-Anfrage teilt das Gesundheitsreferat München (GSR) mit: "In der kalten Jahreszeit halten sich die Menschen vermehrt in Innenräumen auf, was die Übertragung von Viren erleichtert. Auch führt die trockenere Luft (Heizungsluft) zu einer Austrocknung der Schleimhäute der Atemwege, was diese anfälliger macht für Infektionen. Eine Impfung gegen Grippe (Influenza) und Covid-19 ist daher gerade jetzt sinnvoll."
Die STIKO empfiehlt Impfungen gegen Covid-19, wie auch Grippe allen Personen ab 60 Jahren, Personen jeden Alters mit Grunderkrankungen, so wie Personen mit erhöhter beruflicher Gefährdung, so das GSR. Impfungen schützen jedoch nur "eingeschränkt vor einer Infektion oder Erkrankung", sagt Dr. Markus Frühwein, Allgemeinmediziner aus München der AZ. "Entscheidend ist hier der Schutz vor schweren Verläufen mit Krankenhausaufenthalten und Todesfällen. Und hier wirken beide Impfungen sehr gut", sagt er.
Grippe-Impfung vor der Wiesn: Der beste Zeitpunkt
"Sowohl die Auffrischungsimpfung (Booster) gegen COVID-19 als auch die jährliche Impfung gegen Grippe benötigen bis zu 14 Tage, um die volle Wirksamkeit zu erlangen", teilt das GSR mit. Die Impfung solle deshalb "idealerweise 10 bis 14 Tage vor Besuch des Oktoberfestes, spätestens jedoch eine Woche davor durchgeführt werden." Laut Dr. Frühwein könne die Impfung auch "knapp vor der Wiesn stattfinden, wenn man einen Schutz haben will". Er fügt hinzu: "Aber auch während der Wiesn und für Nicht-Wiesn-Gänger kann das Sinn machen, da sich über fleißige Wiesn-Gänger die Wiesn-Erreger auch während und nach dem Fest in der Bevölkerung weiterverteilen." Die Influenzaimpfung schütze dabei jedoch nur vor der echten Grippe und nicht vor einem banalen grippalen Infekt. Der Begriff Wiesn-Grippe sei nämlich oftmals keine echte Grippe, sondern umschreibe akute Atemwegsinfektionen, die durch eine Vielzahl verschiedener Erreger ausgelöst werden können, so das GSR.
So sinnvoll ist die Grippe-Impfung vor der Wiesn
Ist es also wirklich sinnvoll, sich vor der Wiesn noch zu impfen? "Die Influenzaimpfung spielt aus meiner Sicht keine so entscheidende Rolle vor dem Oktoberfest, auch weil die echte Grippe zu dieser Zeit eher selten ist", sagt Frühwein. "Ich empfehle die Impfung vor allem für Ältere und chronisch Kranke im Oktober/November, um auch im Februar/März, wo die Hauptkrankheitslast der Influenza liegt, noch einen guten Schutz zu haben."
So schützen Sie sich vor der Wiesn-Grippe
Wie schützt man sich also während der Wiesn vor der berüchtigten Wiesn-Grippe? "Menschenmassen, engeren Kontakt meiden und Masken tragen sind hier wahrscheinlich keine hilfreichen Ratschläge. Wer auf der Wiesn nicht erkranken will, braucht ein gutes Immunsystem", sagt Frühwein. Das baue man mit einem gesunden Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, Sport/Bewegung und ausreichend Schlaf über das ganze Jahr auf. Er fügt hinzu: "Wer es mal übertreibt, sollte sich ausreichend Zeit zum Regenerieren nehmen."
Auch das GSR bezeichnet die Vermeidung der Wiesn-Grippe als "Herausforderung", denn selbst wer nicht auf das Oktoberfest gehe, könne Kontakt zu Wiesn-Gängern haben. "Wer die Festzelte meidet und sich nur im Freien aufhält, hat aber sicherlich ein geringeres Risiko", so das GSR in der AZ.
Schutz vor Ansteckung: Corona-Regeln gelten weiterhin
Grundsätzlich gilt, dass die aus der Pandemie bekannten Maßnahmen, wie etwa Abstand, Händehygiene, Maske tragen und Lüften das Risiko verringern, sich mit Grippeviren und anderen Atemwegsinfektionen anzustecken, so das GSR.

Und wenn es einen doch erwischt haben sollte, empfiehlt das GSR: "Bei Symptomen einer akuten Atemwegsinfektion, sollte man drei bis fünf Tage und bis zur deutlichen Besserung der Symptomatik zu Hause bleiben. Während dieser Zeit sollte außerdem insbesondere der direkte Kontakt zu Personen, die ein erhöhtes Risiko für schwere Krankheitsverläufe haben, möglichst vermieden werden."
Mehr Informationen zur Impfung
Wer sich genauer über die von der STIKO empfohlenen Impfungen informieren möchte, kann dies beim Hausarzt oder in Apotheken tun. Das Gesundheitsreferat bietet zudem über seine Impfberatungsstelle in der Schwanthalerstraße 69 Aufklärung bei allen Fragen rund um den Impfschutz an. Diese ist Montag bis Freitag von 11 bis 12 Uhr unter der Telefonnummer 233-66907 zu erreichen. Informationen zum Angebot der Impfberatungsstelle sind zu finden unter www.muenchen.de/impfen. Weitergehende Informationen sind abrufbar unterwww.impfen-info.de.
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