Biohendl-Betrug: Etiketten-Schwindel auf der Wiesn?
München - Eine Groß-Razzia bei einem Geflügelschlachtbetrieb in der Gemeinde Massing im Landkreis Rottal/Inn in Bayern hat für Aufregung in dem durchsuchten Unternehmen gesorgt: Jetzt erreicht die Diskussion auch das Münchner Oktoberfest.
Konventionelles Hähnchenfleisch und Hähnchen sollen als Bio-Produkte deklariert worden sein
Die Firma soll Fleisch falsch gekennzeichnet und Hähnchen als Bio-Hendl angeboten haben. "Drei Männer und zwei Frauen sollen seit Anfang 2018 konventionelles Hähnchenfleisch und Hähnchen insbesondere zu sog. 'Geprüfte Qualität Bayern-, Bio-, und Naturland-Ware' mit entsprechenden Gütesiegeln umdeklariert und damit beim Weiterverkauf deutlich höhere Preise erzielt haben", heißt es in einer entsprechenden Mitteilung der Staatsanwaltschaft Landshut.
Weiter bestehe der Verdacht, dass aufgetaute Hähnchen als Frischware etikettiert veräußert worden sein sollen. Laut Staatsanwalt stehen die Behörden noch ganz am Anfang ihrer Ermittlungen: "Auf die im strafrechtlichen Ermittlungsverfahren geltende Unschuldsvermutung wird ausdrücklich hingewiesen."
Polizei-Razzia: Wurden die falsch etikettierten Hähnchen auch auf der Wiesn verkauft?
Die Polizei-Razzia mit rund 150 Einsatzkräften war am Mittwoch über die Bühne gegangen - die Durchsuchung galt Unterlagen, die den Etikettenschwindel der Geflügelschlachterei beweisen sollen.
Wie die "Bild" berichtet, sollen Produkte des Unternehmens auch auf dem Oktoberfest verkauft worden sein. Als Kunden werden Peter Reichert von der Bräurosl und Michael Käfer genannt.
Geflügelschlachterei weist alle Vorwürfe zurück
"Wir werden die Sache genau untersuchen. Es kann nicht sein, dass Bio-Qualität gekauft und konventionelles Fleisch geliefert wird", zitiert die Zeitung Wiesnchef Clemens Baumgärtner.
In einer Stellungnahme äußerte sich das Unternehmen am Donnerstag zum Betrugsverdacht: "Wir weisen die verlautbarten Vorwürfe vollumfänglich und mit Nachdruck zurück."
Staatsanwaltschaft Landshut wird nach anonymer Anzeige aktiv
Weiter heißt es: "Wir haben in unserer gesamten Firmengeschichte, weder in etwaigen Hygienefragen noch in Zertifizierungsfragen, uns je etwas zuschulden kommen oder vorzuwerfen lassen. Wir haben immer erstklassige Ware in den Verkehr gebracht. Und dabei haben wir stets alle Kennzeichnungsvorgaben eingehalten."
Man werde nun alles tun, um die Vorwürfe in Kooperation mit der Staatsanwaltschaft aufzuklären, versichert das Unternehmen. Bei der Razzia hatten Hunderte Polizisten, mehrere Vertreter der Staatsanwaltschaft Landshut, des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit sowie Beamte der Steuerfahndung am Mittwoch unter Leitung der Kripo Passau 24 Objekte in Bayern, Hessen, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen durchsucht.

Die Staatsanwaltschaft Landshut verweist in diesem Zusammenhang auf eine Anzeige, die Mitte des Jahres 2022 anonym dort eingegangen war. Gegen die Unternehmensverantwortlichen im Alter zwischen 29 und 58 Jahren besteht der Verdacht des gewerbsmäßigen Betrugs und von Verstößen gegen das Lebensmittelrecht.
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