Absage wegen Krieg droht: Wirte wollen die Wiesn durchziehen
München - Noch ist's zwar ein bisserl hin, bis es wieder heißen könnte: "O'zapft is!" Am 17. September soll das Oktoberfest in diesem Jahr losgehen. Eigentlich. Doch eine Entscheidung, ob die Wiesn stattfinden kann oder nicht, muss wegen des beginnenden Aufbaus spätestens im Mai erfolgen.
Die weiter andauernde Corona-Pandemie – und nun auch noch der schreckliche Krieg in der Ukraine. Für Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ist vor allem letzteres auf jeden Fall ein Grund, zumindest mal über eine Absage der Wiesn nachzudenken. "Ich muss schon schauen, was in dieser Welt passiert und es gibt dann auch übergeordnete Gründe, die noch wichtiger sind, als ein Volksfest abzuhalten", sagte Reiter erst am Mittwoch im Interview mit "Gong 96.3".
Wiesnwirte gegen Oktoberfest-Absage
Die Diskussion nimmt an Fahrt auf, die Situation kann sich beinahe täglich ändern – das ist wohl auch den Wiesnwirten bewusst, die bereits einen Tag nach den neuesten Reiter-Aussagen ein Statement veröffentlicht haben. Tenor: Die Wiesn sei ein Fest der Völkerverständigung und müsse daher stattfinden!
"Gerade in diesen Zeiten ist es besonders wichtig, damit ein Zeichen gegen den Krieg zu setzen", heißt es unter anderem in der Mitteilung.
Wiesnwirte spenden 15.000 Euro für Ukraine-Flüchtlinge
Anstatt vorschnelle und teils spekulative Diskussionen zu führen, sei es nun doch viel wichtiger, zunächst die Not der Flüchtlinge zu lindern. "Jetzt lautet die erste Bürgerpflicht kraftvoll zu helfen", sagt Wiesnwirte-Sprecher Peter Inselkammer. Deshalb solle mit einer Spende von 15.000 Euro aus der Wiesn-Stiftung ein erstes Zeichen gesetzt werden.
Weitere Solidaritäts-Aktionen seien den Wiesnwirten zufolge geplant – auch direkt auf dem Oktoberfest! Eine Idee: In den Zelten wird ein ukrainisches Nationalgericht angeboten, ein Anteil des Erlöses davon wird dann an die Flüchtlingshilfe gespendet.
Christian Schottenhamel ist der Meinung, dass man den Menschen in der Ukraine mit einem Oktoberfest viel besser helfen könne als mit einer Absage. "Der Überfall Putins auf dieses friedliche Land ist schrecklich, aber wenn wir solche Traditionsveranstaltungen wie das Oktoberfest absagen, dann hat Putin genau das erreicht, was er wollte", erklärt der Wiesnwirt.

Ähnlich äußerte sich zuletzt auch Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU), der gleichzeitig Wiesn-Chef ist. Das Oktoberfest abzusagen lasse Kremlchef Putin "genau das Ziel erreichen, das er haben will: Dass unsere westliche Kultur beeinträchtigt wird", sagte Baumgärtner.
Inselkammer: "Der Wunsch nach einem Stück Normalität ist stark"
Für Schottenhamel sei die Wiesn in solch einer Situation "ein Lichtblick, der auch Mut und Freude machen soll". Für die Wiesnwirte sei das Oktoberfest ein "Fest der Völkerverständigung", wo Menschen aus allen Teilen der Welt zusammenkämen, um in Frieden und Freiheit zu feiern. "Eine bessere Demonstration gegen Krieg und Diktatur gebe es nicht."
Bereits in den vergangenen beiden Jahren konnte die Wiesn wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden – die Sehnsucht vieler Menschen sei deshalb besonders groß. "Uns erreichen täglich Mails, wie sehr sich die Münchnerinnen und Münchner auf die Wiesn freuen. Der Wunsch nach einem Stück Normalität ist stark", sagt Inselkammer.
