OB-Wahl in München: Reiter muss nachsitzen
Mit 48 Prozent der Stimmen ist OB Dieter Reiter knapp an einer absoluten Mehrheit vorbeigeschlittert. Ein guter Wert für einen SPDler, in diesen Zeiten? Nun ja. Es ist erst das zweite Mal in der Geschichte, dass ein Amtsinhaber in München in die Stichwahl muss. Dieses Wahlergebnis stellt jede Prognose auf den Kopf: Reiter tritt - anders als erwartet - nicht gegen die Grünen-Anwärterin Katrin Habenschaden (20,6 Prozent) an, sondern gegen die CSU-Konkurrentin Kristina Frank (21,4)!
Nach dem großen Aufbruch, den Habenschaden für diese Stadt angekündigt hatte, war den Münchnern offenbar nicht. Umweltschutz- und Verkehrswende-Themen rückten mit Blick auf die Corona-Krise deutlich in den Hintergrund.
Die Corona-Notlage spielt Reiter in die Karten
Aber auch Reiters Strategie, sich auf alte Erfolge zu berufen und auf seine Beliebtheit zu vertrauen, ist nicht voll aufgegangen. Er muss nachsitzen. Reiter strahlte im Wahlkampf oft wenig Lust aus, statt eines 100-Tage-Plans für die Zeit nach der Wahl kündigte er an, erstmal mit seiner Frau Petra in den Urlaub fahren zu wollen. Die Corona-Notlage spielt Reiter in die Karten. Weil Krisen das bei beliebten Amtsinhabern immer tun. Und: Weil er 2015 schon einmal bewiesen hat, Krisen mit ruhiger Hand managen zu können – als Tausende Geflüchtete in der Stadt Zuflucht suchten.
Und Habenschaden? Die kann jetzt noch darauf hoffen, Zweite oder Dritte Bürgermeisterin zu werden. Wenn die Grünen wirklich deutlich stärkste Kraft werden, wäre sie dort wohl Reiters mächtige Partnerin. Und seine stärkste Konkurrentin.