OB-Wahl: Gewinnerin auf Platz 2

Lokalchef Felix Müller über die CSU-Kandidatin.
von  Felix Müller
Felix Müller kommentiert den Einzug von Kristina Frank (CSU) in die Stichwahl.
Felix Müller kommentiert den Einzug von Kristina Frank (CSU) in die Stichwahl. © Sven Hoppe/dpa/AZ-Montage

Ein Minus von 15 Prozent klingt übel. Ist es aber nicht. Viele, auch und gerade in den eigenen Reihen, hatten Kristina Frank schon abgeschrieben. Doch jetzt könnte Frank sogar gestärkt aus dieser Wahl hervorgehen. Weil es im Jahr 2020 überhaupt nicht mehr selbstverständlich ist, als CSU-Frau in München in eine Stichwahl gegen den beliebten Amtsinhaber einzuziehen. Und vor allem: dabei die Grünen hinter sich zu lassen, die bei Europa- und Landtagswahlen zuletzt zur Nummer 1 in München aufgestiegen sind.

Franks Ergebnis ist umso mehr als Erfolg zu werten, weil ihr die interne Unterstützung gefehlt hat. Ganz anders als in Seppi Schmids Wahlkämpfen war ein deutliches Grummeln zu hören. Schmid hatte bei allen kleinen Provokationen gegen die Parteispitze immer auch ausgestrahlt, ein Trachtler, ein Allacher Metzgerbub, zu sein. Das wärmte die Herzen der Basis. Bei Franks Auftritten vor den eigenen Ehrenamtlichen hingegen konnte man geradezu körperlich spüren, wie wenig sie die Emotionen der immer noch kernig-bayerisch-bodenständigen CSU-Basis ansprach. Hinter vorgehaltener Hand sprachen auch einflussreiche Männer des Bezirksverbands schlecht über sie, lästerten über ihre Kampagne. Auch der Ministerpräsident selbst strahlte aus, sie nicht so recht ernst zu nehmen.

Die größte Überraschung des Münchner Wahltages

Trotzdem hat Frank, die sehr akademisch-erfolgreich rüberkommt, es geschafft, ein sehr respektables Ergebnis zu holen. Die Autofahrer-Kampagne, über die die Eliten der Stadt so viel lästerten, war gar nicht so schlecht. Immerhin fühlen sich tatsächlich viele Autofahrer in der Stadt gegängelt – und die anderen Parteien strahlten nie aus, das ernstzunehmen. Am Ende mag ihr auch Söders Krisen-Management in der Corona-Krise ein paar Punkte gebracht haben – und dass manche grüne Klima-Debatte vielen Münchnerin in den Tagen der Virus-Angst seltsam weltfremd vorkommen mag.

Kristina Frank wird nicht OB werden. Und trotzdem könnten sich die CSUler, die sie bereits zurück in den Tiefen der Verwaltung wähnten, zu früh Freude haben. Wenn sie nach neuen Aufgaben streben sollte, ist Kristina Frank noch lange nicht fertig. Das ist die größte Überraschung dieses denkwürdigen Münchner Wahltages.

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