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Nornenbrunnen: Ein Brunnen auf Wanderschaft

Der Nornenbrunnen ist einer der schönsten Brunnen Münchens. Einst stand er prominent am Stachus – heute muss man ihn suchen.
Thomas Müller
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Verwittert – die alte Inschrift im Brunnensockel unten: Errichtet aus der Mathias-Pschorr-Stiftung Hackerbräu 1907" und "Hubert Netzer 1907".
7 Verwittert – die alte Inschrift im Brunnensockel unten: Errichtet aus der Mathias-Pschorr-Stiftung Hackerbräu 1907" und "Hubert Netzer 1907".
Um 1907: Die Statuen der Verdandi und Urd stehen fertig im Atelier - dahinter ist ein Modell des fertigen Brunnens zu sehen.
7 Um 1907: Die Statuen der Verdandi und Urd stehen fertig im Atelier - dahinter ist ein Modell des fertigen Brunnens zu sehen.
1907: Der Brunnen kurz vor der Fertigstellung: Die beteiligten 15 Steinmetze und Helfer posieren nach getanem Werk.
Stadtarchiv 7 1907: Der Brunnen kurz vor der Fertigstellung: Die beteiligten 15 Steinmetze und Helfer posieren nach getanem Werk.
Der Nornenbrunnen heute: Versteckt steht er in der kleinen Grünanlage neben dem IHK-Gebäude am Maximiliansplatz – hinten ist die Ottostraße zu sehen.
IMAGO/STL 7 Der Nornenbrunnen heute: Versteckt steht er in der kleinen Grünanlage neben dem IHK-Gebäude am Maximiliansplatz – hinten ist die Ottostraße zu sehen.
Um 1909: Der Brunnen sprudelt - und gleich dahinter erkennt man das altbekannte Stachus-Rondell.
IMAGO/piemags 7 Um 1909: Der Brunnen sprudelt - und gleich dahinter erkennt man das altbekannte Stachus-Rondell.
Es plätschert und sprudelt: der Brunnen mit den drei Schicksalsfrauen am Stachus.
Zentralinstitut für Kunstgeschichte 7 Es plätschert und sprudelt: der Brunnen mit den drei Schicksalsfrauen am Stachus.
Um 1910: Der Nornenbrunnen steht prominent platziert vor dem Justizpalast. Ganz links ist der alte Königshof zu sehen.
7 Um 1910: Der Nornenbrunnen steht prominent platziert vor dem Justizpalast. Ganz links ist der alte Königshof zu sehen.

München - Sie heißen Urd, Verdandi und Skuld – und sind drei germanische Schicksalsfrauen, auch Nornen genannt, die seit 1907 zusammen den aufwendigen Nornenbrunnen schmücken. Sie stehen seither sinnbildlich für die Vergangenheit (Urd), Gegenwart (Verdandi) und die Zukunft (Skuld). Bekannt sind die Nornen auch aus dem Vorspiel von Richard Wagners "Götterdämmerung", wo sie das Schicksalsseil spinnen.

Ein Brunnen an vielen Orten zu Gast

Schicksalhaft freilich ist auch die Wanderschaft des Brunnens: 1907 beteiligte sich der Bildhauer Hubert Netzer (1865-1939) an einem Wettbewerb für einen Brunnen am Isartor. Und sein mit dem zweiten Preis ausgezeichneter Entwurf wurde daraufhin für 40 000 Mark am Stachus realisiert – finanziert von der 1901 gegründeten Mathias-Pschorr-Hackerbräu-Stiftung, wie die Autorin Krista Profanter in ihrem stadtgeschichtlichen Artikel über den Nornenbrunnen für die App "Munich Art to Go" schreibt.

Bis zu 15 Steinmetze waren demnach an der Ausführung des Prachtbrunnens aus Kirchheimer Muschelkalk beteiligt. Am 4. September 1907 war es dann soweit, als der Nornenbrunnen am Stachus gegenüber des gut zehn Jahre zuvor fertiggestellten Justizpalastes enthüllt wurde. Ein würdiger Platz, ein prominenter Ort für einen Brunnen: Um 1900 war hier eine großzügige Grünanlage, deren südlichen Abschluss der Brunnen bildete.

Umzug an den Stachus

1964 musste der Brunnen den umfangreichen Baumaßnahmen am Stachus, der heute eher einer verkehrsoptimierten Tramschneise gleicht, weichen. Anfang 1966 wurde dieses "Denkmal romantischer Sehnsucht, nordischen Schicksalsglaubens, beeindruckenden Jugendstils", wie Brunnen-Buchautor Otto Josef Bistritzki 1980 schwärmte, rund 500 Meter weiter an seinem heutigen Standort in den Anlagen zwischen Ottostraße, IHK-Gebäude und Maximiliansplatz verpflanzt. Der Brunnen musste also auf (kurze) Wanderschaft gehen.

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1999/2000 dann, mehr als 90 Jahre nach der Entstehung des Brunnens, übernahm die Bayerische Immobilien AG, die auf Hacker-Pschorr zurückgeht und seit 2005 in die Bayerische Hausbau der Schörghuber-Gruppe integriert ist, die Kosten für seine Instandsetzung.

Vielleicht ist es ein bisserl übertrieben, was der Kunsthistoriker und Stuttgarter Museumsleiter Julius Baum (1882-1959) im Jahre 1907 hymnisch vortrug, der ihn als "eine der glücklichsten Schöpfungen der Bildnerei aller Zeiten" pries. Aber schön ist er.

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