Nockherberg: Münchens Stadträte granteln wegen Ausladung

Bis zu 40 Lokalpolitiker fehlen auf der Gästeliste für den Starkbieranstich am Nockherberg. Im Rathaus ist man darüber wenig erfreut.
von  Irene Kleber
Letztes Jahr derbleckte Luise Kinseher ("Mama Bavaria") bei der Fastenpredigt auf dem Nockherberg noch vor viel mehr Stadträten. Heuer sind einige nicht mehr dabei, wie beispielsweise: Stadtrat Richard Progl (Bayernpartei), Stadträtin Katrin Habenschaden (Grüne), CSU-Stadtrat Richard Quaas und Klaus-Peter Rupp (SPD). (Von links oben)
Letztes Jahr derbleckte Luise Kinseher ("Mama Bavaria") bei der Fastenpredigt auf dem Nockherberg noch vor viel mehr Stadträten. Heuer sind einige nicht mehr dabei, wie beispielsweise: Stadtrat Richard Progl (Bayernpartei), Stadträtin Katrin Habenschaden (Grüne), CSU-Stadtrat Richard Quaas und Klaus-Peter Rupp (SPD). (Von links oben) © Tobias Hase/dpa/P. Schramek/AZ

München - Zwei Wochen haben die Stadträte jetzt schon besorgt in den Briefkasten geschaut. Wieder nix. Wer bis Donnerstag keine Einladung zum diesjährigen Starkbieranstich auf dem Nockherberg am 8. März bekommen hat, der kann sicher sein: Ich bin raus. Und damit, so kann man das lesen in München: als Lokalpolitiker einfach nimmer wichtig genug für eine der illustersten (Promi-)Veranstaltungen, die München zu bieten hat.

In den letzten Jahren hatte Andreas Steinfatt, der für die Paulaner Brauerei den Starkbieranstich ausrichtet, das so gehandhabt: Neben OB, Bürgermeistern, Referenten und Fraktionschefs waren aus dem Rathaus auch alle 40 Mitglieder des Wirtschafts- und des Planungsausschusses eingeladen – immerhin wichtige Verhandlungspartner, wenn es um die Frage geht, welcher Wirt auf der Wiesn ein Zelt bekommt oder wer wo was planen und bauen darf.

Die Ausschussmitglieder, so wird nun klar, sind heuer aber unangekündigt von der Gästeliste gestrichen worden. Zugunsten von "neuen Kunden", wie Paulander-Sprecherin Birgit Zacher auf AZ-Anfrage sagt. "Wir entscheiden über die Gästeliste jedes Jahr neu und haben Platz gebraucht für bayerische Wirte und Händler." Die Zahl der Sitzplätze, es sind 560, sei "halt begrenzt".

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Ziemlich angefressen äußerte sich deshalb am Donnerstag CSU-Stadtrat Richard Quaas (der neben einigen CSU-Kollegen zu den Ausgeladenen gehört) über das soziale Netzwerk Facebook: "Chapeau!", schreibt er süffisant, "man könnte leicht auf den Gedanken kommen, dass jetzt die großen, schwierigen Projekte durch sind". Paulaner, so erklärt er auf AZ-Nachfrage, habe sein größeres Wiesnzelt genehmigt bekommen, die Bebauung am Nockherberg ebenfalls. Das könne man nun als Signal deuten: "Euch brauchen wir nicht mehr, ihr seid nicht mehr wichtig für uns."

"Ich kann nicht verstehen, dass man uns so aussortiert"

Ein Zitat, von dem sich die Kollegen von der SPD hektisch distanzieren: "Die Zulassung eines Betriebs zum Oktoberfest steht in keinem Zusammenhang mit irgendwelchen Einladungen", lässt Wirtschafts-Sprecher Helmut Schmid wissen. Trotzdem, so ist zu hören, sei auch Stadtrat Klaus-Peter Rupp, der keine Einladung mehr hat, darüber "not amused".

Bei der Bayernpartei darf Richard Progl nicht mehr kommen, sondern nur noch Fraktionschef Johann Altmann, der sich deshalb brüskiert fühlt: "Ich kann nicht verstehen, dass man uns so aussortiert."

Ausgesiebt wurde auch bei den Grünen, wo Katrin Habenschaden fehlen wird: "Schade, das war ein Highlight, aber so ist halt das Recht des Einladenden." Die kühlste Reaktion kommt von FDPlerin Gabriele Neff, ebenfalls nicht mehr geladen. Sie lässt ausrichten, sie habe am 8. März sowieso "was anderes vor". Na dann, Prost.

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