Neues Patent: Die unsichtbare Corona-Wand aus Grünwald
Das Prinzip ist seit Jahrzehnten bekannt: OP-Räume werden nach der Benutzung mit UV-C-Licht desinfiziert. Die Strahlung tötet ebenso in Klärwerken die Keime im Abwasser ab. Wer Zierfische hält, setzt das Licht manchmal gegen Algen im Aquarium ein.
In Zukunft sollen unsichtbare Wände aus UV-C-Licht verhindern, dass sich Krankheitserreger über die Luft ausbreiten, auch Coronaviren tötet die Strahlung zuverlässig ab - zu 99 Prozent.
"Hierfür muss man kein Mediziner sein, sondern Nerd oder Visionär"
Reiner Prohaska stellte am Dienstag ein drei Meter hohes Lichttor vor, das einen unsichtbaren Viren-Wall bildet. "Für diese Idee muss man kein Mediziner sein, sondern eher ein Nerd oder Visionär", sagt der Unternehmer aus Grünwald. Er hat ein Patent auf seine "intelligente Virenschutzwand" angemeldet.
Disney lieferte die Inspiration
Die Eingebung hatte er vor über einem Jahr: "Ich sah einen Disney-Film mit Motorrädern, aus deren Auspuff undurchdringliche Lichtwände schossen und las in einem Wissenschaftsportal über die desinfizierende Macht der UV-C-Strahlung", sagt der Erfinder.
Seitdem tüftelt er an der Produktion seiner Lichtwand. Im April will seine Firma Smart United die ersten Exemplare installieren.
Zwei Münchner Wissenschaftler waren an der Entwicklung beteiligt. Der eine: Mikrobiologe und Virologe Andreas Wieser (38) vom Tropeninstitut der LMU. Er erklärt: "Wir haben es an Kolibakterien, Krankenhauskeimen und einem Coronavirus der Mäuse getestet. Die Lichtwand tötet alle Mikroorganismen."
Das System funktioniert wie eine Lampe
Praktisch ist: Das neue System kann wie eine Lampe an der Decke aufgehängt werden, um Räume abzutrennen. "Das UV-C-Licht strahlt gebündelt nach unten. Wie mit einem Schutzvorhang werden dabei Pathogene inaktiviert, sobald sie als Aerosol durchschweben", sagt Wieser.
Mit Professor Christoph Haisch von der TU München hatte er bereits über einen breiteren Einsatz von UV-C-Licht in der Corona-Pandemie gesprochen. Doch erst durch den Kontakt mit dem Unternehmer Prohaska kam eine ernsthafte Forschung zustande.

"Ich sehe die erste Anwendung dort, wo der Leidensdruck am höchsten ist", meint Aerosol-Wissenschaftler Christoph Haisch. In Krankenhäusern, zwischen Gang und Patientenzimmer, könne so eine Lichtwand installiert werden.
Verschiedenste Einsatzorte sind denkbar
Auch im Altenheim als unsichtbare Schutzwand zwischen Besuchern und Senioren - ein Ersatz für die Plexiglasscheibe. Weitere Bereiche wären Behörden mit Kundenverkehr. Notariatsbüros, wo die Maske abgelegt werden muss, um sich zu identifizieren, Großraumbüros oder Fitnesscenter.

Die herkömmlichen UV-C-Apparaturen erzeugen schädliches Ozon und ein ungünstiges Streulicht. Die UV-Hightech-Variante ist moderner: LED-Lichtquellen vermeiden die Ozonbildung. Die Strahlung ist in einem Strahlenvorhang gebündelt, der senkrecht zum Boden geht - und so der Gesundheit nicht schadet. Wichtig: Sobald eine Hand oder ein Körper in den Licht-Bereich gerät, schaltet sich die Strahlung automatisch ab.
Das Ziel ist, Menschen ein Stück Normalität zurückzugeben. Es gibt diese Hoffnung: "Durch die Schutzwände und eine Funktion zur Reinigung der Raumluft könnte in Zukunft das Tragen von Masken in UV-C-geschützten Räumen wegfallen", schreiben die Entwickler.
Tuberkuloseforschung brachte die Wissenschaftler zusammen
Die Wissenschaftler Andreas Wieser und Christoph Haisch haben sich übrigens über die Tuberkuloseforschung kennengelernt. Sie haben beide beklagt: Es gibt noch keine guten technischen Entwicklungen für Aerosole, ein Desinfektionsmittelspender im Gang nutzt da nichts", erklärt Mediziner Wieser.
Dass die Münchner ein neues Konzept zur Aerosol-Hygiene mitentwickeln konnten, erfüllt sie nun. Wieser sagt: "Das ist eine technische Entwicklung für besseren Schutz. Das System ist physikalisch, wie Hitze oder Strahlung. Auch ein Schnupfenvirus kommt durch unsere UV-C-Lichtwand nicht durch."