Neuer Wohnbericht: München, wie wohnst du?

Wo bleibt man gern wohnen? In welchen Vierteln lebt man eng? Wo sind die Nachbarn reich? Der neue Wohnbericht der Stadt gibt über solche Fragen Auskunft. Die AZ hat ihn ausgewertet.
von  Irene Kleber
Die Karte zeigt die durchschnittliche Haushaltsgröße.
Die Karte zeigt die durchschnittliche Haushaltsgröße. © AZ

Für Umzugsfirmen laufen die Geschäfte gerade nicht so richtig gut: Wer immer in München mit dem Gedanken spielt, mal innerhalb der Stadt umzuziehen, überlegt sich das lieber ein paar Mal. 16,60 Euro und mehr pro Quadratmeter bei einem Erstbezug im Neubau? Will man das echt berappen – sofern man überhaupt einen Zuschlag vom Vermieter bekäme?

Einfach mal so ein Fünftel mehr zahlen, als noch vor, sagen wir, fünf Jahren? An die 15 000 Münchner weniger als noch 2010 haben deshalb letztes Jahr ihren Hausstand in Kisten gepackt. Besser wird’s heuer gewiss auch nicht für Möbelschlepper. Denn die Mietsteigerungs-Kurve geht weiter stetig nach oben, während nach wie vor viel mehr Menschen neu in die Stadt ziehen, als Wohnungen gebaut werden.

In welchen Vierteln schlägt man Wurzeln?

So oder so wohnen manche Münchner beharrlicher in ihren Wohnungen als andere. Der Durchschnitt liegt bei 10,7 Jahren. Weit länger (im Schnitt 13 bis 15 Jahre) verwurzeln sich die Einwohner in einigen Vierteln am Stadtrand (wie am Hasenbergl, in Aubing, Solln oder Daglfing). So steht es im neuen „Bericht zur Wohnungssituation in München 2015“, den das städtische Planungsreferat im Oktober im Stadtrat vorlegt.

In Neubaugebieten (wie Freiham) und in der Innenstadt (wie rund um den Königsplatz, am Marsfeld oder im St.-Pauls-Viertel) dagegen kann es passieren, dass sich Nachbarn kaum gescheit kennenlernen, weil man halt nach ein paar Monaten oder Jahren eh schon wieder weg ist.

Wer mag die City, wer den Stadtrand?

Es gibt eine klare Wanderungstendenz in der Stadt: Raus aus der lauten, engen (und teuren) City, rein ins Grün am ruhigeren Stadtrand, wo die Wohnung vielleicht ein bissl größer ist. Oder sich eine der Neubauwohnungen sichern, die über die Stadt verteilt entstehen. Darum geht es den Münchnern vor allem, die sich innerhalb der Stadt neu orientieren – zumal junge Familien und Ältere.

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Freimann ist deshalb in den letzten Jahren dichter von alteingesessenen Münchnern besiedelt worden. Auch Oberföhring, die Schwere-Reiter-Straße in Neuhausen und Schwabing-West und die Siedlung „Land in Sonne“ am Westpark. Wer „oide Münchner“ verloren hat, sind die Viertel Obersendling, Ludwigsfeld, Kleinhesselohe und das Dreimühlenviertel. In die frei gewordenen Wohnungen (auch die zentrumsnahen im Kreuzviertel, in der Graggenau und rund um die Maxvorstadt) sind vor allem 18- bis 30-jährige Neubürger von außerhalb der Stadt eingezogen, um zu studieren oder neue Jobs in der Stadt zu beginnen.

Nur ein einziges der 108 Münchner Viertel ist tatsächlich luftiger geblieben: Südgiesing am südlichen Rand der Stadt, kurz vor Neubiberg.

Wo siedeln Singles? Und wo Familien?

Wie man auf der großen Karte oben sehen kann, wohnen in der Stadtmitte die meisten Singles – vor allem in der Graggenau, im Uni-Viertel, am Josephsplatz, rund um die Augustenstraße und am Maßmannbergl. Größere Haushalte finden sich vor allem am Rand, in Aubing und Freiham etwa, in Waldperlach, Daglfing und in der Messestadt.

Und, als kleiner Ausreißer eher innenstadtnah: rund um die Neubauten am Ackermannbogen.

Wer hat am meisten Platz für sich?

Das kann man im Diagramm unten links wunderbar sehen: Geradezu ausladend residieren die Altstädter und die Leute im Lehel. 45 Quadratmeter pro Nase hat jeder da im Schnitt, und kann sich in seinen vier Wänden richtig ausbreiten. Zwei Eltern mit Kind kommen statistisch also auf 135 Quadratmeter (Durchschnitt!).

Wenn man sich das als Milbertshofener so vorstellt, kann man schon neidisch werden. Da hat jeder Bewohner im Mittel nur 26 Quadratmeter. Zu dritt kommt man also mit 78 Quadratmeter auf nur halb so viel Platz.

Leben Sie beengt oder auf großem Fuß? Vergleich: Im Lehel hat jeder Bewohner 45 m² der Wohnung für sich. Am Hart nur 26 m².     Grafik: AZ

 

Wo lebt man unter Reichen? Und Armen?

Dass in den Villenvierteln Bogenhausen oder Nymphenburg das Geld daheim ist, weiß man ja. Die neuen Daten zeigen Münchens Reichtum und Armut aber noch kleinteiliger. Statistisch gesehen kann laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) jeder Münchner – nach Abzug laufender Kosten (wie Miete, Versicherungen) 29 000 Euro pro Jahr für Konsum verjuxen. Für viele Leute am Hart, in Echarding (bei Ramersdorf) oder der Blumenau gilt das nicht (Kaufkraft unter 24 000 Euro).

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Und weit mehr Geld (über 36 000 Euro) verjubeln die Leute in der Altstadt, am Herzogpark, an der Münchner Freiheit, in Waldperlach und am Königsplatz. Übrigens eins der Viertel, in dem die Arbeitslosendichte mit über 4,5 Prozent (München-Schnitt: 3,5) besonders hoch ist. So ist München halt auch.

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