Neuer Radlschnellweg: In 30 Minuten nach Garching

München - Kopenhagen hat sie schon lange, London baut seine Radlautobahnen weiter aus - und jetzt soll München seinen ersten Radlschnellweg bekommen, oder besser gesagt: das Münchner Umland.
Landrat Christoph Göbel (Landkreis München) und Verkehrsminister Joachim Herrmann (beide CSU) haben gestern die Pilotstrecke vom Münchner Stadtrand nach Oberschleißheim und Garching vorgestellt. "Das Radl wird längst nicht mehr nur in der Freizeit genutzt. Es ist eine notwendige, neue Form der Mobilität", sagte Göbel.
Bis 2035 sollen in der Region München rund 400.000 Einwohner mehr wohnen. Die Zahl würde dann auf 3,2 Millionen Einwohner steigen. Und die sollen möglichst nicht alle Auto fahren.
Planungen liefen bereits seit 2015
Deshalb also ein Radschnellweg, das heißt eine Strecke, die breit genug ist, dass Radler nebeneinander fahren und leichtüberholen können. Außerdem ist er ausschließlich für Radfahrer.
Mehr als zwei Jahre hat es gedauert, bis die Streckenführung festgelegt war. Eine erste Analyse 2015 im Auftrag der Stadt hatte ermittelt, wo Radschnellverbindungen sinnvoll sind. Von 17 vorgeschlagenen Rad-Korridoren wurden die Strecken nach Garching und Unterschleißheim vertieft. Grund dafür: die sowieso überlastete U6 mit Studenten und Pendlern, die alle in den Münchner Norden müssen. Diese sollen mit der Radlautobahn zum Umsteigen bewegt werden.
So soll die Trassenführung von München nach Garching und Unterschleißheim aussehen. Grafik: Google Maps/AZ
Die Strecke führt von der Stadtgrenze München (Neuherberg) entlang der B13 nach Unterschleißheim und über den U-Bahnhof Garching-Hochbrück bis zum Forschungszentrum der TU (siehe Grafik).
34 Millionen Euro soll das Projekt kosten. Ob Bund oder Freistaat zahlen, steht noch nicht fest und hängt davon ab, wo genau der Radlweg verlaufen wird.
Wenn's gut läuft, könnten Radler ab 2021 ohne Querstraßen, Ampeln und Fußgänger mit bis zu 30 km/h zu Arbeit und Uni brausen. Einen Termin für den Spatenstich gibt es aber noch nicht.
Eine Frage steht noch aus
Münchner Radl- und Umweltverbände reagierten gestern mit Lob - aber auch Kritik an der Stadt. Andreas Groh, Vize-Chef des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs München (ADFC), begrüßt das Vorhaben generell: "Das wird sicherlich eine attraktive Trasse werden."
Er betont aber, dass bei so großen Projekten erst abgewartet werden muss, wie sich die Trasse bewährt: "Wenn sie nicht angenommen wird, muss man nachbessern."
Ein Problem sieht er jedoch: nicht beim Landkreis, sondern bei der Stadt. Die komme seit Jahren nicht zu einer Entscheidung, wo man den Radschnellweg innerstädtisch weiterführt: "Die Stadt ist da mindestens ein Jahr hinterher, sie ist zu langsam. Der Landkreis hat da das Tempo vorgegeben."
Seiner Meinung nach gäbe es zum Beispiel diese Möglichkeiten, die Trasse weiterzuführen: entweder durch Milbertshofen an der alten Trambahntrasse entlang. Oder man könnte die Ingolstädter Straße oder die Leopoldstraße fahrradfreundlich ausbauen.
Ähnlich äußert sich Green City. "Es ist ein Armutszeugnis, dass der Weg nicht in die Innenstadt weiter führt", sagte Verkehrsexperte Andreas Schuster.
Entscheidend sei, dass die Radlschnellwege in die Innenstadt wenige Kreuzungen haben und es an Ampeln eine Grüne Welle für den Radverkehr gibt.
Wie das gehen soll: Dafür lässt die Stadt derzeit eine Machbarkeitsstudie erstellen.
Bis die fertig ist, hat der Landkreis wahrscheinlich schon mit dem Bau der neuen Radwege begonnen.