Neuer Grill-Trend: Münchner kaufen eigene Pizzaöfen für den Garten – und die sind richtig teuer
München - Früher war mehr Kohle. Wer erinnert sich nicht an verqualmte Gärten der Kindheit am Samstagnachmittag, als es schon mal zwei Stunden und unzählige Anfeuerversuche brauchte, bis der Grillrost endlich glühte?
Diese Zeiten sind lange vorbei. Grillen ist in den letzten Jahren ein ernstzunehmendes Hobby geworden. Der klassische wackelige Holzkohlegrill wurde irgendwann vom Weber-Kugelgrill abgelöst und dann kamen die berühmten Gasgrills der gleichen Firma. Aber auch die sind mittlerweile ziemlich out.
Neuer Trend: Münchner backen im eigenen Pizzaofen im Garten ihre Pizzen
"Im Moment steht die Pizza hoch im Kurs", erzählt Claus Kogler der AZ. Er ist der Grillspezialist bei Kustermann und hat gleich eine ganze italienische Ecke in der Grillabteilung eingerichtet. Denn heutzutage backt der Mensch von Welt seine original neapolitanische Pizza selbst im Garten. Mit der passenden Ausstattung kann man seine Gäste beeindrucken.
Vorreiter in Sachen Pizzaöfen für den Garten ist laut Kogler die Firma Ooni. Die Öfen können mit Holz oder Gas befeuert werden, erreichen eine Temperatur von 300 bis 350 Grad, und in 60 bis 90 Sekunden ist so eine Pizza fertig. 350 Euro muss man für die schlichteste Version hinlegen. Nach oben hin gibt es viel Spielraum. Ebenfalls angesagt ist die Marke Alfa. Dort gehen die Pizzaöfen bei rund 1000 Euro los. Wer keinen Garten hat, der kauft sich einfach einen Ferrari. Das ist ein Elektro-Pizzaofen für die Wohnung, der schon ab 150 Euro zu haben ist.
Retro-Grill für 2300 Euro: Der Münchner Hobby-Griller setzt auf Keramik
Voll im Trend liegen zur Zeit auch große grüne Eier. Die Marke Big Green Egg entstand 1974 in den USA. In der Gastronomie findet man diese geschlossenen Retro-Holzkohle-Grills schon seit Jahren. Sie sind aus Keramik, "das nimmt die Feuchtigkeit auf und gibt sie ab", erklärt Kogler.
Deshalb schmecke das Fleisch aus diesen Grills besonders gut. Darin kann man auch räuchern, schmoren, braten und backen – sogar Pizza, wenn man den entsprechend großen Eiergrill kauft. Ab 2300 Euro ist man dabei. Ein kleineres Modell gibt es für 800 Euro.

So richtig günstig ist das alles nicht. "Wir sind im Moment auf der Suche nach Grillmodellen für den kleineren Geldbeutel", erzählt Kogler. Es sei gar nicht so einfach, eine Marke zu finden, die nicht im Internet verramscht werde. Als stationärer Laden ist es dann schwer, zumindest den Listenpreis mit der ausführlichen Beratung zu rechtfertigen. Im Moment kostet der günstigste Grill (Marke Outdoorchef) bei Kustermann 549 Euro.
Praktisch für Menschen mit kleinen Wohnungen: Grills zum Aufhängen am Balkon oder Fahrrad
Und dann sind da noch die Knistergrills. Die gibt es schon zwischen 89 und 230 Euro. Sie werden von Menschen gekauft, die keinen Garten haben. Entweder man befestigt sie mit einer Halterung am Fahrrad und nimmt sie mit zum Picknick oder man hängt sie sich an den Balkon. Die Modelle kann man mit Gas und/oder Kohle anheizen.
Ein Tipp vom Profi für alle Balkon-Griller: Schauen Sie in Ihren Mietvertrag. Wenn dort offenes Feuer auf dem Balkon verboten ist, dürfen Sie weder mit Kohle noch mit Gas grillen. Dann kommt für Sie nur ein Elektrogrill in Frage. Ein solcher ist bei Kustermann ohnehin gerade der Verkaufsschlager. Der Magic Grill ist eine schlichte Grillplatte für den Tisch nach japanischem Vorbild. Darauf kann man nicht nur Fleisch, sondern auch Pancakes, Hamburger, Gemüse und mehr grillen.
Der Vorteil: Nicht nur ein "Grillmeister" hat die ganze Arbeit. Man stellt die Elektro-Grillplatte einfach in die Tischmitte, stellt daneben ein paar Schälchen mit Grillgut und Beilagen, und wie beim weihnachtlichen Raclette brutzelt sich jeder selbst, was er möchte. Für 249 Euro bekommt man damit immerhin Grillvergnügen im Winter wie im Sommer.
"Der Maybach unter den Grills": Münchner Experte sagt, diesen Grill für 6500 Euro suchen vor allem Frauen aus
Wer so richtig protzen möchte, der besorgt sich "den Maybach unter den Grills", wie Kogler erzählt. 6500 Euro muss man hinlegen für den Nobel-Grill der Marke Flammkraft. Natürlich braucht es dafür auch den entsprechenden Garten – und meistens eine Frau, wie Kogler erzählt. Bei diesem Grill besticht die Optik, "und darüber entscheidet sehr oft die Frau".

Natürlich führt Kustermann auch allerlei Grillzubehör und Saucen von ausgewählten Marken. Claus Kogler ist ein wahrer Grill-Enthusiast und es ist eine Freude, sich von ihm das Sortiment zeigen zu lassen. Als Städterin ist man nach einem Besuch bei ihm fast versucht, die Immobilienportale nach Wohnungen mit Garten zu durchforsten - einfach um ein bisserl mitgrillen zu können.
Der Renner immer noch bei vielen Münchnern: der klassische Elektrogrill
Es ist schön, dass es in München noch Läden gibt, die ihre Kunden persönlich und fachlich kompetent beraten. Gerade im Bereich Haushaltswaren eine Seltenheit. Neben Kustermann gibt es in München (abgesehen von Baumärkten) nur noch ein weiteres familiengeführtes Geschäft mit einem wirklich breiten Sortiment rund um Haushalt und Garten: Suckfüll in der Türkenstraße.
Allerdings ist der Laden viel kleiner, weshalb es schon aus Platzgründen nicht möglich ist, dort ein breites Sortiment an Grills anzubieten. Die meisten Kunden hier kommen ohnehin aus der Nachbarschaft und haben allenfalls einen Balkon, also gar keinen Platz für einen Maybach unter den Grills.

Wer einen Grill braucht, bekommt hier einen Elektrogrill. Der kostet unter 100 Euro und tut seinen Dienst auch. Wofür die Leute hierher kommen, ist das Zubehör. Einen Grillkamin kann man hier zum Beispiel für 14,90 Euro kaufen, ein Metallzylinder, in dem man die Kohle anzündet. Natürlich auch Grillbürsten, -zangen und -thermometer. Und Grillmesser. Das sind spezielle Fleischmesser, die zwischen 55 und 70 Euro kosten.
Wichtig, wenn man auf seinem Münchner Balkon Schatten will: spezielle Schirme
Fürs Drumherum nicht nur beim Grillen, sondern auch für Picknicks und Ausflüge, bekommt man aber auch im Suckfüll alles, was man braucht. Zum Beispiel Kühltaschen.
Darin transportiert man das, was man zum Grillfest mitbringt oder bringt seine Getränke und Salate kühl in den Englischen Garten oder zum See. Schon ab 16,95 Euro bekommt man bei Suckfüll eine Kühltasche. Die teuerste kostet 71 Euro. Es gibt hier auch Kühltaschen für Flaschen.

Claudia Gries arbeitet schon seit 30 Jahren bei Suckfüll, und auch sie führt uns mit viel Sachverstand und Leidenschaft durchs Sortiment. Sie zeigt uns auch unzählige Schüsseln mit Deckel in allen Farben und Formen. Darin kann man seinen Salat nicht nur transportieren, sondern auch servieren. Wer kein Plastik mag, der nimmt eine Glasschüssel, die macht sich ohne den Deckel auch hübsch auf der gedeckten Tafel.
Mit einem speziellen Kissen wird das Biertragerl ruckzuck zur Sitzgelegenheit
Ebenfalls im Sortiment: Sonnenschirme zur Befestigung am Balkon oder mit Fußhalter, ein praktischer Klapptisch zum Einhängen am Balkongeländer und Picknickdecken. Und was uns sofort ins Auge sticht: ein Biertragerl-Sitzkissen für 15,99 Euro. Das nimmt nicht viel Platz weg, aber in einer fröhlichen Runde wird geschwind ein Sitzplatz draus. Bei Suckfüll im Moment ein Verkaufsschlager, wer hätte das gedacht?

Was ins Sortiment kommt und was nicht, muss in so einem Geschäft schließlich gut überlegt sein. "Wir setzen auf die Erfahrungswerte unserer Verkäuferinnen", erzählt Katharina Suckfüll der AZ, "sie können gut abschätzen, was gehen könnte und was nicht." Im Fall der Sitzkissen hat Claudia Gries einen Volltreffer gelandet.
Auch mit ihr macht es Spaß, durch die Waren zu stöbern, Fragen zu stellen und laut zu überlegen. Einen Unsinn bekommt man hier definitiv nicht aufgeschwatzt, stattdessen Information und ehrliche Beratung. Wie schön, dass wir dafür in München das Internet eigentlich gar nicht brauchen.
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