Neue Wohnungsbörse für München: Wer will eine Tauschwohnung?
München - Für die Erzieherin Manuela Stelzer (40) war der Flyer, der vor zwei Jahren mit ihrem Gehaltszettel von der Stadt in der Post lag, ein bisschen wie ein Geschenk des Himmels. Vom brandneuen städtischen Pilotprojekt Wohnungstausch war dort die Rede. Dass also Ältere, die alleine in zu vielen Zimmern leben, weil die Kinder aus dem Haus sind, ihre städtische Wohnung mit Familien tauschen könnten, die beengt wohnen – wenn beide sich einig werden.
Bei ihr daheim in Neuhausen war es wirklich zu eng mit ihrem Mann und den zwei Buben (1 und 4 Jahre) in einer Zweizimmerwohnung mit 56 Quadratmetern. "Wir haben uns im Februar in der Tauschbörse aufnehmen lassen", erzählt sie, "und im April hat sich schon eine tauschwillige Nachbarin aus derselben städtischen Gewofag-Anlage gemeldet, die sich verkleinern wollte."

Wohnungstausch in München: Die Miete verändert sich nicht
Drei Zimmer, 88 Quadratmeter, bot die alleinstehende Dame zum Tausch an, nur 300 Meter weg vom bisherigen Zuhause der Stelzer-Familie. "Perfekt ist das für uns", erzählt die Erzieherin, "Kita, Sport, Freunde in der Nachbarschaft – wir mussten nichts davon mit dem Umzug aufgeben."
Und das Allerbeste: Sie haben sogar die alte, günstige Kaltmiete der Nachbarin übernehmen können beim Mietvertragswechsel - das gehört zum Konzept beim städtischen Wohnungstausch. Nun zahlen sie "knapp über 1.000 Euro warm" – ein Schnäppchen, denn auf dem freien Mietmarkt in Neuhausen wird heute oft doppelt so viel verlangt.
Mieter tauschen ihre städtischen Wohnungen in München: "Das macht auch Spaß"
Auch Michael Hoffmann (58) und seine Frau Petra (62), beide bei der Stadt beschäftigt, haben mit dem Pilotprojekt Glück gehabt. Aus einer 75-Quadratmeter-GWG-Wohnung im zweiten Stock ohne Aufzug konnten sie am Hasenbergl fünf Hausnummern weiter einen Stock tiefer in kleinere 52 Quadratmeter einziehen.
"Aus gesundheitlichen Gründen ist das super für uns mit weniger Treppen", sagt Hoffmann, "obendrein sparen wir mit der Verkleinerung 200 Euro Miete ein" – denn auch die Hoffmanns haben die alte Miete der Nachbarin übernommen.

Was auch schön sei: "In unsere frühere Wohnung ist eine Familie mit zwei kleinen Kindern eingezogen, die mehr Platz brauchen", sagt Hoffmann, "anderen durch den Tausch Gutes zu tun, das macht auch Spaß." Gut zwei Jahre ist das Pilotprojekt nun gelaufen, das helfen soll, Wohnraum besser zu nutzen und so die Wohnungsnot in München zu lindern.
Von den 750 geeigneten tauschwilligen Haushalten aus städtischen freifinanzierten Wohnungen sind 66 Haushalte (mit 155 Bewohnern) erfolgreich umgezogen – die meisten waren 40 bis 65 Jahre alt. Sozialwohnungsbewohner können bislang (noch) nicht tauschen.
Dorothee Schiwy (SPD): "Wir möchten hochbetagte Münchner für einen Tausch gewinnen"
Mit dem Ende der Pilotphase hat Sozialreferentin Dorothee Schiwy (SPD) am Freitag offiziell den Startschuss für die Wohnungsbörse gegeben – damit wird die Börse nun auch über die städtischen Wohnungen hinaus ausgeweitet.

Ab sofort kann sich jeder Münchner online einen Tauschpartner suchen, der in einer freifinanzierten städtischen Wohnung (keine Sozialwohnung), in einer Genossenschaftswohnung oder auch einer Wohnung auf dem freien Mietmarkt wohnt und sich per Tausch verkleinern oder vergrößern will.
"Wir möchten vor allem noch viele hochbetagte Münchnerinnen und Münchner für einen Tausch gewinnen", sagt die Sozialreferentin, "denn gerade sie wohnen oft allein in großen Wohnungen."
Wie funktioniert der Wohnungstausch in München?
Wie läuft ein Tausch konkret ab? Unter wohnungsboerse.muenchen.de kann man sich mit seiner bisherigen und seiner Wunschwohnung (Größe, Lage, Barrierefreiheit, Ausstattung) kostenfrei registrieren. Ein Algorithmus bringt passende "Matches" zueinander.
Über eine Chatfunktion können Tauschwillige dann selbständig zueinander Kontakt aufnehmen und Besichtigungstermine vereinbaren. Wenn man sich einig ist, informiert man den Vermieter über den Umzugswunsch, schließt neue Mietverträge ab und zieht zeitgleich jeweils in die andere Wohnung um.
Dabei gilt: Jede Wohnung behält ihren bisherigen Quadratmeterpreis, und: Die Wohnungen werden so übergeben, wie sie sind. Weißeln & Co muss also nicht derjenige, der auszieht, sondern der Einziehende. Dorothee Schiwy appelliert "ausdrücklich an alle Vermieterinnen und Vermieter, Tauschwillige zu unterstützen."
Registrierung: wohnungsboerse.muenchen.de