Neue Wohnungsbörse für München: Wer will eine Tauschwohnung?

Ältere, die allein in (zu) vielen Zimmern leben, können jetzt ganz einfach mit Familien tauschen, die auf (zu) kleinem Raum wohnen – über die neue städtische Online-Wohnungsbörse in München. Die alten Kaltmieten bleiben dabei erhalten.
Irene Kleber |
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In München können Wohnungen getauscht werden über eine Börse - wie funktioniert's? (Symbolbild)
In München können Wohnungen getauscht werden über eine Börse - wie funktioniert's? (Symbolbild) © imago images/Sven Simons

München - Für die Erzieherin Manuela Stelzer (40) war der Flyer, der vor zwei Jahren mit ihrem Gehaltszettel von der Stadt in der Post lag, ein bisschen wie ein Geschenk des Himmels. Vom brandneuen städtischen Pilotprojekt Wohnungstausch war dort die Rede. Dass also Ältere, die alleine in zu vielen Zimmern leben, weil die Kinder aus dem Haus sind, ihre städtische Wohnung mit Familien tauschen könnten, die beengt wohnen – wenn beide sich einig werden.

Bei ihr daheim in Neuhausen war es wirklich zu eng mit ihrem Mann und den zwei Buben (1 und 4 Jahre) in einer Zweizimmerwohnung mit 56 Quadratmetern. "Wir haben uns im Februar in der Tauschbörse aufnehmen lassen", erzählt sie, "und im April hat sich schon eine tauschwillige Nachbarin aus derselben städtischen Gewofag-Anlage gemeldet, die sich verkleinern wollte."

Erzieherin Manuela Stelzer (40) ist glücklich über ihren Wohnungstausch. Mit ihrem Mann und zwei Kindern ist sie in Neuhausen von einer Zwei- in eine Dreizimmerwohnung umgezogen – nur 300 Meter entfernt vom alten Zuhause.
Erzieherin Manuela Stelzer (40) ist glücklich über ihren Wohnungstausch. Mit ihrem Mann und zwei Kindern ist sie in Neuhausen von einer Zwei- in eine Dreizimmerwohnung umgezogen – nur 300 Meter entfernt vom alten Zuhause. © Bernd Wackerbauer

Wohnungstausch in München: Die Miete verändert sich nicht

Drei Zimmer, 88 Quadratmeter, bot die alleinstehende Dame zum Tausch an, nur 300 Meter weg vom bisherigen Zuhause der Stelzer-Familie. "Perfekt ist das für uns", erzählt die Erzieherin, "Kita, Sport, Freunde in der Nachbarschaft – wir mussten nichts davon mit dem Umzug aufgeben."

Und das Allerbeste: Sie haben sogar die alte, günstige Kaltmiete der Nachbarin übernehmen können beim Mietvertragswechsel - das gehört zum Konzept beim städtischen Wohnungstausch. Nun zahlen sie "knapp über 1.000 Euro warm" – ein Schnäppchen, denn auf dem freien Mietmarkt in Neuhausen wird heute oft doppelt so viel verlangt.

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Auch Michael Hoffmann (58) und seine Frau Petra (62), beide bei der Stadt beschäftigt, haben mit dem Pilotprojekt Glück gehabt. Aus einer 75-Quadratmeter-GWG-Wohnung im zweiten Stock ohne Aufzug konnten sie am Hasenbergl fünf Hausnummern weiter einen Stock tiefer in kleinere 52 Quadratmeter einziehen.

"Aus gesundheitlichen Gründen ist das super für uns mit weniger Treppen", sagt Hoffmann, "obendrein sparen wir mit der Verkleinerung 200 Euro Miete ein" – denn auch die Hoffmanns haben die alte Miete der Nachbarin übernommen.

Michael Hoffmann (58) hat seine größere Wohnung gegen einekleinere nebenan getauscht. In seiner alten wohnt jetzt eine Familie.
Michael Hoffmann (58) hat seine größere Wohnung gegen einekleinere nebenan getauscht. In seiner alten wohnt jetzt eine Familie. © Bernd Wackerbauer

Was auch schön sei: "In unsere frühere Wohnung ist eine Familie mit zwei kleinen Kindern eingezogen, die mehr Platz brauchen", sagt Hoffmann, "anderen durch den Tausch Gutes zu tun, das macht auch Spaß." Gut zwei Jahre ist das Pilotprojekt nun gelaufen, das helfen soll, Wohnraum besser zu nutzen und so die Wohnungsnot in München zu lindern.

Von den 750 geeigneten tauschwilligen Haushalten aus städtischen freifinanzierten Wohnungen sind 66 Haushalte (mit 155 Bewohnern) erfolgreich umgezogen – die meisten waren 40 bis 65 Jahre alt. Sozialwohnungsbewohner können bislang (noch) nicht tauschen.

Dorothee Schiwy (SPD): "Wir möchten hochbetagte Münchner für einen Tausch gewinnen"

Mit dem Ende der Pilotphase hat Sozialreferentin Dorothee Schiwy (SPD) am Freitag offiziell den Startschuss für die Wohnungsbörse gegeben – damit wird die Börse nun auch über die städtischen Wohnungen hinaus ausgeweitet.

So sieht sie aus, die neue Wohnungsbörse der Stadt München.
So sieht sie aus, die neue Wohnungsbörse der Stadt München. © Screenshot Wohnungsbörse München

Ab sofort kann sich jeder Münchner online einen Tauschpartner suchen, der in einer freifinanzierten städtischen Wohnung (keine Sozialwohnung), in einer Genossenschaftswohnung oder auch einer Wohnung auf dem freien Mietmarkt wohnt und sich per Tausch verkleinern oder vergrößern will.

"Wir möchten vor allem noch viele hochbetagte Münchnerinnen und Münchner für einen Tausch gewinnen", sagt die Sozialreferentin, "denn gerade sie wohnen oft allein in großen Wohnungen."

Wie funktioniert der Wohnungstausch in München?

Wie läuft ein Tausch konkret ab? Unter wohnungsboerse.muenchen.de kann man sich mit seiner bisherigen und seiner Wunschwohnung (Größe, Lage, Barrierefreiheit, Ausstattung) kostenfrei registrieren. Ein Algorithmus bringt passende "Matches" zueinander.

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Über eine Chatfunktion können Tauschwillige dann selbständig zueinander Kontakt aufnehmen und Besichtigungstermine vereinbaren. Wenn man sich einig ist, informiert man den Vermieter über den Umzugswunsch, schließt neue Mietverträge ab und zieht zeitgleich jeweils in die andere Wohnung um.

Dabei gilt: Jede Wohnung behält ihren bisherigen Quadratmeterpreis, und: Die Wohnungen werden so übergeben, wie sie sind. Weißeln & Co muss also nicht derjenige, der auszieht, sondern der Einziehende. Dorothee Schiwy appelliert "ausdrücklich an alle Vermieterinnen und Vermieter, Tauschwillige zu unterstützen."

Registrierung: wohnungsboerse.muenchen.de

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16 Kommentare
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  • Der wahre tscharlie am 09.09.2023 15:39 Uhr / Bewertung:

    Das ist eine absolut SUPER Idee.
    Und... das gibt es auch in anderen Städten in Deutschland und sogar in Österreich und der Schweiz.
    Und überall funktioniert es problemlos.

  • Boettner-Salm am 09.09.2023 09:42 Uhr / Bewertung:

    Und wieder ein verzweifelter Versuch größeren Wohnraum zu generieren. Solange man an das Ursprüngliche, warum das so ist nicht rangeht, wird sich die Situation noch weiter verschlimmern.
    Aber ihr schafft das.

  • Sarah-Muc am 09.09.2023 14:16 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Boettner-Salm

    Wer ist ihr? Es ist auch kein verzweifelter Versuch. Es ist einfach eine sehr gute Möglichkeit.
    Es gibt ja noch ein Modell, dass ist auch für hochinteressant halte. Studenten:innen bekommen ein
    Zimmer und dafür helfen sie im Haushalt oder kaufen ein oder was man so alles ausmachen kann.
    Man muss halt auch offen für neues sein! Leider ist das oft bei der älteren Generation das Problem.
    Offen zu sein für Neues - wer weiss, vielleicht ist es besser als das gewohnte!

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