Neue U-Bahn U9 rückt näher – zumindest schon mal ein bisschen

Nächste Woche beginnen die Vermessungsarbeiten für die neue U-Bahn-Linie. Die Finanzierung des milliardenschweren Infrastruktur-Projekts ist aber noch nicht gesichert.
John Schneider
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Seine Dienste sind jetzt gefragt: Vermesser Andreas Chromik am Esperantoplatz. Hier soll für die U9 ein neuer U-Bahnhof entstehen.
Seine Dienste sind jetzt gefragt: Vermesser Andreas Chromik am Esperantoplatz. Hier soll für die U9 ein neuer U-Bahnhof entstehen. © Foto: Bernd Wackerbauer

München - Die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Diese zugegebenerweise banale Einsicht gilt auch für Münchens größtes städtisches Infrastruktur-Projekt seit mindestens 20 Jahren. Nächste Woche beginnen die ersten Vermessungsarbeiten für den Bau der neuen U-Bahnlinie U9, die dem Münchner U-Bahn-Netz laut MVG "wie ein Bypass" dem Herzen eine spürbare Entlastung bringen soll.

Nächster Halt: Esperantoplatz

Für die Vorstellung des Planungsstandes hat die MVG gestern auf den Esperantoplatz eingeladen. An dieser Stelle soll ein neuer U-Bahnhof entstehen, der vor allem zu Wiesn-Zeiten den Bahnhof Theresienwiese entlasten wird.

Mit dem Baubeginn wird Anfang der 30er Jahre gerechnet, bis dann die ersten U-Bahnen zwischen Schwabing und Sendling rollen, wird es bis in die 40er Jahre dauern. Die neue U-Bahn wird dann auf 10,5 Kilometern Länge die Münchner Freiheit via Elisabethplatz und Pinakotheken mit dem Hauptbahnhof verbinden. Im weiteren Verlauf geht es dann über den Esperantoplatz zum Neubau der zusammengelegten U-Bahn-Stationen Implerstraße/Poccistraße.

Planungsstart trotz unsicherer Finanzierung

MVG-Chef Ingo Wortmann: "Die U9 entlastet die U3 und U6 im Innenstadtbereich um bis zu 44 Prozent." In einem weiteren Schritt werde auch der nördliche Abschnitt der U2 um etwa 40 Prozent entlastet.

Vier Milliarden Euro soll das Projekt U9 nach ersten Schätzungen kosten. Die Finanzierung ist aber noch offen. "Aber selbst eine Stadt wie München kann die erforderlichen, riesigen Investitionen in den ÖPNV nicht aus eigener Kraft stemmen", sagt Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne). Sie appelliert an den Bund, für Planungssicherheit zu sorgen und die Förder-Methodik zu reformieren.

V.l.: MVG-Chef Ingo Wortmann, Bürgermeisterin Katrin Habenschaden, Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer, Projektleiter Markus Unterreiter.
V.l.: MVG-Chef Ingo Wortmann, Bürgermeisterin Katrin Habenschaden, Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer, Projektleiter Markus Unterreiter. © Foto: Bernd Wackerbauer

Eine U-Bahn für die nächste Generation

Für sie ist das Projekt ein Beispiel für weitsichtige Politik. Denn von der U9 werden erst die "nächste und übernächste Generation" profitieren. "Ich bin froh, dass der Stadtrat trotz der angespannten Haushaltslage und ungeklärten Förderung den Mut hatte, ein solches Zukunfts-Projekt aufs Gleis zu setzen." Das kommunale Parlament hatte sich im November für die U9 ausgesprochen.

Und die U9 ist längst nicht das Ende aller U-Bahn-Projekte. Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer erklärt, dass mit der Verlängerung der U5 nach Pasing und Freiham sowie der Verlängerung der U4 nach Englschalking zwei weitere Bauvorhaben anstehen. Insgesamt soll das U-Bahn-Netz um 20 Prozent wachsen - mit 18 neuen U-Bahnhöfen und 21,5 Kilometern neuer Strecke.

Streckenbau soll ohne Beeinträchtigungen funktionieren

SWM-Projektleiter Markus Unterreiter erklärt zum Sinn der jetzt anstehenden Vermessungsarbeiten: "Ganz konkret werden uns die Messungen zum Beispiel dabei helfen, Baufelder verträglich zum Bestand zu gestalten sowie die Bahnhöfe und Notausgänge besser planen zu können." Mit den Vermessungen sind laut MVG weder "nennenswerte Beeinträchtigungen" noch "dauerhafte Veränderungen" entlang der neuen Strecke zu befürchten.

In der Folge werden dann mittels Bohrungen der Baugrund und die Grundwasserverhältnisse untersucht. Noch in diesem Jahr soll damit begonnen werden. Auch die Beauftragung der ersten Planer soll noch 2023 erfolgen.

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Es ist zwar zapfig an diesem Märzmorgen auf der Theresienwiese, aber die Sonne scheint bei der Vorstellung des Planungstandes. Ein gutes Omen? Für die Bürgermeisterin auf jeden Fall. Sie freut sich über diesen ersten Schritt zur U9: "Heute ist ein guter Tag."

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  • Monika1313 am 08.03.2023 08:45 Uhr / Bewertung:

    4 Milliarden Euro Kosten und Bauzeit bis in die 40er Jahre.
    Heißt auf deutsch 10 Milliarden Euro und Bauzeit bis in die 80er Jahre.
    Betrifft uns alle nicht mehr. Nur der Stau, aber den mögen die Münchner ja, wie wir wissen.

  • ESC-Gast am 08.03.2023 08:05 Uhr / Bewertung:

    Die Zeit-Standards für derartige Projekte haben Ausmaße angenommen, da kann man nur nur noch mit dem Kopf schütteln. Über 30 Jahre Planung für die West- und Nordtangente der Tram und der Bau und der Betrieb steht immer noch in den Sternen. 6 Jahre für den Umbau eines U-Bahnhofs, der wenn alles gut geht Ende des Jahres fertig sein soll. Im gleichen Zeitraum ist in den 60ern die U3 und die U6 mit 17 Bahnhöfen gebaut worden. Das ist doch alles nicht mehr nachvollziehbar.

    Wir haben jetzt einen Engpass und den schon lange und nicht erst in den 40ern. Dann richtet als Entlastung wenigstens eine Tramlinie von der MüFr bis zum Stachus ein, falls die paar hundert Meter geplanten Gleise vor den 40ern überhaupt fertig werden...

  • Witwe Bolte am 08.03.2023 06:53 Uhr / Bewertung:

    Man fragt sich, wie Olympia 1972 mitsamt U-Bahn-Bauten innerhalb weniger Jahre realisiert werden konnten. Alles pünktlich und perfekt.
    Heutzutage undenkbar.

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